FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. April 2012. Angesichts des börslichen Aprilwetters bekommen Fondsanleger kalte Füße und trennen sich seit Wochenbeginn insbesondere von Portfolios mit europäischen Aktien.
Erst seit dem gestrigen Temperatursturz insbesondere der europäischen Indizes reagieren Fondsinvestoren auf die Kapriolen der Aktienbörsen mit deutlichen Verkäufen. 'Zuvor ließen sich viele von den täglichen Schwankungen um 1oder 2 Prozent etwa im DAX nicht aus der Ruhe bringen', beobachtet Frank Wöllnitz von ICF Kursmakler und vermutet darin einen gewissen Gewöhnungseffekt.
Am Montag drückte jedoch so einiges die Stimmung nach unten, etwa der womöglich anstehende Machtwechsel in Frankreich, wahrscheinlicher werdende Neuwahlen in den Niederlanden, schwächere April-Geschäfte im Euroraum oder die wachsende
Furcht vor einer Ausweitung der Eurokrise.
Im Widerspruch zum zuletzt optimistischen IFO-Geschäftsklimaindex stottere gar der Industriemotor in Deutschland. Während der hiesige Dienstleistungssektor im April auf 52,6 Punkte zugelegt habe, enttäuschten die 46,3 Punkte im verarbeitenden Gewerbe. 'Vertrauenserweckend sieht anders aus', meint Anja Deisenroth-Boström von der Baader Bank, die von insgesamt schwachen Umsätzen im Handel mit Publikumsfonds spricht. 'Bis Ende vergangener Woche rührten die Fondsanleger sich kaum und seit Wochenbeginn gibt es fast nur Abflüsse.' Investoren vermissten seit geraumer Zeit verlässliche Entscheidungsgrundlagen.
Europäische Aktien lieber nicht, Vola ja
Anleger trennen sich Anleger zumeist von ihren europäischen Aktieninvestitionen', weiß Deisenroth-Boström. Abgestoßen würden deutsche Standardwerte beispielsweise im DWS Deutschland (WKN 849096). Auch von europäischen Bluechips etwa im Allianz RCM Europe Equity Growth (WKN A0KDMU) und im Meag Euroinvest (WKN 975433) hätten Fondsinvestoren unterm Strich Abstand genommen.
Auch Wöllnitz spricht von mehr Abflüssen als Zuflüssen beispielsweise im JPM Europe Equity A (WKN 602967) oder im JPM Europe Strategic Value (WKN 933913).
Auf die Kursschwankungen europäischer Aktien an sich, setzt ein Volatilitätsfonds. Das Fondsmanagements des Caam Volatility Euro Equities (WKN A0ML43), den sich Anleger laut Deisenroth-Boström gegenwärtig verstärkt ins Depot legen, will mittelfristige zyklische Trends und tägliche Schwankungen als Performance-Quelle nutzen. Mit Optionen auf den Euro Stoxx 50 partizipiert der Fonds an der Schwankung der impliziten Einjahres-Volatilität der Aktienmärkte im Euroraum.
Windbruch bei Mischfonds
Rege gehandelt worden sei in den vergangenen fünf Handelstagen einmal mehr der Flossbach von Storch SICAV (WKN A0M430), wie Wöllnitz meldet. 'Bis Freitag kam das aktiv verwaltete Portfolio noch gut an, seit Wochenbeginn stehen auch hier Verkäufe im Vordergrund.' Insgesamt verbucht der Fondsspezialist von ICF Kursmakler aber einen ausgeglichenen Handel für diesen Dauerbrenner. Der Publikumsfonds mache seinem Namen alle Ehre. 'Anhand der stetigen Umsatzbewegungen erkennt man, wie beliebt das Portfolio insbesondere auch bei Privatanlegern ist.'
Von mehr Käufen als Verkäufen auf Wochensicht berichtet Wöllnitz zudem vom Kapital Plus (WKN 847625). Vermutlich überzeuge die Mischung aus festverzinsten Wertpapieren und einem kleineren Anteil von 30 Prozent Aktien europäischer Unternehmen.
In international ausgerichteten Fonds registriert die Baader Bank insgesamt einen Verkaufstrend und nennt Abgaben des Keppler Lingohr Global Equity (WKN A0JDCH) und des DWS Top Dividende (WKN 984811) als Beispiele.
Selektive Käufe und Verkäufe asiatischer Unternehmen ausgeglichen
Überschaubare Handelsbewegungen gebe es in Portfolios mit asiatischen Aktien, wie Deisenroth-Boström bemerkt. Etwa verabschiedeten sich Fondsanleger tendenziell vom Lingohr Asien Systematic LBB Invest (WKN 847938). Mehrheitlich Zuflüsse, wenn auch auf niedrigem Niveau, habe es hingegen für den Baring Asean Frontiers Fund (WKN 926373) gegeben. Dieser konzentriert sich auf Aktien aus Unternehmen mit Sitz im asiatischen Länderverbund ASEAN, zu dem Singapur, Thailand, die Philippinen, Malaysia, Indonesien und Vietnam gehören.
Starke Thermik in Immobilienfonds
Bei den offenen Immobilienfonds fielen insbesondere die erhöhten Verkäufe von Anteilen am SEB Immoinvest (WKN 980230) ins Gewicht. 'Die Frist für eine Entscheidung des über 6 Milliarden Euro schweren Fonds läuft', begründet Wöllnitz den Abgabedruck. Am 6. Mai wisse man, ob das Portfolio wieder geöffnet oder womöglich ganz abgewickelt werde. Der jüngste Abgabedruck deute darauf, dass Anleger eher eine endgültige Auflösung erwarteten.
Auch könne die Ankündigung von Allianz Global Investors am vergangenen Mittwoch, den Dachfonds Allianz Flexi Immo (WKN 979734) aus Liquiditätsnöten einzufrieren, abschreckend gewirkt haben. Beim Hausinvest (WKN 980701) hingegen habe es mehr Zu- als Abflüsse gegeben.
Minenfonds im Gleichgewicht
Im Handel mit Minenfonds sei vom Abgabedruck wenig zu spüren. 'Bei niedrigen Umsätzen werden insbesondere in Goldminenaktien beide Seiten gespielt', meldet die Baader Bank, auch wenn sich Gold mit 1,620 US-Dollar pro Feinunze weiter von seiner schwachen Seite zeige. Einen leichten Kaufüberhang macht Deisenroth-Boström beispielsweise für den in US-Dollar notieren BGF World Gold Fund (WKN 974119) aus. Vom Earth Gold Fund (WKN A0QLSD) verabschieden sich Anleger indes in Summe.
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24. April 2012/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Erst seit dem gestrigen Temperatursturz insbesondere der europäischen Indizes reagieren Fondsinvestoren auf die Kapriolen der Aktienbörsen mit deutlichen Verkäufen. 'Zuvor ließen sich viele von den täglichen Schwankungen um 1oder 2 Prozent etwa im DAX nicht aus der Ruhe bringen', beobachtet Frank Wöllnitz von ICF Kursmakler und vermutet darin einen gewissen Gewöhnungseffekt.
Am Montag drückte jedoch so einiges die Stimmung nach unten, etwa der womöglich anstehende Machtwechsel in Frankreich, wahrscheinlicher werdende Neuwahlen in den Niederlanden, schwächere April-Geschäfte im Euroraum oder die wachsende
Furcht vor einer Ausweitung der Eurokrise.
Im Widerspruch zum zuletzt optimistischen IFO-Geschäftsklimaindex stottere gar der Industriemotor in Deutschland. Während der hiesige Dienstleistungssektor im April auf 52,6 Punkte zugelegt habe, enttäuschten die 46,3 Punkte im verarbeitenden Gewerbe. 'Vertrauenserweckend sieht anders aus', meint Anja Deisenroth-Boström von der Baader Bank, die von insgesamt schwachen Umsätzen im Handel mit Publikumsfonds spricht. 'Bis Ende vergangener Woche rührten die Fondsanleger sich kaum und seit Wochenbeginn gibt es fast nur Abflüsse.' Investoren vermissten seit geraumer Zeit verlässliche Entscheidungsgrundlagen.
Europäische Aktien lieber nicht, Vola ja
Anleger trennen sich Anleger zumeist von ihren europäischen Aktieninvestitionen', weiß Deisenroth-Boström. Abgestoßen würden deutsche Standardwerte beispielsweise im DWS Deutschland (WKN 849096). Auch von europäischen Bluechips etwa im Allianz RCM Europe Equity Growth (WKN A0KDMU) und im Meag Euroinvest (WKN 975433) hätten Fondsinvestoren unterm Strich Abstand genommen.
Auch Wöllnitz spricht von mehr Abflüssen als Zuflüssen beispielsweise im JPM Europe Equity A (WKN 602967) oder im JPM Europe Strategic Value (WKN 933913).
Auf die Kursschwankungen europäischer Aktien an sich, setzt ein Volatilitätsfonds. Das Fondsmanagements des Caam Volatility Euro Equities (WKN A0ML43), den sich Anleger laut Deisenroth-Boström gegenwärtig verstärkt ins Depot legen, will mittelfristige zyklische Trends und tägliche Schwankungen als Performance-Quelle nutzen. Mit Optionen auf den Euro Stoxx 50 partizipiert der Fonds an der Schwankung der impliziten Einjahres-Volatilität der Aktienmärkte im Euroraum.
Windbruch bei Mischfonds
Rege gehandelt worden sei in den vergangenen fünf Handelstagen einmal mehr der Flossbach von Storch SICAV (WKN A0M430), wie Wöllnitz meldet. 'Bis Freitag kam das aktiv verwaltete Portfolio noch gut an, seit Wochenbeginn stehen auch hier Verkäufe im Vordergrund.' Insgesamt verbucht der Fondsspezialist von ICF Kursmakler aber einen ausgeglichenen Handel für diesen Dauerbrenner. Der Publikumsfonds mache seinem Namen alle Ehre. 'Anhand der stetigen Umsatzbewegungen erkennt man, wie beliebt das Portfolio insbesondere auch bei Privatanlegern ist.'
Von mehr Käufen als Verkäufen auf Wochensicht berichtet Wöllnitz zudem vom Kapital Plus (WKN 847625). Vermutlich überzeuge die Mischung aus festverzinsten Wertpapieren und einem kleineren Anteil von 30 Prozent Aktien europäischer Unternehmen.
In international ausgerichteten Fonds registriert die Baader Bank insgesamt einen Verkaufstrend und nennt Abgaben des Keppler Lingohr Global Equity (WKN A0JDCH) und des DWS Top Dividende (WKN 984811) als Beispiele.
Selektive Käufe und Verkäufe asiatischer Unternehmen ausgeglichen
Überschaubare Handelsbewegungen gebe es in Portfolios mit asiatischen Aktien, wie Deisenroth-Boström bemerkt. Etwa verabschiedeten sich Fondsanleger tendenziell vom Lingohr Asien Systematic LBB Invest (WKN 847938). Mehrheitlich Zuflüsse, wenn auch auf niedrigem Niveau, habe es hingegen für den Baring Asean Frontiers Fund (WKN 926373) gegeben. Dieser konzentriert sich auf Aktien aus Unternehmen mit Sitz im asiatischen Länderverbund ASEAN, zu dem Singapur, Thailand, die Philippinen, Malaysia, Indonesien und Vietnam gehören.
Starke Thermik in Immobilienfonds
Bei den offenen Immobilienfonds fielen insbesondere die erhöhten Verkäufe von Anteilen am SEB Immoinvest (WKN 980230) ins Gewicht. 'Die Frist für eine Entscheidung des über 6 Milliarden Euro schweren Fonds läuft', begründet Wöllnitz den Abgabedruck. Am 6. Mai wisse man, ob das Portfolio wieder geöffnet oder womöglich ganz abgewickelt werde. Der jüngste Abgabedruck deute darauf, dass Anleger eher eine endgültige Auflösung erwarteten.
Auch könne die Ankündigung von Allianz Global Investors am vergangenen Mittwoch, den Dachfonds Allianz Flexi Immo (WKN 979734) aus Liquiditätsnöten einzufrieren, abschreckend gewirkt haben. Beim Hausinvest (WKN 980701) hingegen habe es mehr Zu- als Abflüsse gegeben.
Minenfonds im Gleichgewicht
Im Handel mit Minenfonds sei vom Abgabedruck wenig zu spüren. 'Bei niedrigen Umsätzen werden insbesondere in Goldminenaktien beide Seiten gespielt', meldet die Baader Bank, auch wenn sich Gold mit 1,620 US-Dollar pro Feinunze weiter von seiner schwachen Seite zeige. Einen leichten Kaufüberhang macht Deisenroth-Boström beispielsweise für den in US-Dollar notieren BGF World Gold Fund (WKN 974119) aus. Vom Earth Gold Fund (WKN A0QLSD) verabschieden sich Anleger indes in Summe.
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24. April 2012/Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)