FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. September 2012. Die angekündigten Geldspritzen in Europa, den USA und Japan lassen Aktienmärkte haussieren, doch mittlerweile werden Zweifel wieder lauter.
Vom Enthusiasmus der ersten Septemberhälfte war in der vergangenen Woche nicht mehr viel zu spüren, auch wenn zum Wochenschluss viele Indizes noch neue Höchststände markierten. Klar ist: Die Dynamik hat nachgelassen. Die Ernüchterung wird sich nach Einschätzung vieler Analysten wohl auch in dieser Woche fortsetzen. Trübsal blasen ist allerdings auch nicht angesagt, mit größeren Einbrüchen rechnen die wenigsten.
Der DAX, der am Freitag auf ein neues 14-Monatshoch von 7.478 Punkten geklettert und nur leicht darunter aus dem Handel gegangen war, notiert am Montagmorgen bei 7.432 Punkten ganz leicht im Minus. Der Euro gab in der Vorwoche wieder nach und wird aktuell zu 1,2937 US-Dollar gehandelt.
Lage noch nicht stabil
Laut Landesbank Berlin geht weiterhin hohe Unsicherheit von der Politik aus. 'In den USA rückt die Präsidentenwahl im November immer näher, und auf Eurolandebene stehen bedeutende Weichenstellungen in der Schuldenkrise unmittelbar bevor.' Der Weg in eine stärkere Integration werde keinesfalls gradlinig verlaufen, das zeige bereits das Gezerre um die gemeinsame Bankenaufsicht. 'Zudem schüren die im Frühjahr 2013 anstehende Wahl in Italien sowie Spekulationen um einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland Unsicherheit.'
Schwierig bleibe zudem das konjunkturelle Bild. 'Sowohl die ZEW-Konjunkturerwartungen als auch die Einkaufsmanagerindizes stiegen zwar stärker als erwartet, sprechen aber weiterhin für einen konjunkturellen Abschwung.' Auch aus China, Japan und den USA kämen überwiegend Enttäuschungen. 'Damit fehlt den Aktienmärkten unverändert ein stimulierendes Makroumfeld.' Die Analysten halten die Korrekturgefahr daher weiterhin für hoch.
Angelsachsen investieren wieder
Nach Ansicht von Bernd Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg ist mit einer größeren Korrektur bis zum Jahresende allerdings nicht zu rechnen, dazu seien viel zu viele Anleger unterinvestiert. 'Dies lässt sich gut am Bull/Bear-Sentiment von Cognitrend ablesen', erläutert der Analyst. 'Zeitpunkte mit starkem Pessimismus bildeten stets gute Einstiegsgelegenheiten.'
Für den Kursanstieg seien offenbar längerfristig operierende Anleger, vor allem aus dem Ausland, verantwortlich. 'Die großen angelsächsischen Fonds haben ihre negative Einschätzung von Aktien der Eurozone in den letzten Monaten revidiert.' Sie würden diese Papiere so schnell nicht wieder hergeben, Neueinsteiger müssten daher tendenziell steigende Preise zahlen. 'Diese sentimenttechnisch günstige Konstellation dürfte bis zum Jahreswechsel bestehen', resümiert Fernow.
Möglicher Fehlausbruch nach oben
Klaus Deppermann von der BHF-Bank weist darauf hin, dass etliche Indizes wie DAX, FTSE 100 oder MSCI World in Reaktion auf die Maßnahmen von EZB und Fed in den vergangenen Tagen ihre mittel- bis langfristigen Abwärtstrendlinien nach oben durchstoßen haben. 'Bei allen drei Indizes reicht die Abwärtstrendlinie bis in das Jahr 2007 zurück', erläutert der technische Analyst. Kurz danach sei der Kursanstieg allerdings ins Stocken geraten. 'Unseres Erachtens besteht dadurch die Gefahr eines Fehlausbruchs.' Besonders gefährdet sei der britische FTSE 100. 'Erst eine Fortsetzung des Anstiegs nach Überschreiten der Abwärtstrendlinien würde die negativen Signale etlicher technischer Indikatoren außer Kraft setzten.'
In der neuen Woche erwartet die Börsianer wieder einmal eine Zahlenflut: Interessieren dürften vor allem die US-Auftragseingänge für langlebige Güter, die US-Verbraucherausgaben sowie der Einkaufsmanagerindex Chicago. Höhepunkte in Deutschland sind das ifo-Geschäftsklima sowie neueste Inflations- und Arbeitslosenzahlen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 24. September
- Veränderungen der Zusammensetzung von DAX, MDAX und SDAX: Die am 5. September vom Arbeitskreis Aktienindizes beschlossenen Änderungen sind ab heute gültig: Unter anderem rücken Continental und Lanxess in den DAX auf, MAN und Metro verlassen den Index und werden dafür in den MDAX aufgenommen, ebenso wie TAG Immobilien.
- Deutscher Derivate Tag/Villa Kennedy in Frankfurt
- 10.00 Uhr. Deutschland: ifo Geschäftsklimaindex September.
Dienstag, 25. September
- 15.00 Uhr. USA: Case/Shiller-Hauspreisindex Juli. Der Index weist seit März keine negativen Monatsveränderungsraten mehr aus, bemerkt HSBC Trinkaus. Mit dem von den Analysten erwarteten Monatsplus von 1 Prozent im Juli ergäbe sich eine Jahresrate von 1,2 Prozent.
- 16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board September. 'Angesichts der zulegenden Aktiennotierungen und neuen expansiven Maßnahmen der US-Notenbank du?rfte das Konsumentenvertrauen des Conference Board im September auf 65 Punkte anziehen und damit dann wieder in die Nähe des bisherigen Jahresdurchschnittswerte von 65,5 vorru?cken', erklärt HSCB Trinkaus.
Mittwoch, 26. September
- 14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise September. Auch im September sind laut DekaBank die Preise von Benzin, Diesel und Heizöl gestiegen, wenn auch nicht ganz so stark wie im Vormonat. Die Analysten rechnen mit einer Inflationsrate von 2,2 Prozent im Jahresvergleich.
- 16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe August.
Donnerstag, 27. September
- 9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen September. Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt fällt schwächer aus als in den Vorjahren, meint die DekaBank und rechnet mit einer Arbeitslosenquote von unverändert 6,8 Prozent.
- 14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter August. Die Helaba weist darauf hin, dass die Aufträge im ersten Monat des Quartals regelmäßig schwach ausfallen, so auch im Juli. Im August sei daher mit einer Gegenbewegung zu rechnen, die Analysten erwarten einen Ru?ckgang um rund 5 Prozent gegenu?ber dem Vormonat.
Freitag, 28. September
- 11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise September Frühschätzung. Der DekaBank zufolge wird die Inflationsrate in Spanien aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung wohl einen deutlichen Sprung machen. Für die Euroländer zusammen prognostizieren die Analysten eine unveränderte Jahresrate von 2,6 Prozent.
- 14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben August.
- 15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago September. Hier geht HSBC Trinkaus von 52,5 Punkten und somit einem Verweilen in der Expansionszone aus.
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© 24. September 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Vom Enthusiasmus der ersten Septemberhälfte war in der vergangenen Woche nicht mehr viel zu spüren, auch wenn zum Wochenschluss viele Indizes noch neue Höchststände markierten. Klar ist: Die Dynamik hat nachgelassen. Die Ernüchterung wird sich nach Einschätzung vieler Analysten wohl auch in dieser Woche fortsetzen. Trübsal blasen ist allerdings auch nicht angesagt, mit größeren Einbrüchen rechnen die wenigsten.
Der DAX, der am Freitag auf ein neues 14-Monatshoch von 7.478 Punkten geklettert und nur leicht darunter aus dem Handel gegangen war, notiert am Montagmorgen bei 7.432 Punkten ganz leicht im Minus. Der Euro gab in der Vorwoche wieder nach und wird aktuell zu 1,2937 US-Dollar gehandelt.
Lage noch nicht stabil
Laut Landesbank Berlin geht weiterhin hohe Unsicherheit von der Politik aus. 'In den USA rückt die Präsidentenwahl im November immer näher, und auf Eurolandebene stehen bedeutende Weichenstellungen in der Schuldenkrise unmittelbar bevor.' Der Weg in eine stärkere Integration werde keinesfalls gradlinig verlaufen, das zeige bereits das Gezerre um die gemeinsame Bankenaufsicht. 'Zudem schüren die im Frühjahr 2013 anstehende Wahl in Italien sowie Spekulationen um einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland Unsicherheit.'
Schwierig bleibe zudem das konjunkturelle Bild. 'Sowohl die ZEW-Konjunkturerwartungen als auch die Einkaufsmanagerindizes stiegen zwar stärker als erwartet, sprechen aber weiterhin für einen konjunkturellen Abschwung.' Auch aus China, Japan und den USA kämen überwiegend Enttäuschungen. 'Damit fehlt den Aktienmärkten unverändert ein stimulierendes Makroumfeld.' Die Analysten halten die Korrekturgefahr daher weiterhin für hoch.
Angelsachsen investieren wieder
Nach Ansicht von Bernd Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg ist mit einer größeren Korrektur bis zum Jahresende allerdings nicht zu rechnen, dazu seien viel zu viele Anleger unterinvestiert. 'Dies lässt sich gut am Bull/Bear-Sentiment von Cognitrend ablesen', erläutert der Analyst. 'Zeitpunkte mit starkem Pessimismus bildeten stets gute Einstiegsgelegenheiten.'
Für den Kursanstieg seien offenbar längerfristig operierende Anleger, vor allem aus dem Ausland, verantwortlich. 'Die großen angelsächsischen Fonds haben ihre negative Einschätzung von Aktien der Eurozone in den letzten Monaten revidiert.' Sie würden diese Papiere so schnell nicht wieder hergeben, Neueinsteiger müssten daher tendenziell steigende Preise zahlen. 'Diese sentimenttechnisch günstige Konstellation dürfte bis zum Jahreswechsel bestehen', resümiert Fernow.
Möglicher Fehlausbruch nach oben
Klaus Deppermann von der BHF-Bank weist darauf hin, dass etliche Indizes wie DAX, FTSE 100 oder MSCI World in Reaktion auf die Maßnahmen von EZB und Fed in den vergangenen Tagen ihre mittel- bis langfristigen Abwärtstrendlinien nach oben durchstoßen haben. 'Bei allen drei Indizes reicht die Abwärtstrendlinie bis in das Jahr 2007 zurück', erläutert der technische Analyst. Kurz danach sei der Kursanstieg allerdings ins Stocken geraten. 'Unseres Erachtens besteht dadurch die Gefahr eines Fehlausbruchs.' Besonders gefährdet sei der britische FTSE 100. 'Erst eine Fortsetzung des Anstiegs nach Überschreiten der Abwärtstrendlinien würde die negativen Signale etlicher technischer Indikatoren außer Kraft setzten.'
In der neuen Woche erwartet die Börsianer wieder einmal eine Zahlenflut: Interessieren dürften vor allem die US-Auftragseingänge für langlebige Güter, die US-Verbraucherausgaben sowie der Einkaufsmanagerindex Chicago. Höhepunkte in Deutschland sind das ifo-Geschäftsklima sowie neueste Inflations- und Arbeitslosenzahlen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 24. September
- Veränderungen der Zusammensetzung von DAX, MDAX und SDAX: Die am 5. September vom Arbeitskreis Aktienindizes beschlossenen Änderungen sind ab heute gültig: Unter anderem rücken Continental und Lanxess in den DAX auf, MAN und Metro verlassen den Index und werden dafür in den MDAX aufgenommen, ebenso wie TAG Immobilien.
- Deutscher Derivate Tag/Villa Kennedy in Frankfurt
- 10.00 Uhr. Deutschland: ifo Geschäftsklimaindex September.
Dienstag, 25. September
- 15.00 Uhr. USA: Case/Shiller-Hauspreisindex Juli. Der Index weist seit März keine negativen Monatsveränderungsraten mehr aus, bemerkt HSBC Trinkaus. Mit dem von den Analysten erwarteten Monatsplus von 1 Prozent im Juli ergäbe sich eine Jahresrate von 1,2 Prozent.
- 16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board September. 'Angesichts der zulegenden Aktiennotierungen und neuen expansiven Maßnahmen der US-Notenbank du?rfte das Konsumentenvertrauen des Conference Board im September auf 65 Punkte anziehen und damit dann wieder in die Nähe des bisherigen Jahresdurchschnittswerte von 65,5 vorru?cken', erklärt HSCB Trinkaus.
Mittwoch, 26. September
- 14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise September. Auch im September sind laut DekaBank die Preise von Benzin, Diesel und Heizöl gestiegen, wenn auch nicht ganz so stark wie im Vormonat. Die Analysten rechnen mit einer Inflationsrate von 2,2 Prozent im Jahresvergleich.
- 16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe August.
Donnerstag, 27. September
- 9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen September. Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt fällt schwächer aus als in den Vorjahren, meint die DekaBank und rechnet mit einer Arbeitslosenquote von unverändert 6,8 Prozent.
- 14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter August. Die Helaba weist darauf hin, dass die Aufträge im ersten Monat des Quartals regelmäßig schwach ausfallen, so auch im Juli. Im August sei daher mit einer Gegenbewegung zu rechnen, die Analysten erwarten einen Ru?ckgang um rund 5 Prozent gegenu?ber dem Vormonat.
Freitag, 28. September
- 11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise September Frühschätzung. Der DekaBank zufolge wird die Inflationsrate in Spanien aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung wohl einen deutlichen Sprung machen. Für die Euroländer zusammen prognostizieren die Analysten eine unveränderte Jahresrate von 2,6 Prozent.
- 14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben August.
- 15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago September. Hier geht HSBC Trinkaus von 52,5 Punkten und somit einem Verweilen in der Expansionszone aus.
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© 24. September 2012/Anna-Maria Borse
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