FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. August 2012. Pünktlich zum Ende der politischen Sommerpause rücken die Sorgen Griechenlands wieder in den Fokus. Während Renditen für Bundesanleihen auf stabil niedrigem Niveau verharren, geht es für Bonds der Problemländer höher hinaus.
Aufwärts ging es mit dem Bund-Future in den vergangenen Handelstagen. Auf Wochensicht tendiert das deutsche Rentenbarometer deutlich fester und stieg um über 160 Basispunkte von etwa 142 Punkte auf aktuell rund 143,60 Punkte. Am gestrigen Donnerstag markierten Kurse um 143,80 Punkte ein mehrwöchiges Hoch.
Gründe für diese Entwicklung gibt es genug, wie Dietmar Blum von der Hellwig Wertpapierhandelsbank aufzählt. Die gespaltene Meinung innerhalb der EU hinsichtlich einer zeitlichen Streckung für die Umsetzung der geforderten Reformen Griechenlands gehöre beispielsweise dazu. Das spreche gegen eine schnelle und pragmatische Lösung für die Hellenen und erzeuge Unsicherheit im Kapitalmarkt. Die polemische Bürgschaft des griechischen Regierungschefs Samaras sei wenig hilfreich. Der habe zwar die private Rückzahlung der über 100 Milliarden Euro versprochen, mit denen Griechenland bei Deutschland in der Kreide steht. 'Die Frage ist aber, ob er das Geld wenn nötig auf seinem Girokonto hat', meint Blum.
'Grexit' kein Tabuthema mehr
'Immer häufiger wird ein möglicher Austritt Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung öffentlich thematisiert', fasst Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft die Lage zusammen. Auch die jüngsten diversen bilateralen Gespräche von Staatschefs aus dem Euroraum wirkten zuweilen wie geheime Treffen und keinesfalls wie konzertierte Aktionen. 'Der griechischen Wirtschaft würde es ohne den Euro vermutlich besser gehen', meint Daniel. Auf dieses Szenario spekulierten offenbar Käufer der griechischen BIP-Wachstumsanleihe (WKN A1G1UW), die im Falle einer wirtschaftlichen Erholung Griechenlands eine Zinszahlung verspricht.
'Selbst das Bundesfinanzministerium spielt bereits offiziell eine Währungsunion ohne die Hellenen durch', beobachtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Zwar versuche man Alles, um dies zu verhindern, wolle im Fall eines Falles aber nicht unvorbereitet dastehen.
Die Schuldenuhr tickt weiter
Selbst wenn sich die Staatschefs im Euroraum auf die gewünschte Dehnung der Auflagen für Griechenland um rund zwei Jahre einließen, würde der Schuldenberg dennoch ständig anwachsen. 'Eine Auszeit für bestehende Verbindlichkeiten gibt es nicht.' Allein von Ende März bis Anfang Juli ist die Verschuldung Griechenlands noch einmal um 23,3 Milliarden Euro auf 303,5 Milliarden Euro angestiegen, wie Stopp bemerkt. 'Deshalb ist eine plötzliche Gesundung des Patienten eher unwahrscheinlich.'
Notenbanken entzweit
Auch auf Seiten der Notenbanken scheiden sich die Geister bei der Griechenlandfrage. 'Der aktuelle Monatsbericht der Bundesbank erweist sich dabei als spannende Lektüre', empfiehlt Blum, verdeutliche er doch den tiefen Graben zwischen EZB und Bundesbank. 'Eine gemeinsame expansive Lösung zur Schuldenkrise fehlt allein schon deshalb, weil ein 'Weiter so' die Bundesanleihen stütze und damit dem Bund-Future helfe', vermutet der Händler.
'Nach der Abstimmung auf der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank griff EZB-Chef Mario Draghi Bundesbankpräsident Jens Weidmann offen an', ergänzt Klaus Stopp von der Baader Bank. 'Die Bundesbank parierte die Attacke in ihrem Monatsbericht und formulierte erstmals die Risiken einer Staatspleite Griechenlands.' Dies werde man also noch in Jahren nachlesen können, genau wie die damaligen Vorbehalte der Bundesbank zur Aufnahme der Hellenen in die Gemeinschaftswährung.
Hoffen auf Stützungskäufe
Die Woche im Anleihehandel war geprägt von Erwartungen neuer Stützungskäufe der europäischen und US-Notenbank, wie Stopp bemerkt. 'Laut Sitzungsprotokoll der FED vom Juli spricht sich nun eine Mehrheit der Mitglieder für eine dritte Runde des Quantitative Easing, also eines neuen Anleihe-Kaufprogramms, aus.' Eine Entscheidung für Bond-Käufe vonseiten der EZB während der kommenden Sitzung am 6. September könnte laut Stopp angesichts des fehlenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts verfrüht sein. In dem Fall gehe die Rechnung so mancher Investoren wohl nicht auf.
Anleger machen Kasse
Die steigende Skepsis habe die Bonds der Peripherie unter Druck gesetzt. Zudem belasteten Glattstellungen mit Blick auf Neuemissionen in der kommenden Woche, wie die Helaba berichtet. Die Renditeschere italienischer, portugiesischer und spanischer Anleihen gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen sei um 12,2 bzw. 17 Basispunkte weiter auseinandergedriftet.
Fremdwährungen weiter im Fokus
Ein festerer Euro und die positive Entwicklung vieler Fremdwährungsanleihen hat Daniel zufolge in dieser Woche zu vermehrten Abflüssen geführt. 'In diesem Segment war gut zu tun.' Einige Anleger sicherten ihre Gewinne bei Bonds mit Notierungen in australische Dollar. Für eine KfW-Anleihe in türkischen Lira (WKN A1E8U5) hingegen mit einem jährlichen Kupon von 7,75 Prozent und einer derzeitigen Rendite von rund 6,0 Prozent verbucht der Händler vermehrt Zuflüsse.
Moller-Maersk-Anleihe vierfach überzeichnet
Die Kreditklemme scheint nach Auffassung von Brunner derzeit weniger ein Thema. 'Die Reederei Möller-Maersk konnte sich problemlos 750 Millionen Euro am Markt besorgen, und das ohne Rating.' Die Nachfrage sei riesig gewesen. Der weltweit zweitgrößte Logistikkonzern und die größte Aktiengesellschaft Dänemarks biete einen Kupon von 3,375 Prozent für die bis August 2019 laufende Anleihe (WKN A1G8WC).
IKB Anleihe beliebt
Gute Umsätze verbucht Brunner zudem in einer IKB Nachranganleihe (WKN 273032), die bei einer Restlaufzeit von knapp einem Jahr eine Rendite von 13,49 Prozent als Risikoprämie bietet.
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© 24. August 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Aufwärts ging es mit dem Bund-Future in den vergangenen Handelstagen. Auf Wochensicht tendiert das deutsche Rentenbarometer deutlich fester und stieg um über 160 Basispunkte von etwa 142 Punkte auf aktuell rund 143,60 Punkte. Am gestrigen Donnerstag markierten Kurse um 143,80 Punkte ein mehrwöchiges Hoch.
Gründe für diese Entwicklung gibt es genug, wie Dietmar Blum von der Hellwig Wertpapierhandelsbank aufzählt. Die gespaltene Meinung innerhalb der EU hinsichtlich einer zeitlichen Streckung für die Umsetzung der geforderten Reformen Griechenlands gehöre beispielsweise dazu. Das spreche gegen eine schnelle und pragmatische Lösung für die Hellenen und erzeuge Unsicherheit im Kapitalmarkt. Die polemische Bürgschaft des griechischen Regierungschefs Samaras sei wenig hilfreich. Der habe zwar die private Rückzahlung der über 100 Milliarden Euro versprochen, mit denen Griechenland bei Deutschland in der Kreide steht. 'Die Frage ist aber, ob er das Geld wenn nötig auf seinem Girokonto hat', meint Blum.
'Grexit' kein Tabuthema mehr
'Immer häufiger wird ein möglicher Austritt Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung öffentlich thematisiert', fasst Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft die Lage zusammen. Auch die jüngsten diversen bilateralen Gespräche von Staatschefs aus dem Euroraum wirkten zuweilen wie geheime Treffen und keinesfalls wie konzertierte Aktionen. 'Der griechischen Wirtschaft würde es ohne den Euro vermutlich besser gehen', meint Daniel. Auf dieses Szenario spekulierten offenbar Käufer der griechischen BIP-Wachstumsanleihe (WKN A1G1UW), die im Falle einer wirtschaftlichen Erholung Griechenlands eine Zinszahlung verspricht.
'Selbst das Bundesfinanzministerium spielt bereits offiziell eine Währungsunion ohne die Hellenen durch', beobachtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Zwar versuche man Alles, um dies zu verhindern, wolle im Fall eines Falles aber nicht unvorbereitet dastehen.
Die Schuldenuhr tickt weiter
Selbst wenn sich die Staatschefs im Euroraum auf die gewünschte Dehnung der Auflagen für Griechenland um rund zwei Jahre einließen, würde der Schuldenberg dennoch ständig anwachsen. 'Eine Auszeit für bestehende Verbindlichkeiten gibt es nicht.' Allein von Ende März bis Anfang Juli ist die Verschuldung Griechenlands noch einmal um 23,3 Milliarden Euro auf 303,5 Milliarden Euro angestiegen, wie Stopp bemerkt. 'Deshalb ist eine plötzliche Gesundung des Patienten eher unwahrscheinlich.'
Notenbanken entzweit
Auch auf Seiten der Notenbanken scheiden sich die Geister bei der Griechenlandfrage. 'Der aktuelle Monatsbericht der Bundesbank erweist sich dabei als spannende Lektüre', empfiehlt Blum, verdeutliche er doch den tiefen Graben zwischen EZB und Bundesbank. 'Eine gemeinsame expansive Lösung zur Schuldenkrise fehlt allein schon deshalb, weil ein 'Weiter so' die Bundesanleihen stütze und damit dem Bund-Future helfe', vermutet der Händler.
'Nach der Abstimmung auf der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank griff EZB-Chef Mario Draghi Bundesbankpräsident Jens Weidmann offen an', ergänzt Klaus Stopp von der Baader Bank. 'Die Bundesbank parierte die Attacke in ihrem Monatsbericht und formulierte erstmals die Risiken einer Staatspleite Griechenlands.' Dies werde man also noch in Jahren nachlesen können, genau wie die damaligen Vorbehalte der Bundesbank zur Aufnahme der Hellenen in die Gemeinschaftswährung.
Hoffen auf Stützungskäufe
Die Woche im Anleihehandel war geprägt von Erwartungen neuer Stützungskäufe der europäischen und US-Notenbank, wie Stopp bemerkt. 'Laut Sitzungsprotokoll der FED vom Juli spricht sich nun eine Mehrheit der Mitglieder für eine dritte Runde des Quantitative Easing, also eines neuen Anleihe-Kaufprogramms, aus.' Eine Entscheidung für Bond-Käufe vonseiten der EZB während der kommenden Sitzung am 6. September könnte laut Stopp angesichts des fehlenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts verfrüht sein. In dem Fall gehe die Rechnung so mancher Investoren wohl nicht auf.
Anleger machen Kasse
Die steigende Skepsis habe die Bonds der Peripherie unter Druck gesetzt. Zudem belasteten Glattstellungen mit Blick auf Neuemissionen in der kommenden Woche, wie die Helaba berichtet. Die Renditeschere italienischer, portugiesischer und spanischer Anleihen gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen sei um 12,2 bzw. 17 Basispunkte weiter auseinandergedriftet.
Fremdwährungen weiter im Fokus
Ein festerer Euro und die positive Entwicklung vieler Fremdwährungsanleihen hat Daniel zufolge in dieser Woche zu vermehrten Abflüssen geführt. 'In diesem Segment war gut zu tun.' Einige Anleger sicherten ihre Gewinne bei Bonds mit Notierungen in australische Dollar. Für eine KfW-Anleihe in türkischen Lira (WKN A1E8U5) hingegen mit einem jährlichen Kupon von 7,75 Prozent und einer derzeitigen Rendite von rund 6,0 Prozent verbucht der Händler vermehrt Zuflüsse.
Moller-Maersk-Anleihe vierfach überzeichnet
Die Kreditklemme scheint nach Auffassung von Brunner derzeit weniger ein Thema. 'Die Reederei Möller-Maersk konnte sich problemlos 750 Millionen Euro am Markt besorgen, und das ohne Rating.' Die Nachfrage sei riesig gewesen. Der weltweit zweitgrößte Logistikkonzern und die größte Aktiengesellschaft Dänemarks biete einen Kupon von 3,375 Prozent für die bis August 2019 laufende Anleihe (WKN A1G8WC).
IKB Anleihe beliebt
Gute Umsätze verbucht Brunner zudem in einer IKB Nachranganleihe (WKN 273032), die bei einer Restlaufzeit von knapp einem Jahr eine Rendite von 13,49 Prozent als Risikoprämie bietet.
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© 24. August 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)