FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. Juli 2012. Nicht nur IBM glänzt mit guten Zahlen, auch Ebay und Düngemittelhersteller Yara überzeugen mit überdurchschnittlichen Zuwachsraten. Bei Intel nagen hohe Investitionen für die Entwicklung neuer Chipgenerationen am Gewinn und Johnson & Johnson bekommt die Schuldenkrise im Euroraum zu spüren.
Entspannung bestimmt das Bild an den internationalen Aktienmärkten. 'Positive Vorgaben aus den USA schieben die Eurothematik etwas in den Hintergrund', meint Walter Vorhauser. Als einen Auslöser nennt der Händler der Close Brothers Seydler Bank die Zunahme der Baubeginne in den USA im Monat Juni. Mit plus 6,9 Prozent auf 760.000 im Vergleich zum Vormonat erreichten diese den höchsten Stand seit fast vier Jahren. 'In Europa steht die Erholung an den Aktienmärkten durch vergleichsweise niedrige Umsätze im Handel auf etwas schwachen Füßen.' Auch könne die Finanzbranche mit der allgemeinen Aufholjagd nicht ganz mithalten. Die Banken kämpften noch mit der Aufstockung der Eigenkapitalquote. Die freundliche Stimmung an den Börsen würde zudem durch Spekulationen über mögliche zusätzliche Stützungsmaßnahmen durch die US-Notenbank genährt, wie Roland Stadler bemerkt. Ohne konkrete Schritte zu nennen, habe Notenbankchef Ben Bernanke noch einmal die Bereitschaft der Fed unterstrichen, im Bedarfsfall die US-Konjunktur mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen anzukurbeln. Dass sich die Handelsvolumina an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen erholen werden, bezweifelt der Händler der Baader Bank. 'Die olympischen Sommerspiele stehen bevor.'
Anleger belohnen Ebay
Weltweit 104,8 Millionen aktive Nutzer sorgen beim Internet-Handelsspezialist Ebay (WKN 916529) für einen höher als erwarteten Umsatzschub von 23 Prozent auf 3,4 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal. Den Gewinn habe der US-Konzern mit 692 Millionen US-Dollar verdoppeln können. Die Aktie stieg nach Handelsschluss nochmals um über 5 Prozent, nachdem sie bereits um fast 4 Prozent zugelegt hatte. 'Der Marktplatz wächst weiterhin organisch', kommentiert Stadler. Zudem floriere mit einer Umsatzsteigerung von 26 Prozent die Bezahltochter PayPal, die mit rund 113 Millionen Konten die Mutter bereits überhole. 'Insbesondere das Einkaufen und Bezahlen über mobile Geräte boomt.'
IBM erwartet höhere Gewinne
Ein florierendes Software-Geschäft und solide Umsätze mit IT-Dienstleistungen veranlasst IBM (WKN 851399) zu einer Erhöhung der Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Statt der bisher 15 US-Dollar rechnet der Computer- und Softwareriese mit einem Ertrag von 15,10 US-Dollar pro Aktie. Die Erlöse seien im Berichtszeitraum zwar um 3,3 Prozent auf 25,78 Milliarden US-Dollar rückläufig. 'Dieser Umsatzeinbruch war allerdings komplett dem starken US-Dollar geschuldet', erklärt Stadler. IBM mache rund 60 Prozent seiner Umsätze außerhalb der USA. Börsianer honorierten die Ergebnisse mit einem Kurssprung von rund 2,7 Prozent auf zwischenzeitlich 157 Euro.
Intel schraubt an Gewinnerwartung
Langsamer als bislang gedacht geht es mit Intel (WKN 855681) voran. Der Umsatz des weltgrößten Chipherstellers sei im Jahresvergleich zwar um 4 Prozent auf 13,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Etwa verbuche Intel beim Absatz für leistungsstarke Firmenrechner und Speichersysteme für Rechenzentren ein Plus von 15 Prozent. Hohe Entwicklungskosten drückten indes den Gewinn um 4 Prozent auf 2,8 Milliarden US-Dollar. Die Aktie bleibt mit rund 21,30 Euro unverändert stabil, wie Vorhauser anmerkt, der den US-Technologiekonzern gut aufgestellt sieht. Mit neuen Produktionstechniken zur Herstellung von Chips könne Intel den Lebenszyklus für diese Produkte verringern und gleichzeitig ihre Rechengeschwindigkeit erhöhen. 'Intel hat insgesamt 4,1 Milliarden US-Dollar in die Verbesserung der Herstellung investiert. 'Der Aufwärtstrend bei Intel ist aus technischer Sicht intakt', analysiert Vorhauser.
Branche profitiert von Nachfrageschub bei Düngemitteln
Um über 3 Prozent auf rund 290 norwegische Kronen verbesserte sich auch der Aktienkurs von Yara International (WKN A0BL7F) nach Bekanntgabe der Ergebnisse für das zweite Quartal. Der norwegische Düngemittelhersteller profitiere von höheren Margen und einer Umsatzsteigerung auf 2,8 Milliarden im Vergleich zu 2,23 Milliarden norwegische Kronen im Vorjahreszeitraum. 'Bessere Getreidepreise haben zu einer Erweiterung der Anbaufläche und in Folge zu mehr Nachfrage nach Düngern geführt', weiß Stadler. Der Aktienkurs anderer Düngemittelhersteller wie Kali + Salz (KSAG88) hat ebenfalls reagiert und hat von 32 auf 40 Euro deutlich zugelegt.
Schwaches Europageschäft macht Johnson & Johnson zu schaffen
Auf einen leichten Umsatzrückgang von 1 Prozent auf 16,5 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal haben Börsianer kaum reagiert. Für das Gesamtjahr 2012 rechne der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (WKN 853260) nun mit einem reduzierten Gewinn zwischen 5 und 5,07 US-Dollar pro Aktie. 'In Europa mit den Problemen der Währungsunion drückt der Schuh besonders', bemerkt Vorhauser. Dort sei der Umsatz um 8,3 Prozent rückläufig. 'Sondereffekte wie die Integration des Schweizer Implantate-Herstellers Synthes und Rechtsstreitigkeiten belasten zudem das Ergebnis.' Hinzu kämen Abschreibungen auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte und ein starker US-Dollar. 'Insgesamt steht das Unternehmen aber recht gut da', urteilt Vorhauser. Wachstum verspricht sich Johnson & Johnson in der Region Asien-Pazifik.
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© 19. Juli 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Entspannung bestimmt das Bild an den internationalen Aktienmärkten. 'Positive Vorgaben aus den USA schieben die Eurothematik etwas in den Hintergrund', meint Walter Vorhauser. Als einen Auslöser nennt der Händler der Close Brothers Seydler Bank die Zunahme der Baubeginne in den USA im Monat Juni. Mit plus 6,9 Prozent auf 760.000 im Vergleich zum Vormonat erreichten diese den höchsten Stand seit fast vier Jahren. 'In Europa steht die Erholung an den Aktienmärkten durch vergleichsweise niedrige Umsätze im Handel auf etwas schwachen Füßen.' Auch könne die Finanzbranche mit der allgemeinen Aufholjagd nicht ganz mithalten. Die Banken kämpften noch mit der Aufstockung der Eigenkapitalquote. Die freundliche Stimmung an den Börsen würde zudem durch Spekulationen über mögliche zusätzliche Stützungsmaßnahmen durch die US-Notenbank genährt, wie Roland Stadler bemerkt. Ohne konkrete Schritte zu nennen, habe Notenbankchef Ben Bernanke noch einmal die Bereitschaft der Fed unterstrichen, im Bedarfsfall die US-Konjunktur mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen anzukurbeln. Dass sich die Handelsvolumina an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen erholen werden, bezweifelt der Händler der Baader Bank. 'Die olympischen Sommerspiele stehen bevor.'
Anleger belohnen Ebay
Weltweit 104,8 Millionen aktive Nutzer sorgen beim Internet-Handelsspezialist Ebay (WKN 916529) für einen höher als erwarteten Umsatzschub von 23 Prozent auf 3,4 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal. Den Gewinn habe der US-Konzern mit 692 Millionen US-Dollar verdoppeln können. Die Aktie stieg nach Handelsschluss nochmals um über 5 Prozent, nachdem sie bereits um fast 4 Prozent zugelegt hatte. 'Der Marktplatz wächst weiterhin organisch', kommentiert Stadler. Zudem floriere mit einer Umsatzsteigerung von 26 Prozent die Bezahltochter PayPal, die mit rund 113 Millionen Konten die Mutter bereits überhole. 'Insbesondere das Einkaufen und Bezahlen über mobile Geräte boomt.'
IBM erwartet höhere Gewinne
Ein florierendes Software-Geschäft und solide Umsätze mit IT-Dienstleistungen veranlasst IBM (WKN 851399) zu einer Erhöhung der Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Statt der bisher 15 US-Dollar rechnet der Computer- und Softwareriese mit einem Ertrag von 15,10 US-Dollar pro Aktie. Die Erlöse seien im Berichtszeitraum zwar um 3,3 Prozent auf 25,78 Milliarden US-Dollar rückläufig. 'Dieser Umsatzeinbruch war allerdings komplett dem starken US-Dollar geschuldet', erklärt Stadler. IBM mache rund 60 Prozent seiner Umsätze außerhalb der USA. Börsianer honorierten die Ergebnisse mit einem Kurssprung von rund 2,7 Prozent auf zwischenzeitlich 157 Euro.
Intel schraubt an Gewinnerwartung
Langsamer als bislang gedacht geht es mit Intel (WKN 855681) voran. Der Umsatz des weltgrößten Chipherstellers sei im Jahresvergleich zwar um 4 Prozent auf 13,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Etwa verbuche Intel beim Absatz für leistungsstarke Firmenrechner und Speichersysteme für Rechenzentren ein Plus von 15 Prozent. Hohe Entwicklungskosten drückten indes den Gewinn um 4 Prozent auf 2,8 Milliarden US-Dollar. Die Aktie bleibt mit rund 21,30 Euro unverändert stabil, wie Vorhauser anmerkt, der den US-Technologiekonzern gut aufgestellt sieht. Mit neuen Produktionstechniken zur Herstellung von Chips könne Intel den Lebenszyklus für diese Produkte verringern und gleichzeitig ihre Rechengeschwindigkeit erhöhen. 'Intel hat insgesamt 4,1 Milliarden US-Dollar in die Verbesserung der Herstellung investiert. 'Der Aufwärtstrend bei Intel ist aus technischer Sicht intakt', analysiert Vorhauser.
Branche profitiert von Nachfrageschub bei Düngemitteln
Um über 3 Prozent auf rund 290 norwegische Kronen verbesserte sich auch der Aktienkurs von Yara International (WKN A0BL7F) nach Bekanntgabe der Ergebnisse für das zweite Quartal. Der norwegische Düngemittelhersteller profitiere von höheren Margen und einer Umsatzsteigerung auf 2,8 Milliarden im Vergleich zu 2,23 Milliarden norwegische Kronen im Vorjahreszeitraum. 'Bessere Getreidepreise haben zu einer Erweiterung der Anbaufläche und in Folge zu mehr Nachfrage nach Düngern geführt', weiß Stadler. Der Aktienkurs anderer Düngemittelhersteller wie Kali + Salz (KSAG88) hat ebenfalls reagiert und hat von 32 auf 40 Euro deutlich zugelegt.
Schwaches Europageschäft macht Johnson & Johnson zu schaffen
Auf einen leichten Umsatzrückgang von 1 Prozent auf 16,5 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal haben Börsianer kaum reagiert. Für das Gesamtjahr 2012 rechne der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (WKN 853260) nun mit einem reduzierten Gewinn zwischen 5 und 5,07 US-Dollar pro Aktie. 'In Europa mit den Problemen der Währungsunion drückt der Schuh besonders', bemerkt Vorhauser. Dort sei der Umsatz um 8,3 Prozent rückläufig. 'Sondereffekte wie die Integration des Schweizer Implantate-Herstellers Synthes und Rechtsstreitigkeiten belasten zudem das Ergebnis.' Hinzu kämen Abschreibungen auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte und ein starker US-Dollar. 'Insgesamt steht das Unternehmen aber recht gut da', urteilt Vorhauser. Wachstum verspricht sich Johnson & Johnson in der Region Asien-Pazifik.
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© 19. Juli 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)