FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 7. April 2014. Während die einen schon neue Rekordhochs im DAX vermuten, raten andere Analysten zu Gewinnmitnahmen. Frische Impulse in die ein oder andere Richtung könnten diese Woche vom Start der US-Berichtssaison kommen.
Der DAX arbeitet sich wieder nach oben. Nach den rund 270 Punkten in der letzten Märzwoche fiel das Plus von rund 100 Punkten in der vergangenen Woche allerdings eher überschaubar aus. Wie es nun weiter geht, ist unter Analysten eher umstritten.
Nach Einschätzung von Markus Reinwand von der Helaba stößt die Hausse am Aktienmarkt langsam an ihre Grenzen. Es sei die Zeit gekommen, die Ernte einzufahren. "Die Mehrheit der Marktteilnehmer scheint sich bislang von der hohen Bewertung nicht abschrecken zu lassen. Dies könnte sich ändern, wenn es den Unternehmen im Zuge der nun anlaufenden US-Quartalsberichtssaison nicht gelingt, die recht ambitioniert wirkenden mittelfristigen Gewinnprognosen zu untermauern", warnt der Analyst. Schließlich seien Aktien gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für die kommenden zwölf Monate so hoch bewertet wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Risiken überwiegen
"Zwar ist es allein auf Basis fundamentaler Bewertungszusammenhänge kaum möglich, den Kursgipfel genau zu bestimmen. Allerdings lässt sich klar ableiten, dass auf dem inzwischen erreichten Niveau die Kursrisiken überwiegen", ist sich Reinwand sicher. Auch marktpsychologische Indikatoren deuteten auf eine bevorstehende Schwächephase bei Aktien hin. Während Privatanleger ihre Positionen zuletzt noch einmal aufgestockt hätten, würden institutionelle Investoren zunehmend vorsichtiger. "In der Vergangenheit war dies häufig ein Hinweis auf eine bevorstehende Korrektur. Wir raten daher, steigende Notierungen zu nutzen, um den Aktienanteil zu reduzieren", ergänzt der Analyst.
In die Jahre gekommener Bullenmarkt
Auch Thomas Hollenbach von der LBBW mahnt zur Vorsicht: "Mit der IWF-Frühjahrestagung und dem G20-Treffen in Washington kommen in dieser Woche wieder verstärkt Schwellenländerprobleme und der Ukraine-Konflikt als mögliche Stolpersteine für den in die Jahre gekommenen Aktien-Bullenmarkt in den Fokus. Ausbleibende Erfolge der Diplomatie im Umgang mit Russland könnten Neigungen der Geldmanager zu einer defensiveren Ausrichtung wieder verstärken", erwartet der Analyst.
Am Montagmorgen steht der DAX bei 9.547 Punkten gut 1,5 Prozent im Minus.
Gewinnerwartungen dürften nach oben drehen
Zuversichtlicher bleiben indes Frank Wohlgemuth und Bernd Scharr von der WGZ Bank, die grundsätzlich an ihrer optimistischen Haltung für die weiteren Entwicklung der Aktienkurse festhalten. "Kurzfristig ist momentan vor allem aus politischer Sicht immer wieder mit Rückschlägen zu rechnen. Im mittel- und langfristigen Zeitfenster sollten sich aber die Pluszeichen durchsetzen", geben sich die Analysten zuversichtlich. In einem langanhaltenden Niedrigzinsumfeld, wie es gegenwärtig herrscht, könnten Aktienmärkte teurer werden, als dies die momentane Situation der Unternehmensgewinne hergebe. Insbesondere bei den DAX-Unternehmen sehen die Analysten angesichts einer hervorragenden globalen Aufstellung im Falle eines weltweiten Konjunkturaufschwungs weiteres Steigerungspotential bei den Unternehmensgewinnen. "Dann sollten auch die Gewinnerwartungen nach zuletzt deutlichen Rückgängen wieder nach oben drehen", erwarten Wohlgemuth und Scharr.
Auch Robert Halver von der Baader Bank zählt weiter zu den Aktien-Optimisten und traut dem DAX einen Jahresschlussstand oberhalb von 10.000 Punkten zu. "Dann sollte die Krim-Krise abgeebbt sein und die Schwellenländer wieder mehr finanzwirtschaftliche Wertschätzung erfahren", ist sich der Marktstratege sicher. Für weiter steigende Kurse spreche auch, dass die Mehrheit der DAX-Unternehmen ihre Dividenden im Vergleich zum Vorjahr erhöhten. "Oder würden sie als Unternehmenslenker in schlechten Zeiten ihr Geld verprassen?", fragt Halver und weist darauf hin, dass Dividenden grundsätzlich eine wunderbare Ersatzbefriedigung zu entgangenen Zinsen seien.
Ampeln wieder auf grün
Aus charttechnischer Sicht war die vergangene Woche für den DAX jedenfalls erfolgreich. So sieht das zumindest Staud Research aus Bad Homburg. "Der Index hat entscheidenden Boden gut gemacht. Zum einen betrifft dies die um 9.600 Punkte gelagerten Hürden, zum anderen die vergleichsweise flache, von den Rekordhochs ableitbare Konsolidierungstrendlinie. Insbesondere der Bruch letzterer Marke hat auch die kurzfristigen Ampeln wieder vollends auf grün wechseln lassen", erläutert der technische Analyst Wieland Staud. Zwar hätten die Bullen mit dem Allzeithoch von 9.794 Zählern noch eine durchaus anspruchsvolle und nicht zu unterschätzende Aufgabe vor sich. Die Voraussetzungen, diese Nuss nach einer vorgeschalteten Auszeit erfolgreich knacken zu können, hätten sich dank der jüngsten Entwicklung aber entscheidend verbessert.
Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten
Während von Konjunkturseite diese Woche unter anderem einige Daten aus China kommen, läutet unternehmensseitig der US-Aluminiumhersteller Alcoa am Dienstag mit seinen nachbörslichen Zahlen die Berichtssaison zum ersten Quartal ein. "Die Markterwartungen haben sich seit Jahresbeginn im Zuge der massiven Winterbelastungen kräftig in Richtung eines leichten Gewinnminus zum Vorjahr reduziert. Insgesamt dürften die niedrig gelegten Taxen wie in der Vergangenheit zwar mehrheitlich überboten werden, allerdings könnten bei den Ausblicken weitere Molltöne vernehmbar werden und die Rekordlaune von Dow und S&P 500 etwas dämpfen", prognostiziert die LBBW.
Montag, 7. April
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion, Februar. Insgesamt sollten sich die auf breiter Front verbesserten Frühindikatoren in der Eurozone nach Ansicht der LBBW allmählich auch in der Realwirtschaft niederschlagen. Für den heimischen Ausstoß erwarten die Analysten nach dem starken Plus von 0,8 Prozent im Januar trotz intakter Konjunktur allerdings einen leichten Rückgang um 0,4 Prozent.
Mittwoch, 9. April
8.00 Uhr. Deutschland: Handelsbilanz, Februar. Die HSBC rechnet mit einem zum Januar unveränderten Wert von 17,2 Milliarden Euro. Der Konsens liegt bei 17,4 Milliarden Euro.
20.00 Uhr. USA: FOMC Sitzungsprotokoll. Nach den Andeutungen der Fed-Präsidentin eines zügigeren Zeitplans in Richtung einer ersten Zinsanhebung 2015 erhoffen sich Marktteilnehmer von dem Protokoll laut LBBW mehr Klarheit bei der Einschätzung der Gefechtslage im Offenmarktausschuss.
Donnerstag, 10. April
China: Handelsbilanz, März. Während der Konsens mit einem Minus von 0,96 Milliarden US-Dollar rechnet, erwartet die HSBC ein Plus von 4,6 Milliarden US-Dollar. In der Vorperiode waren es noch minus 22,9 Milliarden.
13.00 Uhr. Großbritannien: BoE Zinsentscheidung. In Großbritannien hat die Inflation das zentrale Ziel der britischen Notenbank zwar lange Zeit überschritten. Der Rückgang auf zuletzt 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gibt den Währungshütern aus Sicht der HSBC nun aber den nötigen Spielraum, ihre extrem lockere Geldpolitik noch weiter fortzusetzen, wenngleich sich die konjunkturelle Situation zuletzt stetig verbessert hat. "Entsprechend rechnen wir weder für diesen noch für die kommenden Monate mit einer Anpassung des Leitzinses", lautet die Prognose.
Freitag, 11. April
China: Konsumentenpreise, März. Nach 2 Prozent im Februar erwarten Analysten im Schnitt eine Preissteigerung um 2,5 Prozent. Nach Ansicht der DekaBank ändert dieser erwartete Anstieg aber nichts an der Tatsache, "dass die Regierung einigen Spielraum hat, der Wirtschaft durch neue Investitionsprogramme auf die Sprünge zu helfen, ohne dass starker Inflationsdruck zu befürchten ist." Die Erzeugerpreise seien im Vorjahresvergleich bereits seit Februar 2012 rückläufig, ergänzt die Bank.
15.55 Uhr. USA: Konsumentenvertrauen (Uni Michigan), April. Analysten rechnen mit kaum mehr als einer Stagnation auf dem Vormonatsniveau von 80 Punkten.
EU/USA: Frühlingstreffen Weltbank und IWF
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von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
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© 7. April 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)