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Börse Frankfurt-News: 'Facebook - Luftblase oder Goldgrube?' (Roth)

Veröffentlicht am 26.04.2012, 16:14
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. April. Oliver Roth fragt sich diese Woche, ob der Hype um den bevorstehenden Börsengang von Facebook gerechtfertigt ist und sich das Ganze am Ende auch für Privatanleger auszahlen könnte.

Selten genoss einen Börsengang soviel öffentliches Interesse wie der von Facebook. Mit gigantischen Vorschusslorbeeren wird der Internetkonzern bereits im Vorfeld des ersten Börsenkurses begrüßt. Viele Experten schüren zusätzlich die bereits überhöhten Erwartungen und machen den Anlegern Hoffnung auf das große Geld. Doch ist Facebook wirklich mit Apple und Google auf eine Stufe zu stellen oder entpuppt sich der ganze Hype um Mark Zuckerbergs Firma letztlich als Luftblase?

Als Google 2004 an die Börse ging traute man dem Konzern und dem jungen Führungstrio um Larry Page nur wenig zu. Doch die drei Google-Gründer straften ihre Kritiker aus der Fachwelt schon bald lügen und erschufen mit viel Enthusiasmus und einer genialen Geschäftsidee in wenigen Jahren ein Internet-Imperium. Heute kassiert Google über 50 Prozent der gesamten US-Internet-Werbeeinnahmen mit ihrer Suchmaschine ab.

Doch damit nicht genug. Frühzeitig planten die drei, nicht nur auf einem Bein stehen zu wollen und generierten in den folgenden Jahren neue Einnahmequellen fern des Kerngeschäfts. Das Chrome und Android-Betriebssystem, Smartphones, YouTube und Google Maps sind nur einige der neuen Geschäftsfelder des Internet-Giganten, der mittlerweile nach Apple die zweitteuerste Marke der Welt ist.

Google schaffte es genauso so wie die Nummer Eins weltweit, Apple, zu expandieren und nicht von einem Geschäftsfeld alleine abhängig zu bleiben. Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Breite der Angebotspalette, die die beiden Konzerne ihren Kunden bieten können. Profitiert haben von der innovativen Kraft auch die Aktionäre der Technogiganten aus dem Silicon Valley. Google stieg von 80 US-Dollar auf über 650-US Dollar und Apple ist mittlerweile der größte Konzern der Börsenwelt mit einem Börsenkurs über 500 US-Dollar.

Genau darauf spekulieren derzeit Anleger, wenn sie an Facebook denken. Doch dabei gilt es, kritisch zu bleiben, denn viele aktuelle Mitinhaber haben ein großes Eigeninteresse, den Hype zu forcieren. Mit 80 bis 100 Milliarden US-Dollar wollten die Altaktionäre den Newcomer an der Börse bewertet wissen. Ist das Facebook wirklich wert? Immerhin berichten Medien, dass Facebooks Umsätze seit 2008 von 300 Millionen US-Dollar auf über 2 Milliarden in diesem Jahr ansteigen werden. Auch Gewinn soll dabei angefallen sein. Aber bisher sind keine genauen Geschäftszahlen bekannt.

Aber damit Facebook überhaupt derart wachsen konnte, mussten sie frühzeitig Groß-Investoren mit in die Firma nehmen, die an das Unternehmen glaubten. Aufgrund der Erfolge von Apple und Co. stiegen deshalb auch viele namhafte Investment-Firmen bereits in das Unternehmen ein. Angeblich sind Goldman Sachs und Microsoft nur einige der namhaften Investoren. Wenn nun Facebook an die Börse geht, werden nicht nur reale Besitztümer von Facebook mit in den ersten Börsenpreis eingerechnet, sondern auch jede Menge Erwartungen in künftige Einnahmen. Die bisherigen Investoren wollen sich nun das Risiko des Investments bezahlen lassen und werden zu großen Teilen die Verkäufer am ersten Börsentag sein.

Die vielen Kleinanleger, die nun in Goldgräberstimmung versetzt werden, tragen dann das anschließende Risiko, das nicht unterschätzt werden darf. Facebook verdiente im ersten Quartal dieses Jahres nur 205 Millionen US Dollar (minus 28 Millionen) bei einem Umsatz von 872 Millionen US Dollar (plus 37 Prozent). Nach der derzeitigen Bewertung, mit der Facebook an die Börse will, müsste der Konzern aber 6,1 Milliarden US-Dollar nur in diesem Jahr einnehmen. Es bedarf also einer deutlichen Steigerung der Erträge im Restjahr, um das Ziel noch zu erreichen.

Auch ist fraglich, wie Facebook künftig die extremen Zuwachsraten beim Umsatz erzielen will, die nötig sind um die Investorenerwartungen zu erfüllen. Die Messlatte liegt derart hoch, das Facebook diese eigentlich nur reißen kann. Viele Experten kritisieren ein noch unausgereiftes Geschäftsmodell basierend auf Werbeeinnahmen.

Auch Apple und Google sind mit überhöhten Erwartungen Getriebene der Finanzmärkte und es kommt auch dort die Zeit, dass die Uhren langsamer gehen. Doch die genannten Konzerne sind bereits etabliert und breit aufgestellt und damit weniger verwundbar als der Newcomer. Der Facebook-Börsengang wird sicher ein Erfolg, alleine schon, weil viele mächtige Interessengruppen dafür sorgen werden. Aber ob der Einstieg für Privatanleger lohnt, ist fraglich, wenn man bedenkt, was Facebook eigentlich erstmal leisten muss um die übertriebenen Erwartungen der Finanzwelt zu erfüllen.

Die Facebook-Aktie wird dann nachhaltig ein Erfolg, wenn Mark Zuckerberg es versteht, für den Konzern konsequent neue, marginstarke Geschäftsfelder aufzutun. Nur dann hat er eine Chance, dem Druck der Öffentlichkeit standzuhalten. Der für Mitte Mai angestrebte Börsengang scheint sich nun doch um einige Wochen zu verschieben, aufgrund der Zukäufe der letzten Wochen. Und die Börsenbewertung scheint auch deutlich nach unten korrigiert zu werden. Anstatt 85 bis 95 Milliarden US-Dollar gehen einige nun von lediglich 75 Milliarden US-Dollar aus.

Kleinanleger sollten vielleicht doch erstmal abwarten, ob die Schuhe der beiden großen Technologie-Giganten nicht doch eine Nummer zu groß für Facebook sind.

© 26. April 2012/Oliver Roth

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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