FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 3. Mai 2012. Kunden von Visa zücken immer öfter ihre Kreditkarten, bei der Société Générale tragen Sparbemühungen erste Früchte und Biogen setzt in Zukunft stärker auf die Neurologie. Bei Broadcom und CNPC belasten hingegen die hohen Preise
Vom Vierjahreshoch im DJ Industrial Average Index und den Gewinnen in den S&P Sektorindizes lassen sich hiesige Investoren nach Meinung der Spezialisten im Handel mit Auslandsaktien wenig mitziehen. 'Der politische Schuh drückt in Europa und sorgt für Orientierungslosigkeit', bemerkt Jan Vrbsky von der Baader Bank und nennt DAX-Bewegungen wie am gestrigen Mittwoch als symptomatisch für die Anlegerstimmung. 'Das deutsche Aktienbarometer bewegt sich seit Wochen kraftlos im Niemandsland.'
Als einen Impulsgeber für die Aktienbörsen in den USA und auch China macht Walter Vorhauser die gute Laune unter den Einkäufern aus. Um einen Prozentpunkt auf 49,3 Zähler zugelegt habe etwa der HSBC-Einkaufsmanagerindex für China im April. Zusammen mit dem auf 53, 3 Punkte gestiegenen Frühindikator der China Federation of Logistics and Purchasing (CFLP), dem nationalen Einkaufsmanagerindex, stünden die Konjunkturzeichen damit auf Wachstum. 'Dem Hongkonger Leitindex Hang Seng verhalf die Meldung auf den höchsten Stand seit sechs Wochen', bemerkt der Händler der Close Brothers Seydler Bank. Die US-Strategie des ultralockeren Geldes und einer damit einhergehenden hohen Staatsverschuldung scheine aufzugehen. 'Sollte diese Entwicklung sich fortsetzen, werden die Stimmen für einen Kurswechsel in Europa lauter werden', prognostiziert Vorhauser.
Mehr Konsumlust bei Visa-Kunden
Von Konjunktursorgen ist bei Visakunden (WKN A0NC7B) offenbar wenig zu spüren. Nach Mastercard (WKN A0F602) und American Express (WKN 850226) überzeugte nun auch der weltgrößte Kreditkartenanbieter mit einem Umsatzplus von 11 Prozent für das zweite Quartal. 'Unterm Strich verdiente das kalifornische Unternehmen 1,3 Milliarden US-Dollar und damit 47 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum', berichtet Vrbsky. Klammere man ein erhaltenes Steuergeschenk aus, erreiche der Marktführer mit 1,60 US-Dollar pro Aktie einen 23 Prozent höheren Ertrag als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Ähnlich wie bei den Mitbewerbern hätten Visa-Aktionäre die guten Zahlen im Vorfeld der Veröffentlichung mit einem Kursanstieg von 430 auf 460 US-Dollar honoriert.
Société Générale auf gutem Weg
Die Anforderungen von Basel III bewältigt und im ersten Quartal dennoch einen ansehnlichen Gewinn von 723 Millionen Euro erreicht habe die Société Générale (WKN 873403). 'Zwar steht bei dem Ergebnis ein Minus von 20 Prozent, erwartet worden war aber ein noch größerer Gewinneinbruch', bemerkt Vrbsky. Die zweitgrößte französische Bank punktete insbesondere im Bereich festverzinsliche Wertpapiere mit einem Erlösanstieg von 39 Prozent auf 993 Millionen Euro. 'Dadurch konnten Verluste aus dem Verkauf von Unternehmenskrediten aufgefangen werden.' Die Sparte Investmentbanking blicke zudem wieder auf schwarze Zahlen beim Ertrag. 'Der Stellenabbau und die Schließung von Filialen im Rahmen eines umfangreichen Kostensenkungsprogramms tragen erste Früchte.' Börsianer belohnen die Bemühungen mit einem Kursanstieg von zwischenzeitlich 4,5 Prozent. Die Aktie notiert am heutigen Donnerstag über 18 Euro.
Entwicklungskosten für neue Medikamente belasten Biogen-Ergebnis
Kursverluste von rund 2 Prozent war die Antwort der Börsianer auf ein Ertragsplus bei Biogen Idec (WKN 789617) von lediglich 3 Prozent im ersten Quartal 2012. Statt der 1,40 US-Dollar Gewinn pro Aktie seien 1,43 US-Dollar erwartet worden. Beim Umsatz von 1,3 Milliarden US-Dollar stehe ein Plus von 7 Prozent. 'Hauptursache für das schwächere Ergebnis sind die umfangreichen Investitionen etwa für die Markteinführung eines neuen Multiple-Sklerose-Medikaments, welches das Potenzial zum Kassenschlager hat', erklärt Vorhauser 'Der US Biotech-Konzern möchte seine Forschung und Entwicklung zudem stärker auf die Neurologie konzentrieren.' Bis Ende 2012 plane Biogen den Rückkauf eigener Aktien in Höhe von 500 Millionen US-Dollar. Insgesamt hat sich die Aktie seit dem Jahr 2009 von 30 Euro auf aktuell über 102 Euro bestens entwickelt.
Aktionäre von Broadcom-Gewinneinbruch kaum berührt
Einen spürbaren Rückgang beim Gewinn musste auch Broadcom (WKN 913684) hinnehmen. Bei größeren Umsätzen im zweiten Quartal stünden Erlöse in Höhe von 1,83 im Vergleich zu 1,82 Milliarden US-Dollar in der Vorjahresperiode zu Buche. 'Der Überraschungseffekt ist aber ausgeblieben', meint Vorhauser. Der Gewinneinbruch in Höhe von 60 Prozent bei Texas Instruments (WKN 852654) habe Aktionäre vorgewarnt. Das Nettoergebnis des US-Chipherstellers sackte von 254 im gleichen Vorjahreszeitraum auf 88 Millionen US-Dollar ab. Broadcom behaupte sich insbesondere im Chip-Markt für Smartphones und Netzwerke. Zudem gehörten Chips für Settop Boxen und DVD Spieler zum Sortiment. 'Allein 25 Prozent der Broadcom-Umsätze hängen an Apple und Samsung.' Einen hohen Verkaufsdruck hätten die Ergebnisse bei der Broadcom-Aktie nicht ausgelöst. Sie notiert am heutigen Donnerstag mit 27,20 Euro rund 1,2 Prozent leichter.
Preisdiktat schmälert CNPC-Gewinn
Insbesondere verschärfte staatliche Preiskontrollen sorgen für Gewinneinbußen bei China Petroleum & Chemical Corporation (WKN A0M4XN), wie Vorhauser meldet. Als einer der größten chinesischen Veredler von Öl und Gas für den heimischen Markt könne CNPC höhere Kosten nicht immer auf die Energiepreise für die Kunden umlegen. 'Um den hohen Bedarf Chinas nach Öl und Gas zu decken, müssen lokale Ölkonzerne zunehmend auf teures Rohöl zu internationalen Konditionen zurückgreifen.' Das schmälere den Gewinn, der im ersten Quartal auf 2 Milliarden HK-Dollar eingebrochen sei. Die Aktie kletterte um zwischenzeitlich 10 Prozent auf 0,82 Euro in den Keller.
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© 3. Mai 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Vom Vierjahreshoch im DJ Industrial Average Index und den Gewinnen in den S&P Sektorindizes lassen sich hiesige Investoren nach Meinung der Spezialisten im Handel mit Auslandsaktien wenig mitziehen. 'Der politische Schuh drückt in Europa und sorgt für Orientierungslosigkeit', bemerkt Jan Vrbsky von der Baader Bank und nennt DAX-Bewegungen wie am gestrigen Mittwoch als symptomatisch für die Anlegerstimmung. 'Das deutsche Aktienbarometer bewegt sich seit Wochen kraftlos im Niemandsland.'
Als einen Impulsgeber für die Aktienbörsen in den USA und auch China macht Walter Vorhauser die gute Laune unter den Einkäufern aus. Um einen Prozentpunkt auf 49,3 Zähler zugelegt habe etwa der HSBC-Einkaufsmanagerindex für China im April. Zusammen mit dem auf 53, 3 Punkte gestiegenen Frühindikator der China Federation of Logistics and Purchasing (CFLP), dem nationalen Einkaufsmanagerindex, stünden die Konjunkturzeichen damit auf Wachstum. 'Dem Hongkonger Leitindex Hang Seng verhalf die Meldung auf den höchsten Stand seit sechs Wochen', bemerkt der Händler der Close Brothers Seydler Bank. Die US-Strategie des ultralockeren Geldes und einer damit einhergehenden hohen Staatsverschuldung scheine aufzugehen. 'Sollte diese Entwicklung sich fortsetzen, werden die Stimmen für einen Kurswechsel in Europa lauter werden', prognostiziert Vorhauser.
Mehr Konsumlust bei Visa-Kunden
Von Konjunktursorgen ist bei Visakunden (WKN A0NC7B) offenbar wenig zu spüren. Nach Mastercard (WKN A0F602) und American Express (WKN 850226) überzeugte nun auch der weltgrößte Kreditkartenanbieter mit einem Umsatzplus von 11 Prozent für das zweite Quartal. 'Unterm Strich verdiente das kalifornische Unternehmen 1,3 Milliarden US-Dollar und damit 47 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum', berichtet Vrbsky. Klammere man ein erhaltenes Steuergeschenk aus, erreiche der Marktführer mit 1,60 US-Dollar pro Aktie einen 23 Prozent höheren Ertrag als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Ähnlich wie bei den Mitbewerbern hätten Visa-Aktionäre die guten Zahlen im Vorfeld der Veröffentlichung mit einem Kursanstieg von 430 auf 460 US-Dollar honoriert.
Société Générale auf gutem Weg
Die Anforderungen von Basel III bewältigt und im ersten Quartal dennoch einen ansehnlichen Gewinn von 723 Millionen Euro erreicht habe die Société Générale (WKN 873403). 'Zwar steht bei dem Ergebnis ein Minus von 20 Prozent, erwartet worden war aber ein noch größerer Gewinneinbruch', bemerkt Vrbsky. Die zweitgrößte französische Bank punktete insbesondere im Bereich festverzinsliche Wertpapiere mit einem Erlösanstieg von 39 Prozent auf 993 Millionen Euro. 'Dadurch konnten Verluste aus dem Verkauf von Unternehmenskrediten aufgefangen werden.' Die Sparte Investmentbanking blicke zudem wieder auf schwarze Zahlen beim Ertrag. 'Der Stellenabbau und die Schließung von Filialen im Rahmen eines umfangreichen Kostensenkungsprogramms tragen erste Früchte.' Börsianer belohnen die Bemühungen mit einem Kursanstieg von zwischenzeitlich 4,5 Prozent. Die Aktie notiert am heutigen Donnerstag über 18 Euro.
Entwicklungskosten für neue Medikamente belasten Biogen-Ergebnis
Kursverluste von rund 2 Prozent war die Antwort der Börsianer auf ein Ertragsplus bei Biogen Idec (WKN 789617) von lediglich 3 Prozent im ersten Quartal 2012. Statt der 1,40 US-Dollar Gewinn pro Aktie seien 1,43 US-Dollar erwartet worden. Beim Umsatz von 1,3 Milliarden US-Dollar stehe ein Plus von 7 Prozent. 'Hauptursache für das schwächere Ergebnis sind die umfangreichen Investitionen etwa für die Markteinführung eines neuen Multiple-Sklerose-Medikaments, welches das Potenzial zum Kassenschlager hat', erklärt Vorhauser 'Der US Biotech-Konzern möchte seine Forschung und Entwicklung zudem stärker auf die Neurologie konzentrieren.' Bis Ende 2012 plane Biogen den Rückkauf eigener Aktien in Höhe von 500 Millionen US-Dollar. Insgesamt hat sich die Aktie seit dem Jahr 2009 von 30 Euro auf aktuell über 102 Euro bestens entwickelt.
Aktionäre von Broadcom-Gewinneinbruch kaum berührt
Einen spürbaren Rückgang beim Gewinn musste auch Broadcom (WKN 913684) hinnehmen. Bei größeren Umsätzen im zweiten Quartal stünden Erlöse in Höhe von 1,83 im Vergleich zu 1,82 Milliarden US-Dollar in der Vorjahresperiode zu Buche. 'Der Überraschungseffekt ist aber ausgeblieben', meint Vorhauser. Der Gewinneinbruch in Höhe von 60 Prozent bei Texas Instruments (WKN 852654) habe Aktionäre vorgewarnt. Das Nettoergebnis des US-Chipherstellers sackte von 254 im gleichen Vorjahreszeitraum auf 88 Millionen US-Dollar ab. Broadcom behaupte sich insbesondere im Chip-Markt für Smartphones und Netzwerke. Zudem gehörten Chips für Settop Boxen und DVD Spieler zum Sortiment. 'Allein 25 Prozent der Broadcom-Umsätze hängen an Apple und Samsung.' Einen hohen Verkaufsdruck hätten die Ergebnisse bei der Broadcom-Aktie nicht ausgelöst. Sie notiert am heutigen Donnerstag mit 27,20 Euro rund 1,2 Prozent leichter.
Preisdiktat schmälert CNPC-Gewinn
Insbesondere verschärfte staatliche Preiskontrollen sorgen für Gewinneinbußen bei China Petroleum & Chemical Corporation (WKN A0M4XN), wie Vorhauser meldet. Als einer der größten chinesischen Veredler von Öl und Gas für den heimischen Markt könne CNPC höhere Kosten nicht immer auf die Energiepreise für die Kunden umlegen. 'Um den hohen Bedarf Chinas nach Öl und Gas zu decken, müssen lokale Ölkonzerne zunehmend auf teures Rohöl zu internationalen Konditionen zurückgreifen.' Das schmälere den Gewinn, der im ersten Quartal auf 2 Milliarden HK-Dollar eingebrochen sei. Die Aktie kletterte um zwischenzeitlich 10 Prozent auf 0,82 Euro in den Keller.
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© 3. Mai 2012 / Iris Merker
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