FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. April 2012. Ohne Widerstand räumen die DAX-Bullen das Feld für die Bären scheinbar nicht. Der jüngsten Erholung im deutschen Aktienbarometer fehlt nach der Ansicht von technischen Analysten allerdings der Boden.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. So könnte man die Reaktion von Charttechnikern auf die Fortsetzung des Erholungskurses im DAX am heutigen Mittwoch übersetzen. Vermutlich sei der Anstieg zu steil, um nachhaltig zu bleiben . 'Dass an den Aktienbörsen von echter Beruhigung noch keine Rede sein kann, zeigen auch die Entwicklungen der Staatsanleihen', meint etwa die Helaba. Mit 140,35 Prozent bewege sich der Bund-Future weiter auf hohem Niveau. Der Absturz des deutschen Leitindex zum Wochenbeginn habe gezeigt, dass die Sorgen über die europäische Schuldenkrise jederzeit wieder aufflammen können. Immerhin stünden mögliche politische Machtwechsel in Frankreich, den Niederlanden und Griechenland bevor.
Noch keine Entwarnung
'Der erste Schreck nach den markanten Kursverlusten im DAX zum Wochenbeginn ist erst einmal verflogen', bemerkt Jana Meier. Die solide Unterstützungszone bei rund 6.500 Zählern habe Schlimmeres im deutschen Leitindex verhindert. 'Kurzfristig ist auf Basis dieses Haltebereichs nun eine Gegenbewegung denkbar', meint die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Darauf lasse auch das 'bearish failure' beim Stochastik schließen. Eine erste Anlaufmarke markiere in diesem Fall das jüngste Verlaufshoch bei 6.813 Punkten.
'Nachhaltig grünes Licht für die Aktienmarktbullen gibt es allerdings erst wieder oberhalb diverser Verlaufshochs und -tiefs bei rund 7.000 Punkten', ist Meier überzeugt. 'Bis dieser Befreiungsschlag glückt, ist die charttechnische Ausgangslage des DAX wahrlich kein Augenschmaus.' Der Abschluss einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation schwebe wie ein Damoklesschwert über dem deutschen Aktienbarometer. 'Die obere Umkehrformation wird komplettiert, sobald die genannte Unterstützungszone unterschritten wird.' Diese bestehe konkret aus dem Fukushima-Tief vom März 2011 bei 6.483 Punkten und dem Erholungshoch von Ende Oktober 2011 bei 6.430 Punkten und werde mittlerweile zusätzlich durch den Aufwärtstrend seit September bei aktuell 6.407 Punkten bestätigt.
Im Negativfall macht Meier als nächste Anlaufmarke die 200-Tages-Linie im DAX bei aktuell 6.219 Punkten aus. Das kalkulatorische Abschlagspotential von rund 700 Punkten mahne perspektivisch gar vor deutlich größeren Einbrüchen.
Nachhaltigkeit fehlt
Immer noch im Konsolidierungsmodus wähnt Gregor Bauer das deutsche Aktienbarometer. Dieser korrigiere den steilen Anstieg im DAX ab Ende November 2011, ausgehend vom Tief bei 5.366 Zählern. 'Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass das jüngste Tief der aktuellen Abwärtsbewegung erst etwa ein Drittel der langen Hausse korrigiert hat', erinnert der unabhängige, technische Analyst. Dieses Tief liege bei 6.499 Punkten und sei am 23. April gebildet worden. Der übergeordnete Aufwärtstrend bleibe damit zwar noch intakt. 'Charttechnisch befindet sich der DAX derzeit aber in einer sehr kritischen Situation, da eine nachhaltige Bodenbildung noch nicht zu erkennen ist.'
Im Bereich um 6.600 Punkte stelle sich die Schicksalsfrage. Dem Durchbruch unter diese Marke seien am 23. und 24. April jeweils die Tiefs um 6.500 Punkte gefolgt. Im Tagesverlauf des 25. April sei zumindest wieder der Sprung über die 6.600 Zähler gelungen. 'Bricht der DAX nun wieder unter das Tief von 6.500 Zählern, ist eine Bodenbildung erneut gescheitert.' In diesem Fall macht Bauer das Kursziel bei 6.250 bis 6.100 Punkten fest.
'Es bleibt aber die Hoffnung, dass der DAX-Stand vom 18. April bei 6.812 Zählern im Zuge der positiven Signale vom heutigen Mittwoch überboten wird.' Damit würde der nächste Widerstand durchbrochen und ein erstes Impulssignal nach oben gesetzt. Anlegern empfiehlt Bauer, erst ab etwa 6.850 Punkten neu einzusteigen, den Ausstiegspunkt macht er bei um den Bereich von 6.450 Punkten fest.
Andrang bei den Bullen
Investoren sehen das leicht anders, denn für 8 Prozent der DAX-Anleger scheint die Korrektur vorbei zu sein. Sie sind gegenüber der Vorwoche long gegangen. 7 Prozent haben ihre Short-Positionen verkauft. Nach zuvor 57,8 Punkten erreicht der Bull/Bear-Index für die deutschen Bluechips in dieser Woche 66,1 Punkte. Auch die Aussichten für die Technologiewerte beurteilen die Investoren merklich optimistischer. Der Bull/Bear-Index für den TecDAX steigt von 56,4 auf 62,9 Punkte. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger.
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© 25. April 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. So könnte man die Reaktion von Charttechnikern auf die Fortsetzung des Erholungskurses im DAX am heutigen Mittwoch übersetzen. Vermutlich sei der Anstieg zu steil, um nachhaltig zu bleiben . 'Dass an den Aktienbörsen von echter Beruhigung noch keine Rede sein kann, zeigen auch die Entwicklungen der Staatsanleihen', meint etwa die Helaba. Mit 140,35 Prozent bewege sich der Bund-Future weiter auf hohem Niveau. Der Absturz des deutschen Leitindex zum Wochenbeginn habe gezeigt, dass die Sorgen über die europäische Schuldenkrise jederzeit wieder aufflammen können. Immerhin stünden mögliche politische Machtwechsel in Frankreich, den Niederlanden und Griechenland bevor.
Noch keine Entwarnung
'Der erste Schreck nach den markanten Kursverlusten im DAX zum Wochenbeginn ist erst einmal verflogen', bemerkt Jana Meier. Die solide Unterstützungszone bei rund 6.500 Zählern habe Schlimmeres im deutschen Leitindex verhindert. 'Kurzfristig ist auf Basis dieses Haltebereichs nun eine Gegenbewegung denkbar', meint die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Darauf lasse auch das 'bearish failure' beim Stochastik schließen. Eine erste Anlaufmarke markiere in diesem Fall das jüngste Verlaufshoch bei 6.813 Punkten.
'Nachhaltig grünes Licht für die Aktienmarktbullen gibt es allerdings erst wieder oberhalb diverser Verlaufshochs und -tiefs bei rund 7.000 Punkten', ist Meier überzeugt. 'Bis dieser Befreiungsschlag glückt, ist die charttechnische Ausgangslage des DAX wahrlich kein Augenschmaus.' Der Abschluss einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation schwebe wie ein Damoklesschwert über dem deutschen Aktienbarometer. 'Die obere Umkehrformation wird komplettiert, sobald die genannte Unterstützungszone unterschritten wird.' Diese bestehe konkret aus dem Fukushima-Tief vom März 2011 bei 6.483 Punkten und dem Erholungshoch von Ende Oktober 2011 bei 6.430 Punkten und werde mittlerweile zusätzlich durch den Aufwärtstrend seit September bei aktuell 6.407 Punkten bestätigt.
Im Negativfall macht Meier als nächste Anlaufmarke die 200-Tages-Linie im DAX bei aktuell 6.219 Punkten aus. Das kalkulatorische Abschlagspotential von rund 700 Punkten mahne perspektivisch gar vor deutlich größeren Einbrüchen.
Nachhaltigkeit fehlt
Immer noch im Konsolidierungsmodus wähnt Gregor Bauer das deutsche Aktienbarometer. Dieser korrigiere den steilen Anstieg im DAX ab Ende November 2011, ausgehend vom Tief bei 5.366 Zählern. 'Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass das jüngste Tief der aktuellen Abwärtsbewegung erst etwa ein Drittel der langen Hausse korrigiert hat', erinnert der unabhängige, technische Analyst. Dieses Tief liege bei 6.499 Punkten und sei am 23. April gebildet worden. Der übergeordnete Aufwärtstrend bleibe damit zwar noch intakt. 'Charttechnisch befindet sich der DAX derzeit aber in einer sehr kritischen Situation, da eine nachhaltige Bodenbildung noch nicht zu erkennen ist.'
Im Bereich um 6.600 Punkte stelle sich die Schicksalsfrage. Dem Durchbruch unter diese Marke seien am 23. und 24. April jeweils die Tiefs um 6.500 Punkte gefolgt. Im Tagesverlauf des 25. April sei zumindest wieder der Sprung über die 6.600 Zähler gelungen. 'Bricht der DAX nun wieder unter das Tief von 6.500 Zählern, ist eine Bodenbildung erneut gescheitert.' In diesem Fall macht Bauer das Kursziel bei 6.250 bis 6.100 Punkten fest.
'Es bleibt aber die Hoffnung, dass der DAX-Stand vom 18. April bei 6.812 Zählern im Zuge der positiven Signale vom heutigen Mittwoch überboten wird.' Damit würde der nächste Widerstand durchbrochen und ein erstes Impulssignal nach oben gesetzt. Anlegern empfiehlt Bauer, erst ab etwa 6.850 Punkten neu einzusteigen, den Ausstiegspunkt macht er bei um den Bereich von 6.450 Punkten fest.
Andrang bei den Bullen
Investoren sehen das leicht anders, denn für 8 Prozent der DAX-Anleger scheint die Korrektur vorbei zu sein. Sie sind gegenüber der Vorwoche long gegangen. 7 Prozent haben ihre Short-Positionen verkauft. Nach zuvor 57,8 Punkten erreicht der Bull/Bear-Index für die deutschen Bluechips in dieser Woche 66,1 Punkte. Auch die Aussichten für die Technologiewerte beurteilen die Investoren merklich optimistischer. Der Bull/Bear-Index für den TecDAX steigt von 56,4 auf 62,9 Punkte. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger.
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© 25. April 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)