FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 31. Juli 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Steigender Kostendruck treibt viele Unternehmen an, ihre Fertigung weiter zu automatisieren. Anbieter entsprechender Lösungen profitieren.
Nach industrieller Revolution und Einzug von Computern, Robotik und Automatisierung in Fertigungsprozessen scheinen die Produktionsstätten vor einem weiteren Entwicklungsschritt zu stehen. "Industrie 4.0" soll die Fabrikwelt digitalisieren. Gemeint ist die technische Integration cyber-physikalischer Systeme (CPS) in Produktion und Logistik sowie die Anwendung des Internets in industriellen Prozessen.
Die weltweite Vernetzung von Maschinen, Lagersystemen und Betriebsmitteln als CPS führt zu "Smart Factories", in denen intelligente Maschinen eigenständig Informationen untereinander austauschen und sich dabei selbst laufend optimieren sollen. Experten versprechen sich dadurch eine sprunghaft ansteigende Produktivität und große Einsparungen bei Material und Energie.
Die Branche boomt
Seit Jahren wächst die Roboterindustrie im zweistelligen Bereich und bewegt sich heute nach einem Einbruch durch die Finanzkrise bereits wieder auf dem Niveau von 2008. Nachdem die Automobilindustrie lange als Vorreiter vorausging, ziehen dem internationalem Verband der Roboterindustrie, der International Federation of Robotics, zu Folge Sektoren wie Werkzeugmaschinen, Elektronik, Kunststoff, Guss-, Transport- und Motorenfertigung sowie die Metallverarbeitung, Verbundwerkstoffe und Druckguss inzwischen nach.
Das Geschäft floriert, weltweit seien allein im Jahr 2013 mit 179.000 Industrierobotern 12 Prozent mehr verkauft worden als im Vorjahr, wie der Verband berichtet. Nehme man die Auftragseingänge der ersten vier Monate diesen Jahres als Maßstab, setze sich der Trend in diesem Tempo fort.
China eilt voraus
In allen Regionen der Welt legt der Absatz dieser zukunftsorientierten Branche zu. Mit 27.000 verkauften ausländischen und 9.500 inländischen Industrierobotern führt der chinesische Markt laut Verband das Feld an. Damit geht derzeit jeder fünfte verkaufte Roboter ins Land der Mitte. An zweiter Stelle rangiere Japan, wo mit über 300.000 die größte Anzahl an installierten Einheiten stünden. Japan, USA, Republik Korea und Deutschland stellten 50 Prozent des Weltrobotermarktes. Zu den globalen Schwergewichten des Sektors gehören Unternehmen wie Kawasaki Heavy Industries (WKN 853314), ABB (WKN 919730), Yashawa (WKN 857658) und Faunuc (WKN A0YEKG).
Kawasaki mit optimistischem Ausblick
Die Branche schaut nach vorn. Das belegen auch die jüngsten Zahlen von Kawasaki für das erste Quartal. "Rund 7,7 Prozent Umsatzsteigerung und beim Nettogewinn ein Plus von 20 Prozent überzeugt die Anleger. Nach Veröffentlichung der Ergebnisse habt die Aktie gegen den Trend zugelegt. "Die Prognosen bis 2017 wurden nach oben angepasst", begründet Roland Stadler von der Baader Bank die Zuversicht. Das belege, dass man in diesem Segment Geld verdienen kann. Während der japanische Konzern über die Hälfte seines Umsatzes im eigenen Land generiere, entfielen rund 30 Prozent auf die USA und etwa 7 Prozent auf Europa. Neben Kunden wie Boeing (WKN 850471) und Rolls Royce (WKN A1H81L) beliefere das Unternehmen mit seinen 34.000 Mitarbeitern Automobilproduzenten wie Toyota (WKN 853510).
Gewinnrückgang bei Rockwell Automation
Nicht überall sieht es so rosig aus. Die Erwartungen der Investoren nicht erfüllt haben die Zahlen von Rockwell Automation (WKN 903978) für das dritte Quartal, wie Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler weiß. Die Aktie ist am gestrigen Mittwoch daraufhin um über 5 Prozent auf 84 Euro eingebrochen. Bei einem um 2 Prozent höherem Umsatz sei der Gewinn mit 1,49 US-Dollar pro Aktien rückläufig. Das US-amerikanische Unternehmen mit Sitz in Milwaukee und 22.000 Mitarbeitern sei weltgrößter Anbieter von industriellen Automatisierungs- Antriebs-, Steuerungs- und Informationslösungen.
iRobot enttäuscht Investoren
Auch iRobot (WKN A0F5CC) hat in dieser Woche seine Bücher offengelegt und damit so manchen Anleger zunächst verschreckt. "Das Geschäft mit Sicherheitssystemen für militärische Zwecke musste starke Einbußen hinnehmen", begründet Vorhauser. Die Aktie des an der Technologiebörse Nasdaq gelisteten Anbieters von Robotern hat im Wochenverlauf rund 20 Prozent verloren und notiert aktuell bei gut 24 Euro. "Die Reaktion der Anleger war vermutlich etwas übertrieben", urteilt Vorhauser. Deshalb könne die Aktie durchaus wieder zulegen. Einen Namen unter Verbrauchern habe sich das 1990 gegründete Unternehmen aus Massachusetts mit Produkten für den Haushalt gemacht, die das Putzen und Staubsaugen übernehmen.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 31. Juli 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)