n FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 3. November 2014. Nach den Kursgewinnen der vergangenen Woche zeichnen technische Analysten unterschiedliche Szenarien vom weiteren DAX-Verlauf. Fundamental bleibt es steinig.
Überraschend starke Wachstumsdaten aus den USA und zusätzliche Geldspritzen durch die japanische Zentralbank treiben Anleger wieder in Aktien. Der Nikkei 225 sprang auf ein Mehrjahreshoch und die US-Leitindizes sind nicht mehr weit von ihren Rekorden entfernt. Selbst die europäischen Aktienbörsen konnten sich im Windschatten der US-Märkte sichtbar erholen. "Ist dies der Startschuss für eine Jahresendrallye", fragt Markus Reinwand und tippt eher auf eine Zwischenerholung. Die relative Sorglosigkeit der Investoren führt der Helaba-Analyst auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre zurück. "Korrekturen waren meist moderat und von kurzer Dauer."
Fundamental erkennt der Reinwand jedenfalls keine echte Verbesserung. Zwar hätten in der weit vorangeschrittenen Quartalsberichtssaison rund 70 Prozent der Unternehmen im S&P 500 positiv überrascht. Allerdings nur, weil viele Schätzungen zuvor nach unten revidiert worden seien. Auch aus diesem Grund bezweifelt Reinwand die Nachhaltigkeit der Gewinnentwicklungen. Angesichts der ambitionierten Bewertung vieler Konzerne gebe es zumindest aus fundamentaler Sicht kein Spielraum für weitere Kurszuwächse. Deshalb lohne es sich vermutlich nicht, auf den fahrenden Zug noch aufzuspringen.
Nur ein Strohfeuer?
Auch der deutsche Leitindex startete am Freitag mit einer technischen Lücke und schloss mit einem Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vortag, wie Gregor Bauer bemerkt. Damit sei eine wichtige charttechnische Widerstandszone zwischen 8.900 und 9.150 Punkten nach oben durchbrochen worden. "Allerdings besteht die Gefahr, dass dieser Sprung zunächst zum Teil wieder korrigiert wird, bevor neue Käufer in den Markt kommen." Der nächste Widerstand liege im Bereich der 200-Tage-Linie um 9.510 Punkte gefolgt von einer massiven Hürde zwischen 9.780 und 9.900 Zählern. "Hier befindet sich der obere Umkehrbereich von September 2014", bemerkt der unabhängige technische Analyst.
Bauer rät Anlegern ebenfalls zur Vorsicht, da die Kurse in den USA neue Allzeithoch testen würden. "Erfahrungsgemäß markieren die Märkte neue Hochs und fallen dann zunächst wieder zurück." Danach entscheide sich das wahre Schicksal der Indizes. "Meist fehlt die Phantasie für Anschlusskäufe, sobald alle positiven Daten eingepreist sind." Falle der Dow Jones in Folge wieder unter 16.950 Punkte, werde auch der DAX nicht weiter nach oben preschen.
Weitere Kursgewinne in Sicht
Für Robert Halver von der Baader Bank stehen die Chancen für eine Fortsetzung der DAX-Erholung gar nicht so schlecht. "Seit dem Sommer gewinnen deutsche Aktien gegenüber italienischen und spanischen Werten wieder an relativer Stärke." Die Aussicht auf eine wirtschaftspolitische Stabilisierung in der Eurozone und in der Weltwirtschaft insgesamt sowie die Hoffnung auf eine Lösung der Ukraine-Krise würden für hiesige Unternehmen sprechen.
Aufgrund der aktuellen Volatilität rechnet Halver für die kommenden 30 Tage mit einer Schwankungsbreite des DAX zwischen etwa 9.775 Punkten nach oben und 8.750 Zählern nach unten. "Charttechnisch verläuft die erste DAX-Hürde bei 9.400 Punkten." Darüber warteten weitere Barrieren im Bereich von 9.510 Punkten. "Im Falle einer erneuten Korrektur verlaufen erste Unterstützungen bei 9.200, gefolgt von 9.123 Punkten." Darunter stünden Haltelinien bei 8.900 sowie 8.690 Punkten.
Bären behalten Oberhand
Nach Auffassung Christian Schmidts von der Helaba hat der übergeordnete Abwärtstrend trotz massiver Kursgewinne des DAX weiterhin Gültigkeit. Das nahezu exakte Erreichen des großen Rückschlags bei 9.306 Punkten und der 55-Tagelinie bei 9.320 Zählern verdeutliche, dass der deutsche Bluechip-Index wichtige Widerstände respektiere. Rutsche der DAX unter den Support bei 9.175 Punkten, würde dies Schmidts These untermauern.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Mittwoch, 5. November
9.00 Uhr. Euroraum: Einkaufsmangerindex Dienstleistungssektor (PMI) Oktober. Nachdem die Schnellschätzungen für Oktober auf der Oberseite überraschten und ein Abrutschen des Stimmungsindikators für das Verarbeitende Gewerbe unter die Expansionsmarke von 50 Punkten verhindert worden sei, rechnet die HSBC mit einer Bestätigung der Entwicklung durch die finalen Daten am Montag bzw. Mittwoch. Insgesamt würde die Wirtschaft in der Eurozone in den kommenden Quartalen zwar wachsen, die Dynamik der konjunkturellen Erholung bleibe aber verhalten.
Donnerstag, 6. November
10.00 Uhr. Euroraum: EZB Ratssitzung. Präsident Draghi wird nach Meinung der DekaBank auf die Ergebnisse des Bankenstresstests eingehen. Zudem würde die EZB vermutlich die positive Wirkung die Kreditvergabe durch die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte sowie die Käufe von Covered Bonds und Asset Backed Securities herausstellen. Ein Gegengewicht hierzu erwarten die DekaBank-Analysten von den EZB-Kommentaren zur anhaltend niedrigen Inflation.
Freitag, 7. November
10.00 Uhr. USA: Arbeitslosenquote Oktober. Während hierzulande Trübsal geblasen wird, legt die US-Wirtschaft nach Beobachtung der DekaBank eher noch an Tempo zu. Zudem scheine sich der US-Arbeitsmarkt im Oktober weiterhin sehr gut zu entwickeln. Die DekaBank geht von einem relativ hohen Beschäftigungsaufbau und einer kräftigen Aufwärtsrevision der beiden Vormonat aus. Die Arbeitslosenquote werde allerdings voraussichtlich "nur" stagnieren.
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Von Iris Merker, Deutsche Börse AG
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© 3. November 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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