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Börse Frankfurt-News: 'Kein Raum für Emotionen an der Börse' (Peeters)

Veröffentlicht am 01.11.2012, 15:53
Aktualisiert 01.11.2012, 15:56
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1. November 2012. Die unfreiwillige Pause, die der US-amerikanische Aktienmarkt zu Wochenbeginn auf Grund der Auswirkungen des Sturms 'Sandy' eingelegt hat, war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Es war die erste Aussetzung des Handels auf Grund eines Naturereignisses seit 27 Jahren und (nicht nur für Börsianer) eine gute Gelegenheit, in sich zu kehren und wahrzunehmen, wie hilflos wir doch gegenüber den geballten Kräften der Natur sind.

Nun ist der Sturm vorbei und es ist wie stets bei Naturereignissen etwas pietätlos, zu philosophieren, ob das Ganze eine Tragödie war oder die Ostküste, insbesondere New York sogar 'glimpflich' davongekommen ist. Dieses Urteil hängt nun mal auch maßgeblich vom Blickwinkel des Betrachters ab und aus dem fernen Europa sieht das ganze anders aus als aus Manhattan. Aber sicher muss es auch zu 'Sandy' eine objektive Bestandsaufnahme geben.

Einer der Plätze, an dem unausgesprochen rationale Urteile zu dem Geschehen gefällt werden, ist die eben angesprochene und nun wieder eröffnete Börse: An den Kursen etwa von Versicherungsaktien lässt sich sehr schnell eine zumindest von vielen Investoren getragene Meinung ablesen, nämlich die, dass es insgesamt zu moderaten Schäden gekommen ist. Denn ansonsten wäre der Versicherungssektor deutlich unter Druck gekommen. Diese Mechanismen vollziehen sich bei jeder Katastrophe und es wirkt stets aufs Neue gefühlskalt.

Überhaupt ist die Korrelation zwischen Kursentwicklungen und Geschehnissen in der realen Welt immer wieder bemerkenswert und oftmals so gradlinig, dass sie immer wieder als zynisch wahrgenommen und tituliert wird. Ein weiteres aktuelles Beispiel für solch einen nüchternen Zusammenhang ist die jüngste Kursentwicklung bei der Schweizer Großbank UBS. Parallel zum Bekanntwerden eines massiven Arbeitsplatzabbaus haussierte die Aktie. Zwar hält sich die öffentliche Solidarität in Grenzen, weil es zumeist um gut bezahlte Investmentbanker geht, doch wirkt die Reaktion auf den Verlust vieler Arbeitsplätze dennoch sehr zynisch und kalt, aber auch rational, wenn hierdurch der Wert und somit der Preis der Unternehmung steigt.

Bei Lichte betrachtet ist solch eine trockene, gefühllose Reaktion von Märkten nicht nur logisch, sondern auch angemessen. So hart es klingt: Bei der Kursfindung sind Emotionen fehl am Platz und wenn sie doch auftreten, ist die Gefahr groß, dass derjenige, der die Gefühle zeigt, der Leidtragende ist. Schon oft wurde versucht, Investitionen weniger über kühle Abwägung, sondern mehr aus innerer Überzeugung zu tätigen. Dies kann am Ende aber auch zu sehr schmerzhaften Verlusten führen, wie viele Anleger etwa in den vergangenen Jahren beispielsweise mit zahlreichen Aktien von Solarfirmen festgestellt haben. Viele Anleger haben sich mit dem operativen Geschäft identifiziert, aber darüber hinweg gesehen, dass sie die Aktien überteuert gekauft haben und dass in diesem Markt ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb herrscht.

Völlig berechtigt und angemessen ist es wiederum, aus Überzeugung und ethischen Gründen, bestimmte Engagements nicht einzugehen: Die Rüstungsindustrie, Tabakkonzerne oder auch der Handel mit Nahrungsmittelderivaten sind hier klassische Beispiele.

Für den aktiven Kauf einer Position jedoch darf eine Emotion nie alleinige Ursache sein, ein rationaler Beweggrund ist alternativlos, ansonsten ist man mit einer Spende besser aufgehoben als mit einer Investition. Aggregiert kommt dann das besagte nüchterne Geschehen der Märkte zu Stande, schließlich reflektieren die Kurse nichts anderes als ein 'Spiegelbild' der geballten Investorenmeinung. An der Börse ist kein Raum für Emotionen und wahrscheinlich ist es besser so.

© 1. November 2012/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der 'Platow Börse' und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm 'Finde die richtige Aktie - ein Profi zeigt seine Methoden' im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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