FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. Mai 2012. Die schwachen Rohstoffpreise lassen die meisten ETC-Anleger kalt. Die Abflüsse überwiegen zwar, zu einem Ausverkauf kommt es aber nicht.
Für Rohstoffanleger waren die vergangenen Wochen kein Zuckerschlecken, die vergangenen Tage erst recht nicht: Enttäuschende Konjunkturdaten und aktuell große Sorgen um Griechenland schickten die Preise in den Keller. Öl hat sich deutlich verbilligt, der Goldpreis rutschte sogar unter die Marke von 1.600 US-Dollar je Feinunze.
Ruhiger ETC-Handel
Im ETC-Handel kann von Panik aber keine Rede sein: 'Die Abgaben dominieren zwar, Investoren zeigen sich insgesamt aber besonnen und halten sich zurück', meldet Bernardus Roelofs von Flow Traders. Mit bangem Blick gen Athen beschäftigten sie sich eher mit anderen Dingen als ETCs. 'Man konzentriert sich im Moment auf Aktien und Anleihen.'
Das war laut Nigel Longley von ETF Securities auch in der vergangenen Woche so: 'Der noch ungewisse Ausgang der Wahlen am Wochenende, Unsicherheit über den mittelfristigen Kurs der Europäischen Zentralbank und die bevorstehende Sitzung der Bank of England haben Investoren zögern lassen, ihre Rohstoff-Positionen anzupassen.'
Goldpreis auf Viermonatstief
Der Goldpreis hat sich mittlerweile weit von seinem Jahreshoch von Ende Februar bei 1.790 US-Dollar je Feinunze entfernt. Zuletzt beschleunigte sich der Abwärtstrend noch, heute fällt der Preis auf 1.585 US-Dollar und damit den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Ein Grund: Der stärkere US-Dollar macht Gold für Anleger aus der Eurozone teurer und damit weniger attraktiv. Außerdem gilt Gold nicht mehr unbedingt als Fluchtwährung. 'Gold verhält sich mehr wie eine risikoreiche Anlageklasse denn wie ein sicherer Hafen', bemerkt Carsten Fritsch von der Commerzbank.
So zeigen sich Investoren auch bezüglich Gold-ETCs deutlich zurückhaltender als im vergangenen Jahr. Flow Traders meldet im Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) Handel in beide Richtungen, im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) überwögen die Abgaben.
Weitere Preissteigerungen in Sicht
Nach Ansicht von Dora Borbély von der DekaBank wird sich der Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte aber wieder erholen. 'Mal entwickeln sich Edelmetalle parallel zu anderen Rohstoffen, mal nicht', erklärt die Rohstoffexpertin. Da die Staatsschuldenkrise präsent bleibe, werde auch Gold wieder gesucht werden. 'Der Abgrund, in den wir in Europa blicken, ist links und rechts tief. Daher wird Gold auch wieder Anhänger finden.' Die Bank prognostiziert für die zweite Jahreshälfte einen Goldpreis von 1.780 US-Dollar.
Die Commerzbank geht sogar von 1.900 US-Dollar je Feinunze zum Jahresende aus. 'Spätestens im zweiten Halbjahr dürfte Gold seinen langfristigen Aufwärtstrend wieder aufnehmen. Unterstützung gibt auch das anhaltende Kaufinteresse des offiziellen Sektors.'
Öl: Rasante Talfahrt
Öl hat sich ebenfalls zuletzt stark verbilligt: Sowohl der Preis für die Nordseesorte Brent als auch der für WTI-Öl ist auf den tiefsten Stand seit drei Monaten abgesackt. Brent-Öl kostet aktuell 112 US-Dollar je Barrel, WTI-Öl knapp 97 US-Dollar. Anfang März lag der Brent-Preis noch bei 127 US-Dollar. Experten sprechen derzeit von einem Rohölüberangebot an den Weltmärkten. 'Die Lagerbestände an WTI-Öl in den USA liegen auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren', konkretisiert ETF Securities. ETC-Investoren trennen sich entsprechend von ihren Anlagen, etwa dem ETFS Brent Crude (WKN A0KRKM) und dem ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX).
Auch hier ist die DekaBank optimistisch: 'Die Konjunktur wird in der zweiten Jahreshälfte wieder an Fahrt gewinnen, die Rohstoffpreise allgemein anziehen. Allerdings wird die Volatilität hoch bleiben', meint Borbély.' Für WTI-Öl erwartet die Bank 102 US-Dollar je Barrel, für Brent aber nur 109 US-Dollar. 'Eine akute Knappheit haben wir in keinem Rohstoff. Das Angebot ist überall ordentlich.'
Palladium- und Kupfer-ETCs gefragt
Gesucht waren in der vergangenen Woche Palladium-ETCs (WKN A0N62E). 'Investoren steckten knapp 17 Millionen US-Dollar in den ETFS Palladium Trust, der mit 145 Millionen US-Dollar seit Jahresanfang damit die höchsten Zuflüsse aller Produkte von ETF Securities erzielt hat', meldet Longley. Der Hintergrund: Anleger rechneten mit einer Aufwertung von Palladium, insbesondere weil eine intensivere Nutzung des Metalls bei der Herstellung von Autokatalysatoren erwartet werde. Auch Kupfer-ETCs (WKN A0KRJU, A1K3AZ) kamen vergleichsweise gut an. 'Geringere Lagerbestände an der Londoner Metallbörse deuten auf ein knapperes Angebot hin', erklärt ETF Securities.
Abgaben von Rohstoff-Indexfonds
Marktbreite Rohstoff-ETFs stehen laut Flow Traders unterdessen auf den Verkaufslisten, etwa der RBS Market Access Jim Rogers International Commodity (WKN A0JK68) und der db x-trackers DBLCI OY Balanced (WKN DBX1LC).
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© 9. Mai 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Für Rohstoffanleger waren die vergangenen Wochen kein Zuckerschlecken, die vergangenen Tage erst recht nicht: Enttäuschende Konjunkturdaten und aktuell große Sorgen um Griechenland schickten die Preise in den Keller. Öl hat sich deutlich verbilligt, der Goldpreis rutschte sogar unter die Marke von 1.600 US-Dollar je Feinunze.
Ruhiger ETC-Handel
Im ETC-Handel kann von Panik aber keine Rede sein: 'Die Abgaben dominieren zwar, Investoren zeigen sich insgesamt aber besonnen und halten sich zurück', meldet Bernardus Roelofs von Flow Traders. Mit bangem Blick gen Athen beschäftigten sie sich eher mit anderen Dingen als ETCs. 'Man konzentriert sich im Moment auf Aktien und Anleihen.'
Das war laut Nigel Longley von ETF Securities auch in der vergangenen Woche so: 'Der noch ungewisse Ausgang der Wahlen am Wochenende, Unsicherheit über den mittelfristigen Kurs der Europäischen Zentralbank und die bevorstehende Sitzung der Bank of England haben Investoren zögern lassen, ihre Rohstoff-Positionen anzupassen.'
Goldpreis auf Viermonatstief
Der Goldpreis hat sich mittlerweile weit von seinem Jahreshoch von Ende Februar bei 1.790 US-Dollar je Feinunze entfernt. Zuletzt beschleunigte sich der Abwärtstrend noch, heute fällt der Preis auf 1.585 US-Dollar und damit den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Ein Grund: Der stärkere US-Dollar macht Gold für Anleger aus der Eurozone teurer und damit weniger attraktiv. Außerdem gilt Gold nicht mehr unbedingt als Fluchtwährung. 'Gold verhält sich mehr wie eine risikoreiche Anlageklasse denn wie ein sicherer Hafen', bemerkt Carsten Fritsch von der Commerzbank.
So zeigen sich Investoren auch bezüglich Gold-ETCs deutlich zurückhaltender als im vergangenen Jahr. Flow Traders meldet im Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) Handel in beide Richtungen, im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) überwögen die Abgaben.
Weitere Preissteigerungen in Sicht
Nach Ansicht von Dora Borbély von der DekaBank wird sich der Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte aber wieder erholen. 'Mal entwickeln sich Edelmetalle parallel zu anderen Rohstoffen, mal nicht', erklärt die Rohstoffexpertin. Da die Staatsschuldenkrise präsent bleibe, werde auch Gold wieder gesucht werden. 'Der Abgrund, in den wir in Europa blicken, ist links und rechts tief. Daher wird Gold auch wieder Anhänger finden.' Die Bank prognostiziert für die zweite Jahreshälfte einen Goldpreis von 1.780 US-Dollar.
Die Commerzbank geht sogar von 1.900 US-Dollar je Feinunze zum Jahresende aus. 'Spätestens im zweiten Halbjahr dürfte Gold seinen langfristigen Aufwärtstrend wieder aufnehmen. Unterstützung gibt auch das anhaltende Kaufinteresse des offiziellen Sektors.'
Öl: Rasante Talfahrt
Öl hat sich ebenfalls zuletzt stark verbilligt: Sowohl der Preis für die Nordseesorte Brent als auch der für WTI-Öl ist auf den tiefsten Stand seit drei Monaten abgesackt. Brent-Öl kostet aktuell 112 US-Dollar je Barrel, WTI-Öl knapp 97 US-Dollar. Anfang März lag der Brent-Preis noch bei 127 US-Dollar. Experten sprechen derzeit von einem Rohölüberangebot an den Weltmärkten. 'Die Lagerbestände an WTI-Öl in den USA liegen auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren', konkretisiert ETF Securities. ETC-Investoren trennen sich entsprechend von ihren Anlagen, etwa dem ETFS Brent Crude (WKN A0KRKM) und dem ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX).
Auch hier ist die DekaBank optimistisch: 'Die Konjunktur wird in der zweiten Jahreshälfte wieder an Fahrt gewinnen, die Rohstoffpreise allgemein anziehen. Allerdings wird die Volatilität hoch bleiben', meint Borbély.' Für WTI-Öl erwartet die Bank 102 US-Dollar je Barrel, für Brent aber nur 109 US-Dollar. 'Eine akute Knappheit haben wir in keinem Rohstoff. Das Angebot ist überall ordentlich.'
Palladium- und Kupfer-ETCs gefragt
Gesucht waren in der vergangenen Woche Palladium-ETCs (WKN A0N62E). 'Investoren steckten knapp 17 Millionen US-Dollar in den ETFS Palladium Trust, der mit 145 Millionen US-Dollar seit Jahresanfang damit die höchsten Zuflüsse aller Produkte von ETF Securities erzielt hat', meldet Longley. Der Hintergrund: Anleger rechneten mit einer Aufwertung von Palladium, insbesondere weil eine intensivere Nutzung des Metalls bei der Herstellung von Autokatalysatoren erwartet werde. Auch Kupfer-ETCs (WKN A0KRJU, A1K3AZ) kamen vergleichsweise gut an. 'Geringere Lagerbestände an der Londoner Metallbörse deuten auf ein knapperes Angebot hin', erklärt ETF Securities.
Abgaben von Rohstoff-Indexfonds
Marktbreite Rohstoff-ETFs stehen laut Flow Traders unterdessen auf den Verkaufslisten, etwa der RBS Market Access Jim Rogers International Commodity (WKN A0JK68) und der db x-trackers DBLCI OY Balanced (WKN DBX1LC).
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© 9. Mai 2012/Anna-Maria Borse
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