FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. Juni 2014. Der Kampf des Index mit der 10.000er Marke treibt Anleger aus dem Markt und an die Seitenlinie - ein gutes Szenario für schöne Überraschungen.
Tatsächlich ist es dem DAX seit der vergangenen Stimmungserhebung noch einmal gelungen, im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank die 10.000er Marke zu überschreiten. Anscheinend aber hat eine größere Gruppe von institutionellen Anlegern dies als Anzeichen dafür gewertet, dass es sich bei diesem neuerlichen Allzeithoch des DAX um ein letztes Aufbäumen gehandelt haben könnte und fortan im deutschen Aktienmarkt zumindest auf steigende Kurse nicht mehr allzu viel zu holen sei. Denn der deutlich gesunkene Optimismus dieser Investoren ist nicht nur Gewinnmitnahmen zuzuschreiben, sondern schlägt sich außerdem in einer entsprechend bearishen Positionierung nieder. Im gleichen Zuge ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index wieder unter die Null-Linie gefallen und liegt nun bei -2 - einem Wert, der die tatsächliche Stimmungslage sogar noch etwas beschönigt, denn das Jahresmittel unserer Erhebungen liegt bei +10.
Gründe für diesen Stimmungsumschwung liegen für den unbedarften Beobachter natürlich auf der Hand, sofern man beispielsweise die Konjunktursorgen der Marktteilnehmer bezüglich der Eurozone ernst nimmt. Sei es, dass die Einkaufsmanager-Indizes in Frankreich und Deutschland, aber auch jüngst der ifo-Index die Erwartungen der ökonomischen Auguren nicht erfüllten. Andererseits könnte man die zuletzt positiv ausgefallenen Wirtschaftsdaten aus den USA dieser Sichtweise entgegen halten.
Aber auch die Akteure jenseits des Atlantiks ließen sich zuletzt nicht zu Jubelkäufen hinreißen. Im Gegenteil. Oder haben die Spannungen im Irak und der als brüchig wahrgenommene Waffenstillstand in der Ukraine den einen oder anderen Anleger tatsächlich zu mehr Vorsicht veranlasst? Gegen eine derartige Interpretation spricht jedoch der immer noch sehr niedrige Wert des Volatilitätsindex VDAX-New, der als Risiko-Indikator gilt. Und so bleibt der Eindruck bestehen, dass es nicht unbedingt negative Einschätzungen sind, die ein Voranschreiten des DAX derzeit verhindern. Vielmehr fehlt den Akteuren der Glaube an positive Impulse.
Privatanleger warten ab
Auch bei den Privatanlegern hat sich der Optimismus abgeschwächt, wenn auch in vergleichsweise geringem Umfang, da ein Teil der bislang in der Mehrzahl befindlichen Optimisten lediglich Gewinne mitgenommen haben mag, während neue bearishe Engagements Mangelware blieben. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index fiel dabei auf -2 und befindet sich damit auf exakt demselben Stand wie der seines institutionellen Pendants. Allerdings ist bei den privaten Anlegern das Lager der Neutralen deutlich gewachsen: Fast ein Drittel der Befragten - so viele seit Januar 2013 nicht mehr - gehören nun dieser Fraktion an.
Per Saldo haben die Abgaben institutioneller und privater Marktteilnehmer dem DAX allerdings nicht besonders geschadet, denn das Börsenbarometer hat sich gegenüber der Vorwoche gerade einmal um 0,2 Prozent abgeschwächt. Ursächlich für diesen am Ende doch übersichtlichen Rückzug des DAX könnten ausländische Kapitalzuflüsse gewesen sein, wofür auch der relativ stabile Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar sprechen mag. Sollte es entgegen der Ansicht vieler heimischer Anleger doch noch zu positiven Impulsen für den Aktienmarkt kommen, würde dies eine größere Überraschung bedeuten als die Fortsetzung der vor sich hindümpelnden, leicht zur Schwäche neigenden Marktentwicklung. Mit dem Ergebnis der heutigen Stimmungserhebung haben sich die Chancen für einen erneuten Anlauf des DAX an der Oberseite zumindest wieder leicht verbessert.
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von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 25. Juni 2014
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