FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Vor allem kurzfristig agierende Profis nutzen die recht geringe Handelsspanne, mit Erfolg nach Ansicht von Goldberg. Was den Markt aber belaste.
9. August 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Seit unserer vergangenen Stimmungserhebung dürften es bis zum Ende des Berichtszeitraums überwiegend negative Themen gewesen sein, von denen das Börsengeschehen zumindest zeitweise beeinflusst wurde. Vorwiegend aus den USA, wo etwa die Rendite der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auch im Gefolge der Publikation diverser Daten zum dortigen Arbeitsmarkt deutlich anzogen und zeitweise 4,2 Prozent erreichte. Oder zuletzt etwa die Meldung, dass die Ratingagentur Moody's die Bonitätsnoten für eine Reihe mittelgroßer und kleinerer US-Banken gesenkt hat. Gut möglich, dass in diesem Zusammenhang die Investoren für das Thema "Herabstufung" aufgrund des Entzugs der Spitzenbonität für die USA durch die Ratingagentur Fitch in der vergangenen Woche besonders sensibilisiert waren.
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Abschließend bleibt aber auch festzuhalten, dass sich die Kursrückgänge hierzulande in Grenzen hielten und der DAX im Wochenvergleich lediglich 0,5 Prozent an Wert verlor. Nicht zuletzt war immer wieder eine erhöhte Kaufbereitschaft mancher Börsianer bei niedrigen DAX-Ständen zu erkennen.
Kontrolliert bullish
Diese Kaufbereitschaft hat sich auch in unserem Börse Frankfurt Sentiment-Index niedergeschlagen, der sich um satte 23 Punkte auf einen neuen Stand von -5 Punkte befestigt hat - das ist das gleiche Niveau wie vor zwei Wochen, allerdings mit leicht unterschiedlichen Positionsverschiebungen. Der Zuwachs von 14 Prozentpunkten bei den Bullen geht dabei mit einem Anteil von 64 Prozent auf das Konto der Pessimisten, die ihre Position nicht nur mit Gewinnen glattgestellt, sondern ihre vormaligen Engagements per Saldo wieder um 180 Grad von "bearish" auf "bullish" gedreht haben. Der Rest der neuen Optimisten geht auf vormals neutral eingestellte Investoren zurück.
Wenig spektakulär gestaltet sich dagegen die Stimmungsveränderung bei den Privatanlegern: Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel steigt um 2 Punkte auf einen neuen Stand von -19, wobei die Polarisierung zwischen Bullen und Bären etwas abgenommen hat. Das Lager der neutral gestimmten Akteure nimmt dabei um 6 Prozentpunkte zu, mit 2 Prozentpunkten zulasten der Optimisten bzw. 4 zulasten der Pessimisten.
Vorsichtige Privatanleger
Im gleichen Zuge wird deutlich, dass sich das negative Sentiment bei den Privatanlegern zu verstetigen droht. Trotz etwaiger aufgelaufener Gewinne aus Absicherungen ist die Bereitschaft, diese zu realisieren, relativ verhalten. Unter dem Strich handelt es sich also möglicherweise um eine nachhaltige Angst vor Kurseinbrüchen.
Ganz anders gestaltet sich das Verhalten der institutionellen Investoren. Wie von uns vermutet, war der Stimmungseinbruch in diesem Panel in der vergangenen Woche lediglich kurzfristiger Natur und nicht einem nachhaltigen Pessimismus geschuldet. Tatsächlich hatten sich knapp 10 Prozent aller Befragten mit ihrer Positionierung nicht mittelfristig, sondern eher kurzfristig ausgerichtet. Bearishe Engagements, eingegangen vor zwei Wochen, sind teilweise mit kräftigen Gewinnen zurückgedeckt worden, so dass man sich mit diesem (neuerlichen) Erfolg im Rücken nun wieder auf der Bullenseite versucht.
Auch wenn der Stand des Börse Frankfurt Sentiment-Index immer noch leicht negativ ist, zeigt die relative Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten ähnlich wie vor zwei Wochen einen leichten Optimismus. Insofern spricht einiges dafür, dass die heute festgestellten bullishen Engagements - auch in der Hoffnung der institutionellen Akteure, die jüngsten Erfolge zu wiederholen - eher kurz- als mittelfristiger Natur sind.
Damit erfährt der DAX allerdings auch eine Belastung, denn die neuen Bullen dürften im Falle eines weiteren DAX-Anstiegs wahrscheinlich im Bereich 16.250/300 wieder als Abgeber auftreten.
von Joachim Goldberg
9. August 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.