n FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. Oktober 2014. Zur Förderung der Innovationskraft lassen sich Firmenlenker viel einfallen. Allerdings zahlt sich Innovation nicht immer in barer Münze aus.
Dieser Tage hat die Boston Consulting Group (BCG) zum neunten Mal ihre jährliche Bestenliste der weltweit innovativsten Unternehmen veröffentlicht. Basierend auf der Einschätzung von 1.500 Führungskräften rund um den Globus wurden Apple (WKN 865985), Google (WKN A0B7FY) und Samsung (WKN 896360) in dieser Reihenfolge zu Spitzenreitern gekürt. Mit Ausnahme von Elektroautobauer Tesla (WKN A1CX3t) und Mischkonzern Toyota (WKN 863567) kommen alle Firmen in der Liste der zehn Besten aus den Bereichen IT, Elektronik und Internet.
Innovationen werden in der Regel von Unzufriedenheit getrieben und erfordern den Mut, Neuland zu betreten. Aus Ideen müssen neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren entstanden sein, die im Markt Anwendung finden. "Dabei gilt es entweder, etwas Bestehendes zu verbessern oder eine Herausforderung anzunehmen, weil es in der Zukunft Probleme erwarten lässt", beschreibt etwa Smart-Chefin Annette Winkler den Prozess.
"Bahnbrechende Innovatoren " unterscheiden sich nach Auffassung von BCG von anderen Unternehmen beispielsweise durch eine breitere Diversifizierung in der Ideenfindung. Fast die Hälfte der Top-50-Innovatoren hätten angegeben, über die vergangenen drei Jahre mehr als 30 Prozent ihrer Umsätze mit innovativen Produkten erzielt zu haben.
Klein nicht per se fein
Zumindest auf der Produktebene konkurrieren Großkonzerne nicht mehr nur mit anderen Big Players, sie müssen auch besser sein als die oft beweglicheren kleineren Newcomer. Dennoch wird die jüngste BCG-Rangliste stark von US-amerikanischen Namen getragen. "Das liegt an ihrer Finanzkraft", meint Roland Stadler von der Baader Bank. Ihnen stünden in der Regel schlichtweg mehr Mittel für einen Richtungswechsel zur Verfügung. Zudem zählten nicht allein spektakuläre Durchbruchsinnovationen.
Viele der Top-50-Innovatoren seien gerade deshalb so erfolgreich, weil sie ständig und mit großer Beharrlichkeit kleinere, stufenweise Verbesserungen einführen, die in ihrer Summe zu Spitzenleistung und Überlegenheit führen. Große Unternehmen sind nach Auffassung von Ex-Xing-Chef Stefan Groß-Selbeck Perfektionisten, wenn es darum geht, Bekanntes auszuführen, zu bewerten, zu verbessern und weiterzumachen. "Die Mission von Start-ups hingegen ist es, Neues zu entdecken." Und für beides brauche man eine völlig andere Unternehmenskultur und Mentalität.
Viele Wege führen nach Rom
Konzerne auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen oder der Weiterentwicklung bestehender Technologien testen die unterschiedlichsten Ansätze. Die einen holen sich Innovationen über die Unterstützung oder die Übernahme von Start-ups ins Haus. Andere setzen auf interne Talente und fördern mit speziellen Programmen die Entstehung neuer Ideen. Es gibt auch Firmen, die sich auf die eigene Organisation zugeschnittene Start-ups entwickeln lassen.
Oracle schwimmt mit dem Strom
Ist ein besonders innovatives Unternehmen gleichzeitig ein gutes Investment für Anleger? "Auch hier muss man genau hinschauen, bevor man sich engagiert", rät Stadler. SAP-Konkurrent Oracle (WKN 871460), in der BCG Innovator-Liste auf Rang 39 und erstmalig dabei, entwickele sich beispielsweise lediglich in etwa mit dem Markt. Mit einem Anstieg von 27 auf 30 Euro weise die Aktie seit Januar ein Plus von gut 10 Prozent aus. In der Netzwerkwelt gehe es um die Entwicklung schneller und gleichzeitig wirtschaftlicher Anlagen. "Die Herausforderung ist, die Kostenexplosion für IT durch einfacherer Systeme einzudämmen."
Tata auf Erfolgskurs
Andererseits gehe es mit dem ebenfalls zu den Aufsteigern gehörenden Mischkonzern Tata trotz zwischenzeitlich kleiner Rückschläge gut voran. "Zu seiner Automobilsparte Tata Motors (WKN A0DJ9M) zählen mittlerweile wohlklingende Marken wie Jaguar und Land Rover", bemerkt Stadler. Die Aktie hat seit Jahresbeginn von knapp 22 Euro auf 37 Euro zugelegt. Allein die Umsätze mit den Jaguar Luxuslimousinen seien um 40 Prozent höher als im Vorjahr.
Vertrauen in Tesla
Gut gefahren sind auch die Aktionäre von Tesla Motors. In diesem Jahr hat die Aktie des Elektroautobauers mit Sitz in den USA auf Eurobasis eine Rallye von 110 auf 188 Euro hingelegt. Analog ist Tesla von Platz 41 auf Rang sieben der innovativsten Unternehmen vorgerückt. "In dieses Unternehmen fließt viel Anlegergeld", weiß Stadler. Der Massenmarkt für Elektroautos soll beispielsweise mit einer neuen fünf Milliarden US-Dollar teuren Gigafactory für Lithium-Ionen-Akkus angekurbelt werden. Damit könnten wunschgemäß die Preise für Elektroautos halbiert werden. Parallel unterstütze Tesla den Ausbau von Ladestationen in China. Das Land der Mitte plane eine massive Förderung für Elektroautos von bis zu umgerechnet rund 21.000 Euro pro Fahrzeug.
Airbus hat zu kämpfen
Airbus (WKN 938914) kann von seiner neuen Zugehörigkeit zu Besten hinsichtlich Innovationskraft nicht profitieren. "Trotz voller Orderbücher hat die Aktie seit Januar knapp 20 Prozent verloren." Um die Geschwindigkeit zwischen Idee, Konzept und Umsetzung neuer Produkte zu erhöhen, habe das europäische Gemeinschaftsunternehmen in Hamburg nun mit ProtoSpace und Rapid Architecture Lab zwei neue Zentren eröffnet.
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von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 30. Oktober 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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