FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. August 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kursverluste von über 10 Prozent in gut fünf Wochen - Anleger brauchen derzeit gute Nerven. Charttechnisch sieht es auch nicht nach einer kurzfristigen Erholung aus.
Es sind rabenschwarze Wochen für die Börsen: Am Freitag war der DAX zwischenzeitlich auf 8.903 Punkte gerutscht, mehr als 1.100 Punkte unter den Stand vor gut einem Monat. Markus Reinwand von der Helaba spricht von einem "Temperatursturz". Von einem Einstieg zu den niedrigeren Kursen rät er ab. "Durch die jüngsten Kurskorrekturen ist zwar ein Teil der Überhitzung abgebaut. Angesichts einer Eintrübung des fundamentalen Umfelds ist das Chance-Risiko-Verhältnis aber noch nicht wirklich attraktiv."
In der Charttechnik sind unterdessen eine ganze Reihe von Unterstützungen nach unten durchbrochen worden, wie Reinwands Kollege Christian Schmidt erklärt: "Mittlerweile ist die Abwärtsbewegung so weit fortgeschritten, dass die 100 Prozent-Projektion bei 9.000 Punkten hinter uns liegt und damit die Ausdehnungsparameter bei 8.857 und 8.675 Punkten als Unterstützung relevant werden." Am Montagmorgen notiert der DAX bei gut 9.100 Punkten, etwa 1 Prozent im Plus.
Ampel auf Gelb
Laut Christian Henke vom Broker IG befindet sich der DAX in einer äußerst ungünstigen schwachen Marktphase, die noch bis Ende September anhalten könnte. "Auf Wochen- und Tagesbasis mussten wichtige Unterstützungen den Bären überlassen werden", erläutert der Charttechniker. Am Freitag sei die horizontale Schiebezone bei 9.027/9.070 Punkten im Kurzfristchart "Opfer" geworden. Sollte auch die Unterstützung bei 8.952/.8982 Punkten nachhaltig unterschritten werden, drohe weiteres Ungemach. "Der langfristige Aufwärtstrend ist indes noch intakt und verläuft momentan im Langfristchart auf Monatsbasis bei 7.630 Punkten."
Einige Indikatoren hätten sich allerdings bereits auf die Seite der Bären geschlagen, oder stünden unmittelbar davor, das Lager zu wechseln. "Ein wichtiger Trendfolgeindikator, die 200-Tage-Durchschnittslinie, hat nach unten gedreht, wenngleich noch nicht signifikant." Zeige die Glättungslinie nachhaltig gen Süden, gelte die Hausse als vorerst beendet. "Die technische Ampel ist zwar noch nicht auf Rot gesprungen, aber mittlerweile auf Gelb."
Durchwachsene Quartalszahlen
Für Markus Wallner von der Commerzbank bieten auch die Unternehmensergebnisse des zweiten Quartals keine breite Unterstützung für den deutschen Aktienmarkt. Von den DAX-Unternehmen, die schon berichtet haben, hätten 18 Prozent die Erwartungen der Commerzbank übertroffen, 55 Prozent im Bereich der Erwartungen gelegen und 27 Prozent die Erwartungen verfehlt. "Die Volatilität sollte deshalb weiter relativ hoch bleiben."
Die LBBW sieht, ähnlich wie die Helaba, die Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg noch nicht gekommen: "Nach der Kurskorrektur stellt sich die Bewertung der Aktienmärkte zwar wieder etwas attraktiver dar. Dennoch dürfte die Marktschwäche auch aus technischer Sicht noch anhalten." Die Bank rät daher, mit Neukäufen noch abzuwarten.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 12. August
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen August. Der Index befindet sich bereits seit dem Jahreswechsel im Rückwärtsgang, wie die Postbank erklärt, für August zeichne sich eine weitere Verschlechterung ab. Die Krisen im Nahen Osten und in der Ukraine, die Ausweitung der Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland, die Schwäche der deutschen Auftragseingänge und die scharfen Korrekturen an den Aktienmärkten hätten die Stimmung der befragten Analysten wohl deutlich belastet. Der Index werde mit 18 Punkten auf sein niedrigstes Niveau seit dem Jahr 2012 fallen, eine noch stärkere Abwärtsbewegung sei nicht ausgeschlossen.
Mittwoch, 13. August
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Juli. Nach Einschätzung der Postbank deutet vieles darauf hin, dass der Schwung aus dem zweiten Quartal ins laufende Quartal mitgenommen wurde. Die Analysten erwarten einen spürbaren Zuwachs um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Donnerstag, 14. August
8.00 Uhr. Deutschland: BIP im zweiten Quartal. Das Quartal ist nach Einschätzung der DekaBank "sehr bescheiden" gelaufen. Es würde die Analysten daher nicht wundern, wenn das Statistische Bundesamt eine leichte Schrumpfung des Bruttoinlandprodukts veröffentlichte, erwartet wird ein Minus von 0,1 Prozent. Allerdings müsse dies vor dem Hintergrund des außergewöhnlich starken ersten Quartals gesehen werden. Zudem sei zu beachten, dass das System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen grundlegend umgestellt wurde.
11.00 Uhr. EU: BIP im zweiten Quartal. Nach Einschätzung der Commerzbank hat die Wirtschaft im Euroraum im zweiten Quartal lediglich stagniert. Schuld hieran sei nicht - wie gerade von der französischen und italienischen Regierung häufig behauptet werde - der stärkere Euro. Denn dieser betreffe auch Irland, Portugal und Spanien, deren Wirtschaft zuletzt kräftig gewachsen sei. Wichtiger seien neben strukturellen Problemen frühere Übertreibungen, deren Korrektur noch einige Zeit dauern werde.
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Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 11. August 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)