FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Mit der neuen Welle der Gewalt in Israel ist die jüngste Erholungsbewegung schnell wieder vorbei. "Sichere Häfen" sind gefragt. Und ohnehin lasten die hohen Zinsen auf den Märkten.
9. Oktober 2023. Der unerwartet starke US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag konnte den Aktienmärkten nicht viel anhaben, nun herrscht aber große Sorge wegen des Angriffs der Hamas auf Israel. "Der plötzliche Ausbruch der Gewalt im Nahen Osten macht der jüngsten Erholung an den Aktienmärkten einen gehörigen Strich durch die Rechnung", stellt Christian Henke von IG fest. Vor allem gehe die Angst vor einer Unterbrechung der Lieferung des Rohöls aus dem Iran um. Beim DAX sei nun ein neuerlicher Test der psychologischen Marke bei 15.000 Punkten möglich.
Der DAX war am Freitagabend mit knapp 15.230 Punkten aus dem Handel gegangen. Am Montagmorgen sind es 15.125 Punkte knapp 1 Prozent im Minus. Der Ölpreis ist deutlich gestiegen auf in der Spitze 89 US-Dollar für ein Barrel der Nordseesorte Brent. "Sichere Häfen" wie Gold oder Schweizer Franken legen ebenfalls zu.
Gegenwind vom Rentenmarkt muss nachlassen
Nach Einschätzung der Helaba bleibt es in naher Zukunft wohl wacklig. "Jedoch gilt der Oktober an den Aktienmärkten auch als Monat für positive Trendwenden", erklärt Analyst Christian Apelt. Die gegenwärtige Nervosität könne die Basis für eine größere Erholung legen, wenn insbesondere der Gegenwind vom Rentenmarkt nachlasse. "Und vielleicht passt sich die Stimmung an den Märkten dann auch dem goldenen Oktoberwetter an." Der aus mehreren Faktoren zusammengesetzte Helaba-BEST-Indikator hat sogar den zweiten Monat in Folge ein Kaufsignal generiert, wie Apelts Kollege Markus Reinwand berichtet. Die Bewertung sei niedrig, die Wachstumsschwäche eingepreist, die Konjunkturerwartungen und die Anlegerstimmung hätten wohl ihren Tiefpunkt erreicht.
Auch Carsten Mumm, Chefvolkswirt von Donner & Reuschel, zeigt sich zuversichtlich. Zunehmende Hoffnung auf eine wirtschaftliche Stabilisierung im Laufe des ersten Halbjahres 2024 dürften auch die Perspektiven an den Aktienmärkten wieder aufhellen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Zinsen bei längeren Laufzeiten bald die derzeitigen Höchstniveaus verließen. "Wir rechnen daher nach einem schwankungsreichen Herbst mit steigenden Notierungen mit Blick auf das Jahresende."
Bodenbildung, aber keine Trendwende
Charttechnisch sieht es nach einer Bodenbildung aus, wie der technische Analyst Christoph Geyer erläutert. "Der DAX befindet sich zwar weiterhin in einem seit August bestehenden Abwärtstrend, die nächste Unterstützung liegt im Bereich von 14.500 Punkten." Allerdings müsse bei aller Sorge auch das Positive hervorgehoben werden. "Neben der saisonalen Stärke stehen auch die Indikatoren entweder vor Kaufsignalen oder haben diese bereits generiert." Die Stärke am Freitag deute ebenfalls auf eine Bodenbildung hin. "Ob es schon für eine Trendwende ausreicht, ist derzeit zumindest fraglich."
Datenseitig dürften die aktuellen Inflationszahlen aus den USA Höhepunkt dieser Woche sein. Zudem startet die US-Berichtssaison für das dritte Quartal. Unter anderem legen die Banken Citigroup (NYSE:C), Wells Fargo (NYSE:WFC) und J.P. Morgan ihre Bücher offen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 9. Oktober
USA: Columbus Day. Die Rentenmärkte bleiben geschlossen.
Mittwoch, 11. Oktober
20.00 Uhr. USA: Protokoll der US-Notenbanksitzung vom 19./20.09. Am Markt erhofft man sich Informationen über das weitere Vorgehen der Notenbanker.
Donnerstag, 12. Oktober
13.30 Uhr. Eurozone: Protokoll der EZB-Sitzung vom 14.09. Die Zusammenfassung wird nach Ansicht der DekaBank eine kontroverse Diskussion widerspiegeln. Derartige Meinungsverschiedenheiten über den längerfristigen Inflationsausblick sprächen für eine für längere Zeit unveränderte Geldpolitik.
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise September. Die US-Verbraucherpreise werden nach Einschätzung der Commerzbank (ETR:CBKG) keine klare Entspannung der Lage liefern, aber auch keinen Grund für neuerliche Inflationssorgen liefern. Erwartet wird ein Anstieg der allgemeinen Inflationsrate und auch der Kernrate um jeweils 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, das ergäbe 3,6 Prozent und 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
von: Anna-Maria Borse, 9. Oktober 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.