FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 26. Februar 2014. Anleger reagieren auf die steigenden Aktienpreise zwar mit Käufen, aber in der Summe ist der Optimismus niedrig. Das könnte vielversprechend sein.
Ohne großes Aufsehen und ohne die aufdringliche Begleitmusik der Aktienmarktanalysten, hat sich der DAX von seinem Korrekturtief, auf das er zu Beginn des Monats fiel, wieder nach oben gehangelt. Lediglich 74 Punkte trennten ihn heute Früh von seinem im Januar bei 9.794 markierten Allzeithoch. Dabei ist, abgesehen von einem kurzen Kursrücksetzer im frühen Handel am vergangenen Donnerstag, in der Berichtswoche gar nicht viel passiert. Dies war ohnehin nur eine Reaktion auf leichte Verluste des US-Aktienmarktes, die nach der Veröffentlichung des Notenbankprotokolls des Vorabends entstanden waren. Es zeigte, dass die Mitglieder des US-Offenmarktausschusses sich zum ersten Mal seit langem wieder mit dem Thema einer möglichen Zinsanhebung beschäftigt hatten - mehr nicht. Der Unruheherd Ukraine sowie der Strom schwächelnder Wirtschaftsdaten aus den USA fanden zwar auch Erwähnung und stimulierten Skeptiker immer wieder dazu, Warnungen über die hohe Bewertung des Aktienmarktes auszustoßen. Verängstigen ließen sich DAX-Akteure aber offensichtlich nicht.
Die Anleger, die an der Sentiment-Umfrage der Börse Frankfurt teilnehmen, sind zwar auch verhältnismäßig skeptisch, wirken aber keineswegs verängstigt. Der gemessen am haussierenden DAX relativ niedrige Optimismus lag, wie wir in unserer vergangenen Analyse feststellten, lediglich an Gewinnmitnahmen. Letztere wurden überwiegend unabhängig von der fundamentalen Bewertung wirtschaftlicher oder politischer Ereignisse getroffen. Bestenfalls wurden die Verkäufe unter Zuhilfenahme von solchen Argumenten nach außen gerechtfertigt.
Der Großteil der DAX-Skeptiker ließ sich trotz der Annährung ans Allzeithoch nicht aus der Ruhe bringen. Ein kleiner Teil unseres Panels, den wir in der vergangenen Woche zu den potentiellen Käufern einordneten, hatte im Sinn, DAX-Kurse um 9.500 Zähler zum Wiedereinstieg zu nutzen. Der oben beschriebene Rückschlag vom Donnerstagmorgen passte also genau in ihr Konzept. Sie waren offensichtlich die einzigen, die sich im Berichtszeitraum gerührt haben. Darauf deutet jedenfalls die 3-prozentige Verschiebung vom Bären- ins Bullenlager hin. Unser Bull/Bear-Index ist daraufhin zwar ein bisschen gestiegen. In Relation zum aktuellen DAX-Niveau spiegelt er aber weiterhin nur einen sehr verhaltenen Optimismus wider.
Schnelle Rückkehr der Privaten
Auch bei den Privatanlegern sind einige, der in den vergangenen drei Wochen abtrünnig gewordenen Optimisten zurückgekehrt. Allerdings nur 5 Prozent derjenigen, die im neutralen Lager in Lauerstellung lagen. Bei den Bären hat sich indes nichts getan. Daher notiert der Bull/Bear-Index der Privaten mit 63,7 Punkten immer noch deutlich höher als das Stimmungsbarometer der Institutionellen.
Auf gute Nachfrage bei leicht niedrigeren Kursen zu spekulieren, hat sich bewährt. Kaufinteresse dürfte bei kleineren Rückschlagen nach wie vor zu erwarten sein. Der andere Teil der Prognose - eine Eindeckungswelle der Pessimisten im Falle neuer Allzeithochs - hat ebenfalls noch Bestand. Sie bleibt für die Befragten nach wie vor die weitaus unattraktivere Alternative, wieder in den Aktienmarkt zurückzukehren.
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von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de
© 26. Februar 2014
Hinweis in eigener Sache
Mit unseren Sentimenterhebungen versuchen wir, über einen Behavioral-Finance-Ansatz Marktschieflagen anzuzeigen und Bewegungen transparenter zu machen, damit Anleger an der Börse kein knappes Gut werden. Danke für Ihre Teilnahme und Ihr Interesse. Die Punkte- und Einzelwertbefragungen waren ein Versuch, das Konzept zu vertiefen und anzureichern. Leider hat es nicht funktioniert wie erhofft und auch nicht Ihren Zuspruch gefunden. Deswegen stellen wir die Detailanalyse ab dieser Woche ein und konzentrieren uns auf das bewährte Konzept: Bullish, bearish oder neutral gestimmt?
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)