n FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1. Dezember 2014. Der Sprung in den fünfstelligen Bereich ist immer noch nicht geschafft und im Chartbild künden sich Rückschläge an - zumindest zwischenzeitliche.
Immer neue Rekorde an der Wall Street, der Ölpreis im freien Fall, die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen unter 0,7 Prozent - es war eine Woche heftiger Bewegungen. Allerdings kam bereits am Freitag etwas Sand ins Getriebe, für die neue Woche rechnen viele Analysten - bei weiterhin positiver Grundstimmung - mit einer kleinen Korrektur. Zum Wochenschluss hatten schwache Ölwerte auf den US-Indizes gelastet, der Dow Jones beendete den Freitag dennoch mit einem kleinen Plus bei einem historischen Hoch von 17.828,24 Punkten, der S&P 500 erreichte zumindest im Tagesverlauf einen neuen Rekordstand, und der Nasdaq kletterte auf den höchsten Stand seit April 2000. Der DAX ging mit einem Wochenplus von 2,5 Prozent bei 9.980,85 Punkten aus dem Handel, am Montagmorgen notiert der Index bei 9.915,74 Zählern.
Chartbild leicht angeschlagen
Wie Christian Schmidt von der Helaba erläutert, hat der DAX am Freitag eine selten auftretende Tageskerze in Form eines sogenannten "Dragonfly Doji" ausgebildet. "Dieses hat grundsätzlich einen negativen Charakter und
könnte der Vorbote für eine längst überfällige Korrekturbewegung sein." Sollte das Doji heute mit einer weiteren negativen Kerze bestätigt werden, sei die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur recht hoch. Eine erste Unterstützung finde sich bei 9.876 Zählern, darunter sei der Weg in Richtung 9.680 Punkte frei.
Nach Ansicht von Christoph Geyer von der Commerzbank sieht die Indikatorenlage am deutschen Markt bislang noch besser aus als die in den USA: Beim Dow Jones generiere der MACD-Indikator inzwischen ein Verkaufssignal, der Stochastik-Indikator habe eine Divergenz gebildet, zudem seien in den vergangenen vier Handelstagen Dojis, das heißt Eröffnungs- und Schlusskurse auf fast einem Niveau, hinterlassen worden, die für Unsicherheit stünden. Außerdem habe es am Freitag einen Stimmungswandel gegeben, das Tageshoch sei nicht gehalten worden. "Diese Warnsignale sprechen für einen Rückgang in den Notierungen." Auch dem DAX werde es daher schwer fallen, nachhaltig neue Tops zu generieren.
Viele Gründe für Optimismus
Es fundamentaler Sicht spricht aber viel für weiter steigende Kurse: Laut Robert Halver von der Baader Bank haben die Aktienmärkte der Eurozone derzeit die "Kraft der drei Herzen": Zum einen bleibe die europäische Geldpolitik nicht nur ultralocker, sie werde mit dem wahrscheinlichen Aufkauf von Staatsanleihen sogar noch offensiver und mache damit Alternativanlagen noch unattraktiver. Dazu kämen schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme. Drittens erhöhten sich die Margen der Unternehmen über die fortgesetzte Euro-Abwertung und günstige Energiepreise. Damit kämen insbesondere deutsche konjunktursensitive und exportorientierte Aktien über verbesserte Umsatz- und Gewinnperspektiven zunehmend in den Genuss auch von fundamentalen und nicht nur geldpolitischen Argumenten.
Auch Markus Wallner von der Commerzbank weist auf die Abwertung des Euro hin: "Dieser Trend sollte sich wegen der bevorstehenden Zinserhöhungen in den USA fortsetzen und den deutschen Exportunternehmen Rückenwind geben." Dies gelte insbesondere für Unternehmen mit hohen Umsätzen in US-Dollar-Ländern oder solchen, deren Währungen stark an den US-Dollar gebunden seien. "Davon sollten vor allem DAX-Unternehmen wie Lanxess, K+S, Bayer, Linde und BMW profitieren."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 1. Dezember
16.00 Uhr. USA: ISM-Index Verarbeitendes Gewerbe November. Im dritten Quartal lag der ISM-Einkaufsmanagerindex laut Helaba so hoch wie seit 2004 nicht mehr. Im November dürfte sich nach Einschätzung der Analysten gegenüber dem Oktober, als 59 Punkte erreicht wurden, nicht viel geändert haben. Gerechnet wird mit einem leichten Rückgang auf 58 Punkte
Donnerstag, 4. Dezember
13.45 Uhr. EU: EZB-Zinsentscheid mit anschließender Pressekonferenz. Der Aufkauf von Staatsanleihen hat Fürsprecher und vehemente Gegner. Nach Einschätzung der DekaBank dürfte der Kompromiss darauf hinauslaufen, frühestens Anfang nächsten Jahres über eine quantitative Lockerung zu entscheiden. Für diese Sitzung sei daher nur mit neuen makroökonomischen Projektionen zu rechnen. Je weiter die EZB ihre Inflationsvorhersagen insbesondere für 2016 herunternehme, desto wahrscheinlicher würden Staatsanleihekäufe.
Freitag, 5. Dezember
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen November. Laut DekaBank deuten bereits vorliegende Arbeitsmarktindikatoren einen starken Beschäftigungszuwachs an. Die Analysen gehen nicht davon aus, dass der starke Wintereinbruch eine spürbare Belastung darstellen werde, betroffen sei vor allem das erste Novemberwochenende. Ein Zuwachs um 240.000 Stellen sei der zehnte in Folge oberhalb von 200.000 Stellen. "Eine solch stabile Beschäftigungsentwicklung gab es zuletzt 1994/95", erklären die Analysten. Bei der Arbeitslosenquote wird ein Rückgang von 5,8 auf 5,6 Prozent erwartet.
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Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
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© 1. Dezember 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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