😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

Börse Frankfurt-News: Zwischen Hoffen und Bangen (Anleihen)

Veröffentlicht am 10.08.2012, 14:41
Aktualisiert 10.08.2012, 14:44
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. August 2012. Es war eine ruhige Woche im Rentenhandel: Hiobsbotschaften blieben aus, die Aktienmärkte signalisieren ohnehin Entspannung. Allerdings werden Fremdwährungsanleihen immer beliebter.

Nach vielen hektischen Wochen scheint den Akteuren aus Politik und Wirtschaft endlich etwas Erholung vergönnt zu sein. 'Die Skepsis ist weiterhin im Markt vorhanden, weicht aber allmählich der Erwartung, dass Spanien und Italien über kurz oder lang einen Hilfsantrag beim EFSF stellen und somit die Voraussetzungen für Staatsanleiheankäufe durch die EZB schaffen werden', fasst die HSH Nordbank zusammen.

Auch laut Arthur Brunner von ICF Kursmakler bestimmt nach wie vor die Hoffnung auf Eingreifen der EZB das Geschehen an den Märkten. 'Zudem setzen die Anleger auch in der Eurozone auf eine positive Wende in der Konjunkturentwicklung.' Die Frage, wer am Ende die Zeche zahlen müsse, zähle im Moment nicht. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft bleibt kritisch. 'Wir beobachten zunehmend eine Kapitalflucht aus der Eurozone heraus, die Nachfrage nach Fremdwährungsanleihen ist sehr hoch.'

Deutsche Anleihen behaupten sich

Der Euro-Bund-Future präsentiert sich am heutigen Freitag mit 143,41 Punkten gegenüber dem Vorwochenschluss von 142,84 etwa fester, vom historischen Hoch bei 146,89 Anfang Juni bleibt er aber noch ein Stück weit entfernt. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt aktuell bei 1,373 Prozent.

Sowohl für italienische als auch spanische Langläufer sind die Zinsen unverändert hoch, im Kurzfristsegment setzte sich die in der vergangenen Woche begonnene Erholung nicht fort. 'Der Renditeabstand zu Bundesanleihen im zehnjährigen Bereich ist mit 449 Basispunkten für Italien und 540 für Spanien immer noch so groß, dass diese Länder sich zunehmend in den kürzeren Laufzeiten verschulden werden', mutmaßt Brunner. Dadurch würden sie aber zukünftig noch abhängiger von der EZB und den Märkten.

Gelungene Bund-Auktion

Am Mittwoch stockte die Deutsche Finanzagentur das Volumen der zehnjährigen Bundesanleihe mit Fälligkeit im Juli 2022 problemlos um 4 Milliarden Euro auf, wie die Hellwig Wertpapierhandelsbank meldet. 'In diesem Zusammenhang hilft sicherlich, dass die Schweizer Notenbank zur Schwächung des Franken und Verteidigung der Währungsgrenze weiterhin Euro kauft und dieses Geld vorrangig in Bundesanleihen investiert.' In der kommenden Woche bleibt der Emissionskalender für die Euroländer im Übrigen leer.

Singulus enttäuscht

Im Bereich der Corporate Bonds ging es bereits in der vergangenen Woche für die Singulus-Anleihe (WKN A1MASJ) deutlich nach unten. 'Am Freitagmorgen lag der Kurs noch bei 85, jetzt sind es 72 Prozent', erklärt Rainer Petz von Close Brothers Seydler. Der fränkische Spezialmaschinenbauer hatte vor gut einer Woche mitgeteilt, dass sowohl der Verkauf von Maschinen zur Produktion von Blu-ray-Discs als auch von Solaranlagen hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Nur leicht schwächer zeigten sich hingegen Air Berlin-Anleihen nach der Bekanntgabe eines erneuten Verlustes im zweiten Quartal. 'Die Anleihen wurden aber nicht mehr so stark abgestraft wie in der Vergangenheit', bemerkt Petz. Etwa habe das bis 2018 laufende Papier (WKN AB100B) nur einige Prozentpunkte nachgegeben. Im Mai war der Kurs auf 73,50 Prozent gefallen, heute liegt er bei 91 Prozent.

Repsol und OTE gesucht

Bei Anleihen aus Krisenländern schnuppern manche Anleger offenbar Frühlingsluft. 'Um Papiere von Firmen wie der spanischen Repsol oder auch der griechischen Coca-Cola Tochter rissen sich die Anleger förmlich', erklärt Brunner. Wie Hellwig berichtet, stieg der Preis in der bis 2013 laufenden Anleihe des griechischen Telekommunikationsunternehmens OTE (WKN 970681) von etwa 81,5 auf in der Spitze bis 88,5 Prozent. 'Aktuell liegt er bei 87 zu 88 Prozent.'

Sehr gute Umsätze habe es auch in der 2019 auslaufenden nachrangigen Commerzbank (WKN CB83CE) gegeben. 'Der Preis zog nach den gestrigen Nachrichten von der Bank leicht an in Richtung 92,5, konnte dieses Niveau aber nicht halten und handelt aktuell bei 91,75 zu 92 Prozent.'

Absicherung im Ausland

Fremdwährungsanleihen finden unterdessen mehr und mehr Zuspruch. 'Die unverändert vorhandene Unsicherheit an den Kapitalmärkten lässt viele Investoren weiterhin Ausschau nach Alternativen zum Euro halten', kommentiert Klaus Stopp von der Baader Bank. Die Hellwig Wertpapierhandelsbank meldet eine gute Nachfrage nach Fremdwährungsanleihen in australischen Dollar und norwegischen Kronen, 'auch wenn beide Währungen gegenüber dem Euro in den letzten sechs Wochen stramm angezogen haben.'

Kapitalflucht aus ganz Europa?

Gregor Daniel zitiert einen Experten der Allianz-Tochter Pimco, dem zufolge mittlerweile nicht mehr nur die Peripherie, sondern die ganze Eurozone von der Kapitalflucht betroffen ist. Zudem verweist er auf das Beispiel Royal Dutch Shell: 'Das Unternehmen hat angekündigt, Liquiditätsreserven im Wert von umgerechnet 15 Milliarden US-Dollar aus der Eurozone abzuziehen.' Der Händler meldet eine sehr lebhafte Nachfrage nach Anleihen, die auf australische Dollar, türkische Lira oder südafrikanischen Rand lauten. Als Beispiele nennt er ein bis 2015 laufendes VW- (WKN A0VRFC) sowie ein bis 2013 laufendes BMW-Papier in der Down Under-Währung (WKN A1ANB9) und eine auf norwegische Kronen lautende BMW-Anleihe mit Laufzeit bis 2015 (WKN A1GY33). 'Die VW-Anleihe ist sogar im Moment ausverkauft.'

Sommerpause bei Neuemissionen

Nichts los ist unterdessen am Primärmarkt für Unternehmensanleihen. 'Dies ist einerseits auf die Unsicherheit an den Märkten zurückzuführen, andererseits auf das urlaubsbedingte Sommerloch am Kapitalmarkt', erläutert Stopp. Viele Unternehmen hätten sich zudem bereits in der ersten Jahreshälfte Kapital besorgt. Allerdings könne es durch die Abkoppelung vieler Unternehmen von ihren Hausbanken noch eine über den Erwartungen liegende Emissionstätigkeit geben. 'Somit könnte es sich also auch um die Ruhe vor dem Sturm handeln. Denn Corporate Bonds gelten weiterhin als Anlegers Liebling.'

Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter.

© 10. August 2012 / Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.