STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - bonds weekly kw 38-2012
marktbericht
JAPANS NOTENBANK ZIEHT NACH
Nun also auch die Japaner
Nachdem in den vergangenen Tagen die Europäische Zentralbank, die Fed und die Bank of England sich zu teilwesie drastischen fiskalpolitischen Stimuli durchrangen, kündigte die Bank of Japan zur Wochenmitte an, diesem Beispiel zu folgen. Ob es an den Folgen der EZB-Entscheidung liegt, falls notwendig schier unbegrenzte Geldmittel zur Lösung der Schuldenkrise einzusetzen? Auch in dieser Woche konnten sich Italien und Spanien ob weiter sinkender Kosten zur Refinanzierung am Finanzmarkt erfreuen. Die Drohung Draghis reichte auch in dieser Woche aus, um für gute Stimmung am Finanzmarkt zu sorgen.
EZB, Fed und BoJ: Abwertungswettkampf entbrannt?
Laut Medienberichten halbwegs überraschend, kündigte die Bank of Japan zur Wochenmitte an, dass bereits laufende Kaufprogramm von Staatsanleihen auszuweiten. Zusätzliche 10 Billionen Yen (fast 100 Milliarden Euro) wollen die Zentralbanker aufbringen, um damit japanische Staatsanleihen aufzukaufen. Das Gesamtvolumen der fiskalpolitischen Intervention beläuft sich somit auf 80 Billionen Yen (rund 780 Milliarden Euro). Der Leitzins bleibt unangetastet im Bereich von 0 bis 0,1 Prozent. Innerhalb von nur drei Wochen ist die BoJ somit die vierte bedeutende Zentralbank, welche durch eine massive Intervention in den heimischen Währungsraum eingreift. Nachdem die EZB und die Fed jüngst weiterreichende fiskalpolitische Aktionen ankündigten, führte insbesondere Bernankes QE III - Ankündigung zu einem Aufwärtsdruck für den japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar; eine Hiobsbotschaft für die stark exportlastige japanische Wirtschaft. Die seit Jahren gegen die deflationären Tendenzen ankämpfende Bank of Japan, war am Ende fast schon zum Handeln genötigt.
Spanien kommt günstiger an frisches Geld
In den europäischen Rentenmarkt scheint hingegen etwas Beruhigung einzukehren. Nachdem bereits eine Auktion italienischer Anleihen in der Vorwoche sehr positiv verlaufen ist, zogen in dieser Woche die Spanier nach. 4,8 Milliarden Euro konnten die Iberer bei einer Versteigerung von drei und zehnjährigen Staatsanleihen einnehmen. Für die 10-jährigen Papiere musste Madrid diesmal nicht ganz so tief in die Tasche greifen wie zuletzt, da sich die Anleger mit einem durchschnittlichen Kupon von 5,67 Prozent begnügten. Die 10-jährigen Papiere waren sogar 2,8-fach überzeichnet. Besonders positiv ist zudem der Umstand, dass es Spanien überhaupt mal wieder wagte etwas länger laufende Anleihen zu emittieren.
ZEW-Index mit Trendwende
Der ZEW-Index hat im September seinen Negativ-Kreislauf durchbrochen. Nachdem die monatlich befragten Finanzprofis die Konjunkturaussichten für Deutschland seit Monaten zunehmend pessimistisch beurteilten, hellte sich das Stimmungsbild im September zumindest etwas auf. Das Konjunkturbarometer des Mannheimer For-schungsinstituts stieg um 7,3 Punkte auf aktuell minus 18,2 Zähler an.
Bund-Future legt leicht zu
Der Bund-Future präsentierte sich in diesem Umfeld eher unentschlossen, konnte jedoch moderat zulegen und notierte im Bereich um die 140,00 Prozent-Marke.
anlegertrends
BANKANLEIHEN LEGEN ZU
Nachdem deutsche Bankaktien seit Beginn des Monats teilweise deutlich zulegen konnten, profitieren mittlerweile auch ein Großteil der Anleihen der Deutschen Bank oder auch der Commerzbank. Beflügelt durch die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Euro-Schuldenkrise, sowie der weitreichenden fiskalpolitischen Interventionen internationaler Notenbanken, konnten die Schuldverschreibungen beider Institute um teilweise mehr als 10 Prozent zulegen.
Neben den beiden deutschen DAX-Schwergewichten, schaffte es auch eine Schuldverschreibung von Morgan Stanley, notiert in Australischen Dollar (AUD), in die Liste der Umsatzspitzenreiter (WKN: MS0KGQ). Die Anleihe mit Laufzeit bis 2017 verspricht mit 8 Prozent einen vergleichsweise hohen Kupon. Die kleinste handelbare Einheit der Anleihe liegt bei 1.000 AUD.
bondm-news
MITEC Automotive AG
Zahlen und Ratingupdate aus Eisenach: Creditreform bestätigte die Ratingnote BBB-. Grund hierfür dürfte auch der veröffentlichte Abschluss 2011 sein. EBIT (8,9 Mio. Euro) und Jahresüberschuss (3,4 Mio. Euro) lagen zwar unter dem durch Einmaleffekte beeinflussten Vorjahr aber über Plan. Nach Angaben des Unternehmens wird erwartet, dass die guten Auftragseingänge der ersten acht Monate 2012 (über 200 Mio. Euro), die leicht unter Plan liegenden Halb-jahreszahlen bis zum Jahresende kompensieren.
Uniwheels Holding (Germany) GmbH
Zahlen für das erste Halbjahr 2012 veröffentlichte die Uniwheels Gruppe. Im Vergleich zum Vorjahres-zeitraum -dem besten Halbjahr der Unternehmens-geschichte- sind die Zahlen rückläufig. Uniwheels begründet dies mit einer konjunkturell bedingten Abschwächung des Automobilmarktes sowie den Spätfolgen des schwachen Wintergeschäfts 2011 aufgrund der milden Witterung. Zu den Zahlen: Um-satz 160 Mio. Euro (-6,4%), EBITDA und EBIT jeweils bereinigt um Sondereffekte 12,7 Mio. Euro (-26%) bzw. 5,0 Mio. Euro (-43%).
Dürr AG
Die Dürr AG beteiligt sich -vorbehaltlich der Zu-stimmung der Kartellbehörden- mit 27% am Wär-mepumpenspezialist thermea. Damit bauen die Bie-tigheimer ihr Angebot im Bereich Energieeffizienz-Technik weiter aus. Die mit CO2 arbeitenden Groß-wärmepumpen sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch effizienter als herkömmliche Pumpen. Dieses Potential sieht offenbar auch die Robert Bosch GmbH, die ebenfalls 27% an thermea hält.
bondm - neu in der zeichnung
ETERNA MODE HOLDING GMBH
Mit eterna begibt eine deutsche Traditionsmarke ihre erste Unternehmensanleihe. Seit 1863 steht der innovative Hem-den- und Blusenhersteller mit seinem Namen für höchste Produktionsqualität sowie Trage- und Pflegekomfort. Dabei hat sich das Unternehmen im Kerngeschäft Hemden zu einem der führenden Hersteller Deutschlands entwickelt. Nach eigenen Angaben ist eterna weltweit einziger Hemden- und Blusenhersteller, der mit dem Öko Tex Standard 100 plus Zertifikat ausgezeichnet wurde. Die eterna Gruppe entwickelte sich in den vergangenen Jahren stetig. Ein durchschnittli-ches jährliches Umsatzwachstum von 3,5% in den letzten drei Jahren ließen das Unternehmen in 2011 einen Rekordwert von 96,5 Mio. Euro erzielen. Dabei betrug das EBITDA 14,0 Mio. Euro wobei die korrespondierende EBITDA-Marge mit 14,5% nach Angabe des Unternehmens deutlich über vergleichbaren Branchenwerten lag.
Zum Wertpapier
Der Emissionserlös soll in den Ausbau der eigenen Retail-Stores sowie des Onlinegeschäfts fließen und in großen Teilen auch der Umfinanzierung dienen. Die Anleihe ist mit Anlegerschutzklauseln wie Kontrollwechsel, Ausschüttungssperre und Negativerklärung ausgestattet. Eine vorzeitige Kündigung durch den Emittenten ist nur zu einem Rückzahlungsbetrag (Call) über pari möglich. Das Wertpapier kann ab Montag, den 24. September 2012, durch Übermittlung eines Kaufauftrags an die Börse Stuttgart zum Ausgabepreis von 100% gezeichnet werden.
GETGOODS.DE AG
Bereits seit Montag, den 17. September kann die 7,75% (12/17)-Anleihe der getgoods.de AG an der Börse Stuttgart gezeichnet werden. Der von Creditreform mit BBB- geratete Onlinehändler setzte im ersten Halbjahr diesen Jahres 173 Mio. Euro um und erwirtschaftete dabei ein EBIT in Höhe von 5 Mio. Euro.
EGGER PLATZIERT NEUE 7-JÄHRIGE ANLEIHE
Aus Sicht des Anleihemarktes ist Historie durchaus von Bedeutung. Sicherlich steigt die Bonität nicht mit den Jahren, die ein Unternehmen besteht, aber wenn es sehr jung ist, muss es mit Renditenaufschlägen von Seiten der Gläubiger rechnen. In diesem Punkt unterscheidet sich die Egger Holzwerkstoffe GmbH auf jeden Fall positiv von anderen Emittenten. Das Familienunternehmen, mit Schwerpunkt auf Holzwerkstoffen für die Möbelproduktion, wurde 1961 gegründet und hat mit einem Jahresumsatz von zuletzt fast 2 Mrd. Euro eine kritische Masse erreicht.
Erfreulich ist auch der klare Blick des Vorstandes für die Bedürfnisse der Investoren. Man hat sich sehr ambitionierte Ziele im Hinblick auf die Rentabilität und die Qualität der Bilanz gesetzt, die nicht unerreichbar erscheinen, sondern schon heute teilweise übererfüllt werden. Was die Eigenkapitalquote angeht, lag das Unternehmen in den letzten Jahren deutlich über der selbst gesetzten Mindestquote von 30%, was marktüberdurchschnittlich ist. Die Net-toverschuldung im Verhältnis zum EBITDA will man nicht über ein Niveau von drei Jahren kommen lassen.
Fokussierung auf Europa
Im Hinblick auf die Absatzmärkte, ist das Holzunternehmen klar auf die EU konzentriert. Das Unternehmen hat zwar ein internationales Vertriebsnetz aufgebaut, aber was den Anteil am Gesamtumsatz angeht, dominiert die EU naturgemäß. Und, wie für österreichische Unternehmen üblich, hat Egger auch eine starke Orientierung Richtung Osteuropa bei Produktion und Absatz.
Der Fokussierung auf Europa hat Egger langfristig groß gemacht, wird sich aber kurzfristig negativ auswirken. Wir wissen, dass der Euroraum in 2012 eine Rezession erlebt. Entsprechend muss man im Hinblick auf die nächsten 12 Monate damit rechnen, dass das operative Geschäft nicht das Niveau der Geschäftsjahre 2010/11 und 2011/12 erreichen wird. Das Kreditrisiko wird im Zweifel also steigen.
Wie viel Puffer hat Egger zu bieten? Das Unternehmen ist beim Eigenkapital gut aufgestellt und auch die Struktur der Aktivseite kann überzeugen. Was die Gewinn- und Verlustrechnung angeht, ist der Puffer jedoch dünn. So konnte 2011/12 ein Jahresergebnis von 46 Mio. Euro bei einem Umsatz von 1,96 Mrd. Euro erreicht werden, was einer Marge von gut 2% entspricht. Das ist natürlich schnell aufgebraucht, wenn sich die Konjunktur abschwächt.
Anleihe in Stuttgart handelbar
Drei Unternehmensanleihen mit einem Nennwert von 485 Mio. Euro hat Egger bereits ausstehen. Aktuell kommt noch eine vierte hinzu. Der Kupon von 4,50% ist der Qualität der Bilanz und dem aktuellen Zinsumfeld angemessen, wenngleich nicht üppig für eine 7-jährige Anleihe. Die niedrige Nennwertstü-ckelung von 500 Euro ist dagegen ein wichtiger Vorteil für Privatanleger. Die Anleihe wird in Stuttgart seit dem 20. September gehandelt und notiert leicht über 100 Prozent.
börse stuttgart tv
DEUTSCHLAND: STREITPUNKT GEMEINSAME BANKENAUF-SICHT
Geht es nach EU-Kommissionspräsident Barroso, so kann es mit einer gemeinsamen europäischen Bankenaufsicht gar nicht schnell genug gehen. Bereits zum 01. Januar soll diese ihren Dienst aufnehmen, fordert der Portugiese. Doch die Vorschläge des
SCHULDENKRISE: WIE ATTRAKTIV SIND EURO-STAATS-ANLEIHEN
So entspannt war die Refinanzierung auf dem Finanzmarkt für Spanien und Italien schon lange nicht mehr. Nachdem sich bereits in der Vorwoche Italien so billig wie seit Monaten nicht mehr refinanzieren konnte, sieht es auch für Spanien derzeit ziemlich gut aus. Sind Anleihen der beiden Krisenländer vielleicht sogar wieder eine ernsthafte Option für Anleger? Ralf Wiedmann, Vermögensverwaltung AdVertum, bei Börse Stuttgart TV.
neueinführungen an der börse stuttgart stand 21.09.2012, 12 Uhr
EGGER HOLZWERKSTOFFE EMITTIERT ANLEIHE
Neu im Stuttgarter Anleihenhandel ist seit dieser Woche eine Schuldverschreibung der Egger Holzwerkstoffe GmbH (WKN: A1G9ZD). Das Papier verspricht bei einer Laufzeit von 7 Jahren einen festen Kupon von 4,5 Prozent. Die Mindeststückelung liegt bei 500 Euro nominal.
Eine Anleihe der General Electric Capital mit Fälligkeit im September 2016 verspricht einen festen Kupon von 4,25 Prozent (WKN: A1G9V1). Die Anleihe notiert in Austral-Dollar. Das Papier kann zu 1.000 AUD nominal erworben werden.
Quelle: Boerse Stuttgart AG
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