STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - euwax trends am nachmittag
Dienstag, 15. Mai 2012
Neuwahlen in Griechenland - Börsianer geschockt
BIP in Deutschland überraschend stark gewachsen
Die Ankündigung von Neuwahlen in Griechenland hat viele Marktteilnehmer am Nachmittag verschreckt. Obwohl damit zu rechnen war, dass auch der letzte Versuch einer Regierungsbildung in Athen scheitern würde, saß der Schock an den Börsen tief. Es wird befürchtet, dass die Gegner des Sparprogramms nun noch mehr Zulauf bekommen könnten und Griechenland damit auf einen Staatsbankrott zulaufe - mit unabschätzbaren Folgen für die gesamte Eurozone. Dahingehend äußerte sich auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde: \'Ich hoffe, dass Griechenland in der Eurozone bleibt, aber wir müssen technisch auf alles vorbereitet sein. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone wäre nicht gut. Dies hätte Konsequenzen für Wachstum, Handel und Finanzmärkte.\'
Der DAX rutschte am Nachmittag bis auf 6.353 Punkte ab. Im weiteren Handelsverlauf notierte das deutsche Börsenbarometer dann bei 6.400 Zählern mit 0,8 Prozent im Minus. Der Euro notierte unterdessen bei 1,2760 US-Dollar.
Dabei hatte es am Morgen noch gute Nachrichten gegeben. Denn die Wirtschaftsleistung in Deutschland ist im ersten Quartal des Jahres überraschend kräftig um 0,5 Prozent gewachsen. Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,1 Prozent gerechnet. Damit ist Deutschland sehr stark ins Jahr 2012 gestartet und kann somit die befürchtete Rezession vermeiden. Außerdem sorgte das hervorragende Ergebnis aus Deutschland dafür, dass auch die Wirtschaft in Gesamteuropa nicht in die Rezession fällt. Hier stagnierte unter dem Strich die Wirtschaftsleistung in den Monaten Januar bis März. Von Rezession wird erst gesprochen, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen rückläufig sein sollte.
Der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim fiel im Mai um 12,6 auf 10,8 Punkte. Damit verzeichnete der viel beachtete Indikator für die Konjunkturerwartungen den ersten Rückgang nach zuvor fünf Anstiegen in Folge. Der momentane Stand des Index spiegelt die Entwicklungen der vergangenen Wochen wider. Zuletzt deutlich rückläufige Einkaufsmanagerindizes in Europa, das politische Chaos und die Schuldenkrise in Griechenland sowie die Unsicherheiten in der Europapolitik nach dem Amtsantritt des neuen französischen Präsidenten Francois Hollande lassen die Investoren vorsichtiger werden.
Die Mehrheit der Anleger nahm nach den deutlicheren Kursgewinnen am Vormittag, die den DAX bis auf 6.509 Punkte führten, zunächst Gewinne bei Call-Optionsscheinen und Long-Zertifikaten auf den DAX mit. Nach den darauffolgenden Kursrückgängen wurden die Calls zunehmend zurückgekauft. Der Euwax Sentiment Index lag am Nachmittag bei plus 25 Punkten. Da der DAX seit Tagen in einer Range zwischen 6.350 und 6.580 Punkten pendelt, versuchen Anleger immer wieder sowohl mit Calls als auch mit Puts bzw. Knock-out-Scheinen innerhalb dieses Bereiches zu traden.
Die Allianz hatte bereits vor einigen Tagen gemeldet, dass der Überschuss des europaweit größten Versicherers im ersten Quartal um 58 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro gestiegen ist. Die Aktie notierte heute im Hoch bei 78,56 Euro mit rund zwei Prozent im Plus und gehörte damit zu den stärksten Gewinnern des Tages. Am Nachmittag lag das Papier aber im allgemeinen Markttrend bei 76,59 Euro mit 0,7 Prozent im Minus. Einige Anleger nahmen schon am Vormittag bei Calls Gewinne mit. Andere Marktteilnehmer setzen auf weiter steigende Kurse.
Die Aktie von ThyssenKrupp verbilligte sich hingegen zeitweise um mehr als fünf Prozent auf 14,78 Euro. Der Konzern rechnet wegen des schwächelnden Stahlgeschäfts im laufenden Geschäftsjahr mit einem deutlichen Rückgang des Betriebsgewinns. Derivateanlegen verhielten sich hier eher defensiv. Am Nachmittag drehte der Kurs aber nach oben und lag nun bei 16,01 Euro mit 1,5 Prozent im Plus. Zuvor war bekannt geworden, dass ThyssenKrupp einen Komplettverkauf von Steel America bevorzuge, anstatt weiter in irgendeiner Form an dem Geschäft beteiligt zu bleiben.
Sky Deutschland konnte die Anzahl der zahlenden Zuschauer im ersten Quartal um 73.000 auf 3,085 Millionen Abbonenten erhöhen. Der operative Verlust verringerte sich auf 40,6 Millionen Euro. Analysten gehen davon aus, dass Sky mit dem aktuellen Geschäftsmodell auf dem richtigen Weg ist. Der Aktienkurs sprang bis zum Nachmittag um 8,7 Prozent auf 2,1070 Euro. An der Euwax führte dies zu satten Gewinnmitnahmen bei Call-Optionsscheinen.
Börse Stuttgart TV
Immer wieder ist in Europa über die Einführung von so genannten Euro-Bonds diskutiert worden. Berlin lehnt diese Instrumente bisher vehement ab, während viele Nachbarn durchaus dafür sind. Mit der Amtseinführung von Francois Hollande in Frankreich und einem raschen Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel könnte durchaus wieder Bewegung in das Thema kommen. Dazu äußerte sich auch Wirtschaftsautor und Finanzexperte Artur P. Schmidt bei Börse Stuttgart TV.
Interview hier abrufbar:
https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersestuttgarttv/boersestuttgarttv.html?vid=7310
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Quelle: Boerse Stuttgart AG
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