STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - euwax trends am nachmittag
Dienstag, 19. Juni 2012
Spekulationen auf Notenbank-Hilfen treiben Aktienkurse an
Geldleihe für Spanien deutlich teurer / ZEW-Index bricht ein
Weiterhin dreht sich alles um die europäische Staatsschuldenkrise - auch beim laufenden Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) in Mexiko. Allerdings kamen von dort bisher keine neuen Impulse für die Märkte.
Spanien hat heute Anleihen mit zwölf- und 18-monatiger Laufzeit begeben. Dabei sind die Renditen deutlich gestiegen. Der durchschnittliche Zins bei der Ausgabe der Zwölfmonatspapiere kletterte auf 5,074 Prozent. Bei der vorhergehenden Auktion musste das hochverschuldete Land lediglich 2,985 Prozent bieten. Bei den ausgegebenen 18-monatigen Bonds legte die Rendite sogar auf 5,107 Prozent zu, nach zuletzt 3,302 Prozent.
Der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) musste im Juni seinen stärksten Rückgang seit Oktober 1998 hinnehmen. Das Barometer fiel auf minus 16,9 Punkte. Die Zuspitzung der spanischen Bankenkrise und die politischen Unsicherheiten in Griechenland hätten die Stimmung unter den befragten Finanzexperten stark eingetrübt. Sie warnen deshalb eindringlich vor einer allzu optimistischen Einschätzung der deutschen Konjunkturperspektiven. Die Risiken einer markanten Konjunkturabschwächung in den wichtigsten Handelspartnerländern seien unübersehbar.
Experten erwarten, dass Griechenlands neue Regierung nach ihrer Bildung von der Troika aus EU, IWF und EZB mehr Zeit für die Umsetzung der strengen Sparmaßnahmen fordern werde. Bisher wurde dies von den Gläubigern des hoch verschuldeten Landes abgelehnt.
Am Nachmittag sorgten Spekulationen um weitere Stützungsmaßnahmen der Notenbanken für die Konjunktur für eine rege Nachfrage an den Aktienmärkten. Der DAX kletterte um 1,9 Prozent auf 6.366 Zähler. Der Dow Jones legte um 0,9 Prozent auf 12.853 Punkte zu.
Für den morgigen Abend werden die neuesten Beschlüsse des Offenmarktausschusses in den USA mit Spannung erwartet. US-Notenbankchef Ben Bernanke wird die Strategie der Fed im Anschluss auf einer Pressekonferenz näher erleutern. Möglicherweise könnte es zu einer Verlängerung der \'Operation Twist\' kommen. Dabei geht es um eine Umschichtung des Anleihenbestandes, um sukzessive kurzfristige durch langfristige Vermögenswerte zu ersetzen. Ziel dieser Aktion ist das Absenken der langfristigen Zinsen, um die Wirtschaft zu unterstützen. Außerdem könnte Ben Bernanke erneut eine feste Zusage für die Verlängerung der Niedrigzinsphase geben. Experten erwarten ohnehin, dass die Fed den Korridor für den Leitzins bei null bis 0,25 Prozent belassen werde.
Und von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten nicht wenige Marktteilnehmer, dass sie den Geschäftsbanken weitere langfristige Billig-Kredite zu Verfügung stellen werde.
Die Mehrheit der kurzfristig orientierten Derivateanleger kaufte nun allerdings Short-Zertifikate und Put-Optionsscheine auf den DAX. Der Euwax Sentiment Index lag am Nachmittag bei minus 45 Punkten.
Oracle meldete gestern Abend einen überraschend hohen Umsatz. Der Aktienkurs sprang nachbörslich in den USA bereits um 3,5 Prozent nach oben. Viele Marktteilnehmer hoffen nun auf ähnlich gute Zahlen des Konkurrenten SAP. Deshalb zog auch diese Aktie heute um 2,0 Prozent auf 47,65 Euro an und gehörte damit zu den stärksten Gewinnern im DAX. Oracle hatte die Veröffentlichung der eigenen Zahlen vorgezogen, nachdem Spekulationen um einen möglicherweise bevorstehenden Abgang eines renommierten Managers Sorgen über eine Stagnation des Geschäfts ausgelöst hatten. Einige Derivateanleger halten länger laufende Call-Optionsscheine auf SAP in ihren Depots.
Zudem kam es heute zu einer großen Nachfrage bei Short-Zertifikaten auf den Euro. Ein Börsenbrief hatte diese Scheine zuvor zum Kauf empfohlen. Die Experten erwarten einen Rückgang des Euro-Kurses bis auf 1,19 US-Dollar. Sicherheitshalber wurde für das Geschäft aber ein Stoppkurs bei 1,2770 US-Dollar festgelegt. Die Gemeinschaftswährung lag am Nachmittag bei 1,2670 US-Dollar.
Börse Stuttgart TV
Während die meisten Anleger zum Wochenstart gebannt auf den Ausgang der Wahl in Griechenland schauten, lohnt sich durchaus auch ein Blick auf Investment-Alternativen jenseits der Euro-Zone. Vermögensverwalter Antonio Biondo von der BB-Wertpapier-Verwaltungsgesellschaft mbH analysierte bei Börse Stuttgart TV u.a. die Märkte in der Türkei und in Vietnam.
Interview hier abrufbar:
https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersestuttgarttv/boersestuttgarttv.html?vid=7450
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Quelle: Boerse Stuttgart AG
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