Investing.com - Fed-Präsident Jerome Powell wird heute erneut seine Sicht auf den weiteren Zinsverlauf in den USA erläutern. Der vorbörsliche Handel in den USA verläuft weitgehend geräuschlos. Microsoft hat beschlossen, seine Beobachterrolle im OpenAI-Board aufzugeben, während schwache chinesische Inflationsdaten auf anhaltende Probleme in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hindeuten.
1. Powell spricht vor US-Repräsentantenhaus
Fed-Chef Jerome Powell wird heute erneut vor dem Repräsentantenhaus sprechen.
Powell bezeichnete die jüngste Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt in seiner Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats gestern als einen zunehmend wichtigen Faktor bei der Entscheidung, wann die US-Notenbank mit einer Zinssenkung beginnen wird.
„Eine höhere Inflation ist nicht das einzige Risiko, mit dem wir konfrontiert sind“, sagte Powell gestern und wies darauf hin, dass sich der Arbeitsmarkt in vielen Bereichen deutlich abgekühlt hat.
„Eine zu späte oder zu geringe Lockerung der Geldpolitik könnte die Wirtschaftstätigkeit und die Beschäftigung übermäßig schwächen“, sagte Powell, nachdem er darauf hingewiesen hatte, dass die Arbeitsmarktindikatoren „in etwa dorthin zurückgekehrt sind, wo sie vor Beginn der Pandemie standen“.
Der Großteil der Marktteilnehmer hat diese Äußerungen so verstanden, dass der Fed-Chef den Boden für eine Zinssenkung im September bereitet und einräumt, dass die Inflation nicht der einzige Faktor für die weiteren geldpolitischen Entscheidungen ist.
2. US-Aktienmärkte ohne Impulse
Für die US-Aktienmärkte geht es heute vor Börsenöffnung in keine bestimmte Richtung. Viele Anleger zeigen sich vor dem zweiten Anhörungstag von Fed-Präsident Powell vor dem US-Repräsentantenhaus abwartend.
Aktuell verliert der Dow Future 0,1 %, während der S&P 500 um 0,1 % zulegen kann. Beim Nasdaq 100 steht aktuell sogar ein Plus von 0,2 % zu Buche.
Der breit angelegte S&P 500 und der technologielastige Nasdaq Composite schlossen gestern erneut auf einem Rekordhoch, nachdem Powell angedeutet hatte, dass die US-Notenbank bald mit einer Lockerung der Geldpolitik beginnen könnte. Für den Dow Jones Industrial Average ging es dagegen ins Minus.
Die Anhörung von Powell wird heute Nachmittag fortgesetzt, dieses Mal vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Repräsentantenhauses.
Für heute stehen ansonsten nur wenige wichtige US-Wirtschaftsdaten auf dem Programm. Alle Augen sind aktuell auf den Juni-Wert des Verbraucherpreisindex gerichtet, der morgen vorgestellt wird. Viele sehen darin einen wichtigen Test für den Markt und die Aussichten auf Zinssenkungen.
3. Microsoft gibt Beobachterolle im OpenAI-Board auf
Microsoft (NASDAQ:MSFT) gibt seinen Beobachtersitz im Verwaltungsrat von OpenAI auf. Grund dafür dürften unter anderem die Aufsichtsbehörden in den USA und Europa sein, die sich mit der Regulierung generativer künstlicher Intelligenz befassen.
Der Software-Riese hat erklärt, dass eine solche Position angesichts der Verbesserung der Governance des KI-Start-ups in den letzten acht Monaten nicht mehr notwendig sei.
„In den vergangenen acht Monaten haben wir erhebliche Fortschritte durch den neu gebildeten Vorstand gesehen und sind zuversichtlich, was die Ausrichtung des Unternehmens betrifft. In Anbetracht dessen halten wir unsere begrenzte Rolle als Beobachter nicht länger für notwendig“, heißt es in einem Schreiben an OpenAI vom 9. Juli.
Ein Sprecher von OpenAI sagte, dass das Unternehmen einen neuen Ansatz zur Einbindung von Interessenvertretern etablieren wird, indem es regelmäßige Treffen mit strategischen Partnern wie Microsoft und Apple (NASDAQ:AAPL) veranstaltet.
Microsoft nahm im November letzten Jahres einen nicht stimmberechtigten Beobachterposten im Board von OpenAI ein, nachdem OpenAI-CEO Sam Altman die Leitung des Unternehmens zurückerobert hatte.
Der Beobachtersitz und Microsofts Investition von mehr als 10 Milliarden Dollar in OpenAI haben bei Kartellwächtern in Europa, Großbritannien und den USA Unbehagen darüber ausgelöst, wie viel Kontrolle Microsoft über OpenAI ausübt.
4. Deflation in China
Die chinesische Verbraucherpreisinflation ist im Juni auf Monatsbasis gesunken. Auch die Erzeugerpreise waren den 20. Monat in Folge rückläufig, was auf eine sehr langsame Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hindeutet.
Die Verbraucherpreise gingen im Juni im Monatsvergleich um 0,2 % zurück, während Experten mit einem Rückgang um 0,1 % gerechnet hatten. Auf Jahresbasis stiegen die Preise auf Verbraucherebene im Juni um 0,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat, was jedoch unter den Erwartungen von 0,4 % lag.
Der schwache Verbraucherpreisindex erklärt sich vor allem dadurch, dass die Verbraucher ihre diskretionären Ausgaben aufgrund der relativ hohen Arbeitslosigkeit und der Besorgnis über einen Abschwung am Immobilienmarkt zurückgefahren haben.
Auf kurze Sicht bedeutet die Schwäche der Verbraucherausgaben jedoch mehr Gegenwind für das Land und deutet darauf hin, dass die chinesische Regierung wahrscheinlich weitere Konjunkturmaßnahmen ergreifen wird.
5. Ölpreis gibt nach chinesischen Inflationsdaten nach
Die Rohölpreise gaben heute im frühen Handel nach. Schwächere Inflationsdaten aus China weckten Sorgen um den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Aktuell handelt US-Rohöl (WTI) 0,4 % leichter bei 81,12 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent ebenfalls 0,4 % auf 84,33 Dollar pro Barrel verliert.
Deflationssorgen in China, dem weltweit größten Rohölimporteur, belasteten heute den Ölmarkt, obwohl ein unerwartet starker Abbau der US-Rohöllagerbestände die Verluste in Grenzen hielt.
Die am Dienstag veröffentlichten Daten des American Petroleum Institute zeigten, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 1,9 Millionen Barrel gesunken sind.
Beide Ölsorten hatten in den drei Handelstagen zuvor rund 3 % verloren, nachdem sich abzeichnete, dass die texanische Energiewirtschaft den Hurrikan Beryl relativ unbeschadet überstanden hatte.