Investing.com - Im vorbörslichen Handel bewegen sich die US-Aktienmärkte heute nur in einer engen Spanne. Grund dafür ist die Zurückhaltung vieler Anleger, die auf neue US-Arbeitsmarktdaten, eine Rede von US-Vizepräsidentin Kamala Harris und den Start des Symposiums in Jackson Hole warten.
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1. Jackson Hole
Die Zentralbanker versammeln sich allmählich in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming, vor dem Beginn des jährlichen Symposiums. Im Fokus steht vor allem die mit Spannung erwartete Rede von Fed-Präsident Jerome Powell am Freitag. Anleger weltweit hoffen auf wegweisende Hinweise zur zukünftigen Geldpolitik der US-Notenbank.
Die jüngsten Schwächesignale auf dem US-Arbeitsmarkt haben die Erwartungen an mögliche Zinssenkungen gestärkt. Einige Fed-Mitglieder deuteten bereits im letzten Monat an, bereit zu sein, die Zinsen bereits im Juli zu senken.
„Das Gleichgewicht der Risiken hat sich verschoben, sodass die Debatte über eine mögliche Zinssenkung im September durchaus angebracht ist“, sagte der Leiter der Fed in Minneapolis, Neel Kashkari, kürzlich in einem WSJ-Interview.
Laut dem FedWatch-Tool der CME Group (NASDAQ:CME) sehen Marktteilnehmer die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 50 Basispunkte bei der nächsten Fed-Sitzung am 17. und 18. September bei 38 %, gegenüber 33 % am Vortag. Für eine Senkung um 25 Basispunkte liegt die Wahrscheinlichkeit bei 62 %.
Die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) weist in einer Kundenmitteilung darauf hin, dass Powells Rede in Jackson Hole entscheidend sein könnte: „Eine Zinssenkung im September erscheint wahrscheinlich, und die Geschwindigkeit der Senkungen könnte wegen der Arbeitsmarktrisiken zunehmen. Es bleibt jedoch unsicher, ob die Zinssätze signifikant unter den neutralen Wert sinken werden. Zinssenkungen über 75 bis 125 Basispunkte hinaus sind aufgrund politischer Risiken nach den Wahlen fraglich.“
2. US-Märkte in Wartestellung
Die US-Aktienmärkte zeigen sich vor Börsenbeginn heute unentschlossen. Viele Anleger warten ab und halten sich angesichts der bevorstehenden Arbeitsmarktdaten sowie der Rede von Fed-Präsident Jerome Powell beim Jackson Hole-Symposium am Freitag zurück.
Derzeit notiert der Dow Future 0,11 % höher, während der S&P 500 und der Nasdaq 100 unverändert bleiben.
Gestern setzten die wichtigsten Indizes an der Wall Street ihren Erholungskurs fort. Der S&P 500 schloss mit einem Plus von 0,4 %, der Nasdaq Composite gewann 0,6 % hinzu, und der Dow Jones Industrial Average legte um 0,1 % zu.
Die Veröffentlichung des Protokolls der Fed-Sitzung vom Juli trug zur positiven Stimmung bei. Es deutete darauf hin, dass eine Zinssenkung Mitte September wahrscheinlich ist, sollte sich die Datenlage wie erwartet entwickeln.
Im Fokus der Anleger stehen heute die Quartalszahlen von Intuit (NASDAQ:INTU) und Ross Stores (NASDAQ:ROST). Zudem dürfte das Softwareunternehmen Snowflake (NYSE:SNOW) nach einem starken Kursrückgang und der Einzelhändler Urban Outfitters (NASDAQ:URBN) nach enttäuschenden Zahlen besondere Beachtung finden.
3. Wöchentliche Jobdaten im Fokus
Heute rücken erneut wichtige Wirtschaftsdaten in den Fokus der Anleger, die zunehmend darauf setzen, dass die US-Notenbank bei ihrer September-Sitzung die Zinsen senken wird.
Im Mittelpunkt stehen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA. Experten erwarten, dass die Zahl der Erstanträge in der vergangenen Woche leicht auf 232.000 gestiegen ist, gegenüber 227.000 in der Woche zuvor.
Am Mittwoch sorgte das US-Arbeitsministerium mit einer unerwartet umfangreichen Korrektur des Beschäftigungswachstums für Aufsehen: Im 12-Monats-Zeitraum bis März 2024 wurden 818.000 Arbeitsplätze weniger geschaffen als ursprünglich gemeldet. Das tatsächliche Beschäftigungswachstum lag fast 30 % unter der ursprünglichen Schätzung, was die größte Revision seit 2009 darstellt. Diese Entwicklung schürt Sorgen, dass der US-Arbeitsmarkt aufgrund der hohen Zinsen in den kommenden Monaten stark unter Druck geraten könnte.
Weitere Konjunkturdaten, darunter die S&P Global Einkaufsmanagerindizes für August, werden heute erwartet. Sie dürften zeigen, dass die US-Industrie weiterhin schrumpft, während der Dienstleistungssektor leicht zulegen konnte.
Vor dem Hintergrund dieser düsteren Aussichten mehren sich die Stimmen, dass die Fed eine stärkere Zinssenkung vornehmen könnte. Analysten von Citi gehen davon aus, dass eine Senkung um 50 Basispunkte im September das wahrscheinlichste Szenario ist. Das FOMC-Protokoll vom Juli deutet ebenfalls darauf hin, dass eine Mehrheit der Fed-Vertreter eine Lockerung der Geldpolitik befürwortet – und das noch vor den jüngsten, schwächeren Daten zu Inflation und Beschäftigung.
4. Kryptowährungen im Wahlkampf: Harris signalisiert Unterstützung für die Branche
Kamala Harris wird heute auf dem Parteitag der Demokraten eine mit Spannung erwartete Rede halten und damit offiziell die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei annehmen.
Nachdem Präsident Joe Biden überraschend aus dem Rennen um das Weiße Haus ausgestiegen ist, musste Harris in kürzester Zeit eine Wahlkampagne auf die Beine stellen. Bis zum Wahltag bleiben nun weniger als drei Monate.
Ein zentrales Thema, das Harris voraussichtlich ansprechen wird, ist die Zukunft der Kryptowährungsbranche. In jüngster Zeit haben sich zahlreiche Krypto-Investoren hinter den Republikaner Donald Trump gestellt, der eine Lockerung der staatlichen Regulierung fordert.
Harris hingegen plant, Maßnahmen zu unterstützen, die das Wachstum digitaler Vermögenswerte fördern, wie ein politischer Berater ihrer Kampagne bekannt gab. Damit signalisiert sie ihre Unterstützung für die aufstrebende Kryptowährungsindustrie.
Die Branche selbst hatte sich in den letzten Jahren zunehmend gegen das aus ihrer Sicht belastende Regulierungssystem unter der Biden-Regierung gewehrt und wird vermutlich in diesem Wahlkampf ihren Einfluss verstärken.
„Harris wird eine Politik verfolgen, die das Wachstum neuer Technologien und der Kryptoindustrie sicherstellt“, erklärte Brian Nelson, ein leitender politischer Berater ihrer Kampagne, am Mittwoch. Dabei wird jedoch auch an Schutzmaßnahmen gedacht, um weitere Unternehmenspleiten zu vermeiden.
5. Nachfragesorgen belasten Ölpreis
Die Ölpreise sind heute im bisherigen Handelsverlauf gefallen. Globale Nachfragebedenken belasten den Ölmarkt weiter.
Der Preis für US-Rohöl (WTI) ist um 0,3 % auf 71,69 Dollar pro Barrel gesunken, während die Nordseesorte Brent um 0,1 % auf 75,94 Dollar pro Barrel nachgab.
Im Wochenverlauf haben beide Rohölsorten über 6 % verloren, was unter anderem auf schwächere Wirtschaftsdaten aus China und eine deutliche Korrektur der US-Beschäftigungszuwächse von April 2023 bis März 2024 zurückzuführen ist. Diese negativen Signale haben die Stimmung an den Rohölmärkten gedrückt.
Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit hinsichtlich eines möglichen Waffenstillstands im Gazastreifen bestehen, was die Angst vor einer Unterbrechung der Ölversorgung aus der Region schürt, falls der Konflikt eskaliert.
Obwohl die US-Energiebehörde gestern einen signifikanten Rückgang der US-Rohöllagerbestände meldete, was auf eine gesunde Nachfrage in der weltweit größten Volkswirtschaft hinweist, konnte dies die negative Marktstimmung nicht aufhellen.
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