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Börsencrash: 80 Prozent Absturz abgesagt – Inflation wird Dauerbrenner

Veröffentlicht am 11.10.2023, 13:59
© Investing.com

Investing.com – Die Bank of Amerika verfügt über eine erstaunliche Sammlung historischer Daten. Dazu zählt auch die Entwicklung der US-Staatsanleihen über einen Zeitraum von 236 Jahren, die deutliche Hinweise darauf geben, was den Finanzmärkten bevorsteht.

Im Gegensatz zu Politikern können Daten nicht lügen, was sich in der Realität wie folgt bemerkbar macht. Die US-Regierung schwärmt von der Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft, während die Fed die Möglichkeit einer Rezession aus ihren Prognosen entfernte. Doch der Analyst Michael Hartnett sah sich die BofA-Daten an und fällte ein vernichtendes Urteil. Der Anleihemarkt war seit der Gründung der USA noch nie so negativ eingestellt wie aktuell.

Die Finanzmärkte lassen sich zwar noch von den politischen Floskeln beruhigen, aber die Lage ist hochgradig angespannt und eine Panik kann jederzeit einsetzen, denn der Anleihemarkt ist ein wahres Pulverfass.

Die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) beziffert die unrealisierten Verluste auf 70 Billionen Dollar, und die Ansteckungsgefahr ist immens, weil Anleihen in der Regel als Sicherheiten hinterlegt werden. Bei einer derart großen Summe sitzen da draußen zahlreiche Finanzjongleure mit Schweißperlen auf der Stirn, weil sie den gefährlichsten Drahtseilakt ihres Lebens zu absolvieren haben.

Während der langen Nullzinsphase waren die steigenden Staatsschulden kein Problem. In Deutschland hörte man Politiker sagen, dass man ja dumm wäre bei negativen Zinssätzen keine Schulden aufzunehmen.

Was damals allerdings schon hochgradig problematisch war, ist die Vorstellung, dass sowohl die Zinsen als auch die Inflation nie wieder auf Werte steigen, mit denen wir nun konfrontiert sind.

Das US-Finanzministerium verkaufte während der Niedrigzinsphase jede Woche Staatsanleihen für Milliarden von Dollar und wurde diese auch los, denn sie galten als sicherste Anlage der Welt. Es gibt nach wie vor kein Zweifel daran, dass die USA stets zahlungsfähig bleiben werden, weil die Fed bei Bedarf Geld druckt. Das führt aber dazu, dass der Dollar erheblich an Wert verliert, was die Gläubiger vorsichtig werden lässt.

Genau deshalb steckt der Anleihemarkt in dieser Krise. Die Nachfrage und die Preise sinken, während die Renditen steigen. Länder wie China, Japan und Saudi-Arabien waren einst Käufer von US-Schulden, versuchen diese aber zusehends abzustoßen, weil die vermeintliche Sicherheit zu einem Risiko mutiert.

Der Bloomberg Analyst Ye Xie geht davon aus, dass bei den zehnjährigen Anleihen die Schwelle von 5 Prozent eine Art Schallmauer darstellt. Wird diese durchbrochen, nimmt der Druck auf die Wirtschaft dermaßen zu, dass die Chance auf eine Rezession erheblich zunimmt. Während der Pandemie lag diese Rendite noch bei 0,3 Prozent, vor zwei Monaten bei 4 und letzte Woche bei 4,89 Prozent.

Im vergangenen Quartal sind die Renditen so stark gestiegen wie seit dem Börsencrash 1987 nicht mehr. Selbst der Ölpreis brach infolge der düsteren Aussichten in der Vorwoche ein. Alles Anzeichen dafür, dass die Fed die Kontrolle über die Anleihemärkte verliert und der Geldmarkt wieder bestimmt, wie die künftige Geldpolitik auszusehen hat. Große Haushaltsdefizite und Nullzinsen gehören jedenfalls nicht dazu, doch genau das waren die Treiber für die großen Gewinne an den Aktienmärkten.

Der Fed-Vorsitzende Powell will mit dem Drucken von Geld aufhören. Aber zu dieser neuen Realität gehört dann auch dazu, dass die Aktienmärkte 80 Prozent der Gewinne abgeben müssten, die seit 2009 angehäuft wurden. Für den Nasdaq 100 würde es dann um 11.000 Punkte und den S&P 500 um 2800 Punkte nach unten gehen. Aber keine Sorge, das wird nicht passieren, denn eine derartige Normalisierung der Vermögenspreise würde die Welt ins Chaos stürzen.

Was stattdessen geschieht ist, dass man den Kampf gegen die Inflation aufgibt und ein neues Inflationsziel etabliert – 3 Prozent oder sogar noch viel höher, wie es auf Zerohedge heißt.

Der Wirtschaftshistoriker Professor Adam Tooze sagte:

"Inflation ist eigentlich nur ein Prozess, in dem Reiche die Armen im Kampf um die knappen Ressourcen ausstechen."

Und weil die Milliardäre dieser Welt kein Interesse daran haben, dass die Welt bei einem Zusammenbruch der Börsen im Chaos versinkt, wird das nicht passieren. Schon gar nicht, wenn die Lösung Inflation ist, die ihnen in die Karten spielt.

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