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DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz (deutsch)

Veröffentlicht am 06.07.2012, 10:00
Aktualisiert 06.07.2012, 10:04
Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges

Deutsches Aktieninstitut e.V.: Finanzplatz

06.07.2012 / 10:00

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'Wer nicht erfindet, verschwindet'

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

Nach einer aktuellen Studie des Center of Automotive Management ist

Volkswagen der innovativste Autokonzern der Welt. Diese Tatsache spiegelt

sich auch in den Rekordergebnissen des Unternehmens des letzten Jahres

wider. Neben der Innovationskraft trägt aber vor allem auch eine solide und

zukunftsorientierte Finanzpolitik zum Erfolg eines Konzerns bei. Bei

Volkswagen ist Hans Dieter Pötsch für diese verantwortlich. Im Interview

mit dem Finanzplatz spricht er darüber, warum Volkswagen so innovativ ist,

über die aktuellen Risiken der Weltwirtschaft und welche Auswirkungen sie

auf Volkswagen haben könnten.

Interview mit Hans Dieter Pötsch, Mitglied des Vorstands, Geschäftsbereich

Finanzen und Controlling, Volkswagen AG

Herr Pötsch, wie fördern Sie die Innovationsbereitschaft in Ihrem

Unternehmen?

Es gibt ein Bonmot: Wer nicht erfindet, verschwindet. Daher ist der Wille,

unsere Autos immer weiter zu verbessern, bei jedem Mitarbeiter tief

verwurzelt und fester Bestandteil unserer Strategie, Volkswagen als

innovativsten Automobilkonzern der Welt zu etablieren. Wie stark dieses

Denken verinnerlicht ist, verdeutlichen auch folgende Zahlen: Im Jahr 2011

meldete der Volkswagen Konzern insgesamt fast 3.200 Patente an.

Gleichzeitig reichten die Mitarbeiter mehr als 475.000

Verbesserungsvorschläge ein, um die Qualität unserer Produkte zu erhöhen

und Prozesse effizienter zu gestalten. Um die Innovationskraft

kontinuierlich weiter zu stärken, kooperieren wir mit zahlreichen

Universitäten sowie Forschungseinrichtungen und betreiben ein globales

konzerneigenes Forschungsnetz. Hinzu kommen die intensive Förderung von

Talenten sowie die innerbetriebliche Weiterbildung. Und nicht zuletzt lebt

der Vorstand dieses Bewusstsein für Innovationen vor.

Konstruktionsplattformen werden von vielen Autobauern als Basis für ihre

Modelle genutzt. Volkswagen hat darüber hinaus einen 'Modularen

Querbaukasten' entwickelt. Was versteht man darunter und welche Vorteile

verspricht man sich davon?

Mit dem Modularen Querbaukasten erweitert sich für den Volkswagen Konzern

die Möglichkeit, langfristig und weltweit Volumen- und Nischenprodukte von

höchster Qualität zu wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen herstellen zu

können. Bei Audi basieren bereits alle Fahrzeuge vom A4 bis zum A8 auf dem

Modularen Längsbaukasten. Jetzt rollen wir diese Systematik auf den

gesamten Konzern aus: mit dem Standardbaukasten für große Limousinen, mit

dem Baukasten für die New Small Family, mit dem Modularen Diesel- oder

Infotainment-Baukasten und vor allem mit dem Modularen Querbaukasten für

alle künftigen Fahrzeuge des Konzerns im Polo-, Golf- und Passat-Segment.

Und mit der Übertragung des Baukastenprinzips auf die Produktion machen wir

den nächsten logischen Schritt: Unsere Fabrik der Zukunft ist hochflexibel

und kann auf der gleichen Anlage unterschiedlichste Modelle und Marken

fertigen. Das bietet uns völlig neue Möglichkeiten, die

Produktionskapazitäten optimal auszulasten. Sie sehen: Volkswagen hat somit

die Grundlage dafür gelegt, um in Sachen Rendite auch nachhaltig in eine

neue Liga vorzustoßen.

Wenn die Modellbasis der verschiedenen Marken zukünftig dann aber mehr oder

weniger gleich ist, warum sollten die Menschen noch Geld für die teureren

Marken Ihres Konzerns ausgeben?

Das Prinzip der Modularen Baukästen bedeutet keine technische

Vereinheitlichung, sondern eine einheitliche Fahrzeugarchitektur, auf der

nach dem Baukastenprinzip verschiedene Fahrzeugteile immer wieder neu

kombiniert werden können. So bleiben konzeptbestimmende Fahrzeugabmessungen

wie Radstände, Spurbreiten, Rädergrößen und Sitzposition variabel, die in

der Fahrzeugplattform für eine erste Differenzierung der Produkte aus

Kundensicht entscheidend sind. Darüber hinaus lassen sich die Fahrzeuge

durch eine unterschiedliche Gestaltung der Karosserie, des Designs, der

Motorisierung, der Wertigkeit oder der Funktionalität weiter entsprechend

der jeweiligen Marken- und Produktausrichtung stark voneinander

differenzieren. Hierdurch entstehen maßgebliche kundenrelevante

Unterschiede in den Fahrzeugen.

Obwohl Volkswagen im letzten Jahr extrem erfolgreich war, hat die Vergütung

des Vorstandes in Höhe von insgesamt 70 Mio. EUR die Debatte um die

Managervergütung wieder angeheizt. Empfinden Sie es als ungerecht, dass

Sportler Unsummen verdienen können, ohne dass sich die öffentliche Meinung

erregt, Unternehmenslenker dagegen nicht?

Fußballer oder Formel-1-Piloten verdienen das, was sie ihren Klubs oder

Rennställen wert sind. Während aber bei Sportlern meist die Erwartung einer

Leistung die Höhe des Gehalts widerspiegelt, müssen Manager sich an

erzielten und klar belegbaren Ergebnissen messen lassen. Und der Volkswagen

Konzern hat in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von sehr guten

Ergebnissen vorgelegt. Gerade die Jahre 2010 und 2011 wurden sehr

erfolgreich abgeschlossen. Ich kann daher nur betonen, dass das

Vergütungssystem bei Volkswagen offen und transparent ist. Alle

Vergütungsbestandteile sind schlüssig dargelegt und beziffert, die

Berechnungsweise ist nachvollziehbar und nachprüfbar.

Nachdem 2011 für Volkswagen ein Rekordjahr war, stellte sich die Frage, ob

die Erfolge auch für 2012 so fortgeschrieben werden können. Welche

möglichen Risiken sehen Sie für Volkswagen in den nächsten zwei Jahren?

Wir gehen davon aus, dass sich die Wettbewerbsintensität auf den

internationalen Automobilmärkten verstärken wird. Das Marktumfeld gestaltet

sich insbesondere in einigen europäischen Ländern zunehmend fordernder. Die

Märkte werden von Unsicherheiten aus der Entwicklung der Weltwirtschaft

belastet bleiben. Vor allem die Finanzmärkte bergen nach wie vor Risiken,

die sich insbesondere aus der angespannten Verschuldungssituation vieler

Länder ergeben. Volatile Zins- und Wechselkursverläufe sowie steigende

Rohstoffpreise stellen Herausforderungen dar. Der Volkswagen Konzern kann

jedoch dank seines einzigartigen Markenportfolios, seiner jungen,

innovativen und umweltfreundlichen Modellpalette, der breiten globalen

Aufstellung, der erheblichen Synergiepotenziale bei der konzernweiten

Entwicklung von Technologien und Modellen sowie seiner finanziellen Stärke

diese Herausforderungen meistern und die Ziele der Strategie 2018

erreichen. Das Jahr 2012 selbst wird geprägt sein von den mit der

Erneuerung der Produktpalette einhergehenden Anläufen volumenstarker

Modelle und der notwendigen Umrüstung der Anlagen auf den Modularen

Querbaukasten.

Um der Staatsschuldenkrise Herr zu werden, wird diskutiert, ob die EZB eine

höhere Inflation zulassen sollte. Was halten Sie davon?

Übermäßige Preissteigerungen belasten Konsumenten und Unternehmen. In der

Industrie würden sich höhere Produktionskosten vor allem nachteilig auf die

Ertragslage und die Investitionsbereitschaft auswirken. Zudem leidet die

internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die Verbraucher hätten

Kaufkraftverluste zu tragen. Eine stabilitätsorientierte Geldpolitik ist

daher vorzuziehen, verbunden mit einer Konsolidierung der Staatshaushalte

und wachstumsfördernden Strukturreformen.

Besonders stark aufgestellt ist Volkswagen in China. Was bedeutet es für

Volkswagen, wenn sich die chinesische Wirtschaft jetzt schwächer

entwickelt?

Das Wachstum des chinesischen Pkw-Marktes hat sich erwartungsgemäß etwas

abgekühlt. Wir rechnen für den chinesischen Pkw-Markt in den nächsten

Jahren allerdings weiterhin mit einem anhaltenden, gesunden Wachstum.

Danach gehen wir in diesem Jahr von einem Zuwachs am Pkw-Markt von 5 bis

10% aus, der Premium-Markt wird sich noch dynamischer entwickeln.

Nicht nur der chinesische Absatzmarkt hat für Ihr Unternehmen eine

besondere Bedeutung, auch bei der Nutzung der chinesischen Kapitalmärkte

gehört Volkswagen zu den Vorreitern. Was waren Ihre Beweggründe für die

Begebung einer Renminbi-Anleihe? Würden Sie eine solche Anleihe wieder

begeben?

Wir versuchen grundsätzlich, uns in den Märkten zu refinanzieren, in denen

wir entsprechenden Investitionsbedarf haben. In diesem Zusammenhang

betrachten wir den Renminbi-Markt als einen für uns strategisch wichtigen

Refinanzierungsmarkt. Ausgehend von unserem starken Engagement in China

werden wir dort auch zukünftig regelmäßig Anleihen emittieren.

Die chinesische Regierung bereitet seit geraumer Zeit ein Börsensegment für

internationale Blue Chips, das Shanghai International Board, vor. Käme ein

Zweitlisting für die Volkswagen AG an diesem Marktplatz grundsätzlich in

Frage?

Volkswagen ist seit 28 Jahren gemeinsam mit seinen Partnern in China sehr

erfolgreich tätig und hält derzeit die führende Marktposition. Die Marken

der Volkswagen Gruppe sind in China bestens bekannt und hoch angesehen.

Eine Notierung im chinesischen Kapitalmarkt hat für Volkswagen aktuell

jedoch keine Priorität. Wir verfolgen die Entwicklungen in China aber mit

Interesse und Aufmerksamkeit.

Im Rahmen der Aufarbeitung der Finanzkrise werden auf europäischer Ebene

derzeit unterschiedliche Regulierungen erarbeitet. Im Fokus stehen zwar

Finanzinstitute, betroffen sind aber auch Industrieunternehmen. Welche

Regulierungen halten Sie diesbezüglich für besonders problematisch?

Volkswagen unterstützt alle Maßnahmen, die zu einer Erhöhung der

Transparenz hinsichtlich der gehandelten Finanzinstrumente und zu einer

Stabilisierung der Finanzmärkte führen.

Die für Volkswagen wichtigsten Maßnahmen betreffen die Regulierung der

OTC-Derivatemärkte. Hier ist besonders die europäische Derivateordnung EMIR

(European Market Infrastructure Regulation) zu nennen.

Erfreulicherweise sind OTC-Derivate industrieller Unternehmen von einem

zentralen Clearing ausgenommen, solange sie einen risikosenkenden Charakter

haben. In dem Fall, in dem Derivate als nicht risikoreduzierend - also als

spekulativ - eingestuft werden und deren Umfang die Clearingschwelle

überschreitet, greift die Clearingpflicht bzw. die Pflicht zur bilateralen

Besicherung.

Besicherung bedeutet die Unterlegung mit Barmitteln, also eine

Liquiditätsbindung. Wir möchten unsere Liquidität aber lieber für die

Entwicklung neuer Technologien und die Erweiterung von

Produktionskapazitäten nutzen. Daher ist es für uns von großer Bedeutung,

dass das zukünftige Regelwerk unsere Absicht der Risikoreduktion beim

Einsatz von Finanzinstrumenten auch anerkennt.

Vor allem Derivate sind ins Kreuzfeuer der Regulierer geraten. Was

unterscheidet den Derivateeinsatz von Industrieunternehmen von dem Handel

mit diesen Instrumenten? Was erwarten Sie in diesem Zusammenhang von dem

europäischen bzw. deutschen Gesetzgeber?

Der Einsatz von Derivaten bei Industrieunternehmen erfolgt wie gesagt

ausschließlich zur Minderung von bilanziellen oder sich aus unserer

Absatzplanung ergebenden Marktpreis-Exposures. Mit anderen Worten: Jedem

Derivategeschäft steht immer ein kommerzielles Grundgeschäft gegenüber.

Unsere Erwartungshaltung ist daher, dass wir unsere Sicherungsaktivitäten

hinsichtlich Laufzeit, Volumen und Vertragskonditionen in unveränderter Art

und Weise fortführen können.

Herr Pötsch, die Finanztransaktionssteuer wird kontrovers diskutiert. Ist

sie das richtige Instrument, die Banken an den Kosten der Finanzkrise zu

beteiligen? Was würde ihre Einführung für Ihr Unternehmen bedeuten?

Es sieht aktuell so aus, als ob die Mitgliedstaaten der Europäischen Union

sich eher auf eine Finanzaktivitätssteuer einigen könnten als auf eine

Finanztransaktionssteuer, also eine Steuer, die nur von Banken und anderen

Unternehmen des Finanzsektors erhoben wird.

Leider führt diese im ökonomischen Ergebnis ebenso wie eine

Finanztransaktionssteuer dazu, dass nicht nur spekulative Geschäfte,

sondern auch Sicherungsgeschäfte verteuert werden.

Der Unterschied besteht lediglich darin, dass die Unternehmen außerhalb

des Finanzsektors in einem Fall die Steuer direkt tragen, während sie im

anderen Fall überwälzt werden dürfte.

Die Konsequenzen für unser Unternehmen lägen voraussichtlich in einer

Verteuerung jeglicher Form betriebswirtschaftlich notwendiger

Sicherungsgeschäfte, beispielsweise etwa im Bereich der Absicherung von

Fremdwährungs- oder Rohstoffpreisrisiken.

Ende der Corporate News

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06.07.2012 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,

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