Mainova AG: Hauptversammlung am 06.06.2012 - Rede von Dr. Constantin H. Alsheimer
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Mainova AG: Hauptversammlung am 06.06.2012 - Rede von Dr. Constantin
H. Alsheimer
06.06.2012 / 16:56
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Hauptversammlung
der Mainova Aktiengesellschaft
am 6. Juni 2012
Rede von
Dr. Constantin H. Alsheimer
Vorsitzender des Vorstandes
der Mainova Aktiengesellschaft
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Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Aktionärsvertreter,
sehr geehrte Vertreter der Medien,
sehr geehrte Gäste, Kunden und Freunde der Mainova Aktiengesellschaft,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
zur Hauptversammlung 2012 Ihrer Mainova Aktiengesellschaft heiße ich Sie
hier im Mozartsaal der Alten Oper Frankfurt herzlich willkommen. Ich
begrüße Sie zugleich im Namen meiner Vorstandskollegen - Herrn Dr. Peter
Birkner, Herrn Lothar Herbst und Frau Dr. Marie-Luise Wolff.
Dem höchsten Unternehmensorgan gegenüber - also Ihnen, den Aktionären -
Rede und Antwort zu stehen, ist für den Vorstand der Mainova
Aktiengesellschaft die vornehmste Pflicht im Verlauf eines jeden
Geschäftsjahres. Ihre Meinung ist uns wichtig. Die Impulse, die von unseren
Hauptversammlungen ausgehen, bewegen uns und unser Geschäft. Deshalb haben
wir auch Ihre kritischen Anmerkungen aus dem vergangenen Jahr zum Anlaß
genommen, diese Veranstaltung wieder im Herzen Frankfurts stattfinden zu
lassen. Und so sind wir heute in einem der kulturellen Leuchttürme
Frankfurts, dessen Strahlkraft weit über das Rhein-Main-Gebiet, ja sogar
über die nationalen Grenzen hinausreicht. Es sind zudem unser Wasser, unser
Strom und unser Gas, die den Betrieb dieses großartigen Konzert- und
Kongresshauses ermöglichen. Dafür schulden wir unserer Kundin, der Alten
Oper Frankfurt GmbH, Dank.
Im Übrigen gehen unsere Beziehungen zu dieser Gesellschaft über die reine
Medienlieferung hinaus. Beginnend mit diesem Jahr unterstützen wir das neu
ins Leben gerufene Mainova-Sommerkonzert, das jeweils im September eines
Jahres stattfinden wird. Sie werden jeweils Konzerte der Jungen Deutschen
Philharmonie genießen können. Dieses Ensemble paßt zu uns. Wie die Mainova
AG selbst, findet es für seine Leistung weit über die Grenzen unserer
Region hinaus Beachtung, und es ist - wie wir - ebenfalls in Frankfurt am
Main zu Hause.
Begrüßung Ehrengäste
Persönlich willkommen heißen möchte ich die heute anwesenden früheren
Mitglieder der Unternehmensorgane unserer Gesellschaft. Beginnen möchte ich
mit demjenigen Vorstandsmitglied a.D., das noch bis zur Jahresmitte des
Berichtszeitraumes dieser Hauptversammlung Verantwortung getragen hat. Ich
begrüße Herrn Joachim Zientek. Sehr herzlich begrüße ich auch den früheren,
langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Mainova AG, Herrn Dr. Heinrich
Stiens sowie die früheren Vorstandsmitglieder Peter Ludwikowski und Klaus
Dieter Streb. Daß unserer Hauptversammlung zahlreiche frühere Mitglieder
unseres Aufsichtsrates stets die Treue halten, ist nicht selbstverständlich
und ich möchte den langjährigen stellvertretenden
Aufsichtsratsvorsitzenden, Joachim Swantje ebenso in unserer Mitte
willkommen heißen wie Karl Diensberg, Hiltrud Fink-Geis, Dr. Franz Hoßfeld,
und Bürgermeister a.D. Dr. Hans-Jürgen Moog.
Sehr herzlich möchte ich auch die anwesenden Mitglieder des Beirates
begrüßen, die dem Vorstand immer als wichtige Rat- und Impulsgeber zur
Seite stehen, nämlich Prof. Dr. Gerd Balzer, Bürgermeister Heinz-Peter
Becker, Prof. Achim Morkramer, Georg Friedrich Sommer und Bürgermeister
Gregor Sommer.
Wir freuen uns darüber, dass wirtschaftliche Sachverhalte und die Abläufe
einer Hauptversammlung auch Gegenstand des Schulunterrichts sind. Ich
begrüße daher sehr gerne die Lehrenden sowie die Oberstufenschülerinnen und
-schüler der Musterschule, Frankfurt am Main.
Einleitung
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer das Jahr 2011 betrachtet, dem
müssen die dramatischen Ereignisse in Fukushima geradezu ins Auge springen.
Unzweifelhaft war die Reaktorkatastrophe in Japan für die deutsche
Energiewirtschaft von großer Bedeutung. Augenfällig wird dies nicht
zuletzt, wenn man den Beschluß des Bundesverbandes der Energie- und
Wasserwirtschaft vom 8. April 2011 betrachtet. Dieser Verband vereint
bekanntlich die größte Anzahl von Unternehmen der Energiewirtschaft in
unserem Lande. Von ihm hätte man nicht erwartet, daß er die Empfehlung
aussprechen würde, bis spätestens zum Jahr 2022 vollständig aus der
Atomenergie auszusteigen. Umso bemerkenswerter ist dieser Beschluß. Er
macht zugleich deutlich, in welcher epochalen Umbruch- aber auch
Aufbruchsituation sich die deutsche Energiewirtschaft zurzeit befindet.
Und dennoch sind die Turbulenzen auf den Energiemärkten, die Ihr
Unternehmen auch im Geschäftsjahr 2011 in stärkster Bewegung hielten, im
Wesentlichen nicht die Folge von Fukushima und den politischen Beschlüssen
des Jahres 2011.
Die Auswirkungen des Wettbewerbs um Kunden, der Kostendruck der Regulierung
der Energienetze sowie die deutlichen Veränderungen auf dem Markt der
Stromerzeugung durch den immer stärkeren Ausbau der regenerativen Energien
sind dem Grunde nach nicht neu. Ihre Auswirkungen hat die Mainova AG
bereits in den vorangegangenen Geschäftsjahren deutlich gespürt und wir
haben auch schon bisher aktiv darauf reagiert.
Verändert haben sich im vergangenen Jahr dagegen die Gewichtung und die
Geschwindigkeit, mit der die politisch gewollte Umstellung der
Energieversorgung vollzogen werden muß. Für unser Land bedeutet dies eine
in finanzieller als auch technischer Hinsicht gewaltige Herausforderung,
wie es zuvor nur wenige gab. Hinsichtlich der finanziellen Größenordnung
dürfte sie im Ergebnis ebenso anspruchsvoll werden, wie der Vollzug der
Wiedervereinigung unseres Vaterlandes seit 1990.
Meine Damen und Herren, das Jahr 2011 hat uns auch vor Augen geführt, daß
die Koordination der Energiewende dringend verbessert werden muß. Will man
die wahrhaft hoch gesteckten Ziele zeitgerecht erreichen, bedarf es einer
deutlich präziseren exekutiven Steuerung, als dies bisher der Fall ist. Die
Absicht von Bundeskanzlerin Merkel, die Energiewende zur Chefsache zu
machen und im Rahmen von halbjährigen Bund-Länder-Treffen die Energiewende
besser zu koordinieren, begrüßen wir daher ausdrücklich.
Meine Damen und Herren, die Mainova AG unterstützt die Energiewende und
spricht sich - bereits seit Jahren - sehr konsequent für diese aus. Die
Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke haben wir wiederholt
deutlich kritisiert. Stattdessen haben wir für mehr Wettbewerb und vor
allem für mehr Dezentralität in der Stromerzeugung geworben.
Wir sehen das enorme Potential volkswirtschaftlicher Chancen, das mit der
Energiewende einhergeht. Freilich wissen wir auch um die Risiken des
Gelingens. Diese nehmen zu, wenn es nicht gelingt, die beträchtlichen
Kosten auf das notwendige Maß zu beschränken. Weder der soziale Frieden in
unserem Land noch die wirtschaftlichen Aktivitäten energieintensiver
Unternehmen dürfen gefährdet werden. Wir plädieren deshalb auch dafür, die
staatlichen Investitionsanreize grundsätzlich auf diejenigen Technologien
und Maßnahmen zu lenken, die die geringsten CO2-Vermeidungskosten
aufweisen. Der Hinweis auf die Vernachlässigung der noch immer
unterschätzten Kraft-Wärme-Kopplungs-Technologie und auf die bisher hohe
Einspeisevergütung für Photovoltaik steht stellvertretend für unsere
Forderung.
In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, daß wir trotz der Fördersätze,
deren spürbare Absenkung wir erwarten, von einer ausgezeichneten Zukunft
der Photovoltaik überzeugt sind. Deren große Vorteile liegen in ihrer
vielfältigen Anwendbarkeit, etwa als innovatives Gestaltungselement an
Gebäudefassaden. Derartiges wollen wir im Rahmen der Errichtung des
Kulturcampus Bockenheim erproben. Außerdem erwarten wir eine
kontinuierliche Preisreduktion für Solarmodule auf den Weltmärkten.
Meine Damen und Herren, das bedeutsamste Problem beim Vollzug der
Energiewende ist die Volatilität bei der Erzeugung von Strom aus Wind und
Sonne. Die Versorgungszuverlässigkeit von Privathaushalten und Industrie
muß auch dann gewährleistet sein, wenn kein Wind weht und der Himmel
bedeckt ist.
Noch weitestgehend Zukunftsmusik ist in diesem Zusammenhang, daß der Strom
in Schwachlastzeiten aus leistungsfähigen Speichern entnommen werden kann.
Hier gibt es bislang wenige belastbare Entwicklungslinien. Zu diesen gehört
nach unserer Überzeugung das Konzept 'Power-to-Gas', also die Umwandlung
von regenerativ erzeugtem Strom in Gas und dessen anschließende Speicherung
in bereits bestehenden Gasspeichern.
In punkto Versorgungszuverlässigkeit wandelt unser Land auf einem schmalen
Grat. Dieses Risiko sollten wir sehr ernst nehmen. Selbst die Deutsche
Bundesbank verweist auf die potentielle Knappheitssituation auf dem
Strommarkt. So schreibt sie in ihrem Monatsbericht vom November 2011, daß
die deutsche Energiewirtschaft seit Abschaltung der acht Kernkraftwerke
Mitte 2011 'per saldo praktisch keinen elektrischen Strom mehr an das
Ausland abgegeben hat.'
Meine Damen und Herren, es sind die hochflexiblen fossilen Kraftwerke, die
den Einsatz der volatil anfallenden Erneuerbaren Energien überhaupt
ermöglichen. Wer Versorgungszuverlässigkeit auch im Zeitalter der
Erneuerbaren Energien möchte, muß deshalb zugleich den Zubau fossiler,
flexibler Kraftwerke befürworten.
Wir stellen allerdings fest, daß entsprechende Investitionen auf den
Märkten fehlen. Der Betrieb von hocheffizienten Gasturbinenkraftwerken ist
gegenwärtig wirtschaftlich nicht attraktiv.
Dagegen sind betagte und wenig effiziente Braunkohlekraftwerke zurzeit
massiv ausgelastet. Diese Tatsache steht mit Blick auf die erheblichen
CO2-Emissionen von Braunkohlekraftwerken in augenfälligem Gegensatz zum
Ziel des Klimaschutzes.
Ich bleibe dabei: Die Energiewende darf nicht scheitern. Wichtig ist, daß
zeitnah politisch gehandelt wird und zwar koordinierter und detaillierter
als bisher. Es reicht nicht, nur die Etappenziele auf dem Weg zur
Energiewende vorzugeben. Vielmehr müssen deren Umsetzung überwacht und
sichergestellt werden. Die dazu eingesetzten Steuerungsinstrumente sollten
klug gesetzte Investitionsanreize sein, die den Marktmechanismen soweit wie
möglich Räume offenlassen und insgesamt den Kosten der unterschiedlichen
Technologien stärker als bisher Beachtung schenken. Dies alles ist keine
einfache Aufgabe. Sie erfordert wahrscheinlich die Kraft und Aufmerksamkeit
eines eigenständigen Bundesministeriums.
Ergebnisüberblick 2011
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns nun einen Blick auf das
zurückliegende Geschäftsjahr werfen. Für die Mainova war 2011 erneut ein
bewegtes Jahr. Die Marktbedingungen haben es uns nicht leicht gemacht -
ebenso wenig wie die Witterungsverhältnisse. Die Kernbotschaft lautet
daher, daß sich unser Ergebnis im Vergleich zum Geschäftsjahr 2010
abgeschwächt hat. Die Gründe dafür haben sich im Wesentlichen unserem
Einfluß entzogen.
Die Erträge im Netzgeschäft sind weiter gesunken. Eine Folge der durch die
Bundesnetzagentur praktizierten Regulierungsmethode. Die daraus in dieser
Periode resultierenden Ergebnisbelastungen werden wir jedoch größtenteils
in künftigen Geschäftsjahren als erhöhte Erträge abbilden können.
Rückläufig waren auch die Erträge aus dem Gasgeschäft, da das Jahr 2011
deutlich wärmer war als das Vorjahr. Entsprechend reduzierte sich für
unsere Kunden die Notwendigkeit zu heizen.
Erfreulich hat sich dagegen das strategisch wichtige Geschäftsfeld Strom
entwickelt. Dies gilt sowohl mit Blick auf den Umsatz als auch auf das
Ergebnis. Das Wachstum erklärt sich einerseits durch eine Wertaufholung,
die für das Stromnetz vorzunehmen war und andererseits durch die Gewinnung
zahlreicher neuer Kunden.
Im Gesamtjahr 2011 wählten 76.200 neue Privatkunden ein Strom- oder
Erdgasprodukt der Mainova AG. Damit wurden sowohl das ebenfalls
erfolgreiche Vorjahr als auch die Akquisitionsraten unserer Wettbewerber in
der Region übertroffen.
Worin besteht der Vertriebserfolg Ihrer Mainova AG im Markt für Strom-,
Wärme- und Gaskunden?
Zum einen wertschätzen unsere Kunden, daß wir ein technisch innovatives und
nachhaltigkeitsorientiertes Unternehmen sind.
Zum anderen ist für die Kaufentscheidung unserer Kunden der günstige Preis
wohl das wichtigste Kriterium. Unmittelbar gefolgt von der hervorragenden
Qualität unseres Kundenservice. Auch im Jahr 2011 haben uns gleich mehrere
unabhängige Institutionen Spitzenprädikate für Kundenservice, faire
Vertragsbedingungen und die vorbildliche Gestaltung unserer Rechnungen
verliehen. Nicht nur im Vergleich zur Branche der Energiedienstleister
schnitten wir besonders gut ab. So ordnete uns etwa eine vom Handelsblatt
und der Universität St. Gallen erstellte branchenübergreifende Studie auf
Anhieb der Gruppe der 50 kundenorientiertesten Dienstleister 2012 zu. Im
Ausbau dieser, unserer Serviceführerschaft, sehen wir auch künftig einen
zentralen Baustein unseres Erfolgs.
Positiv herauszustellen ist auch dieses Jahr das Ergebnis unserer nach der
Equity-Methode bilanzierten Beteiligungen, das im Vergleich zum Vorjahr um
12,3 Millionen Euro auf 89,2 Millionen Euro gestiegen ist. Dabei hat sich
unsere größte Beteiligung, nämlich die an der Thüga Holding GmbH & Co.
KGaA, abermals als wertschaffende Investition erwiesen.
Über das Jahr betrachtet stieg der Umsatz des Mainova-Konzerns um 115
Millionen Euro von 1,67 Milliarden Euro auf knapp 1,79 Milliarden Euro. Das
Konzernergebnis vor Ertragsteuern verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um
39,8 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2011 beläuft es sich auf 104,4
Millionen Euro. Stellt man dieses Ergebnis in die Fünf-Jahres-Zeitreihe, so
konnten wir im abgelaufenen Geschäftsjahr vor Steuern das zweithöchste
Konzernergebnis erzielen, allein übertroffen vom Ergebnis unseres
Spitzenjahres 2010.
Rückläufig, meine Damen und Herren, entwickelte sich der an unsere
Mehrheitsgesellschafterin, die Stadtwerke Frankfurt am Main Holding GmbH,
vertraglich abzuführende Gewinn. Dieser nach handelsrechtlichen Regeln
ermittelte Gewinn sank gegenüber dem Rekordjahr 2010 um 30,1 Millionen
Euro. Er beträgt für das abgelaufene Geschäftsjahr 57,7 Millionen Euro und
liegt damit in etwa auf dem Niveau der Abführungen der letzten fünf Jahre.
Mit Ausnahme unserer Aktionärin, der Stadtwerke Frankfurt Holding GmbH,
bleiben die übrigen Aktionäre von dem Rückgang des handelsrechtlichen
Gewinns unberührt. Diese sind durch die Garantiedividende geschützt und
erhalten einen unveränderten, festen Ausgleich in Höhe von 9,48 Euro je
Stückaktie.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie Sie wissen, ist seit dem Jahr
2001 ein Spruchstellenverfahren beim Landgericht Frankfurt anhängig. Dieses
hat die Angemessenheit der Ausgleichszahlung von 9,48 Euro je Stückaktie
zum Gegenstand. In seinem Beschluß vom 25. Januar 2012 hat das Landgericht
Frankfurt am Main die Höhe dieser Ausgleichzahlung als zu niedrig bewertet
und eine Erhöhung um 3,93 Euro auf 13,41 Euro für sachgerecht erachtet. Dem
steht nach wie vor die Auffassung der Antragsgegnerinnen, der Stadtwerke
Frankfurt Holding GmbH und der Mainova AG, entgegen, wonach zum Zeitpunkt
des Abschlusses des Ergebnisabführungsvertrages die Höhe der gegenwärtig
gezahlten Garantiedividende zutreffend ermittelt worden war. Daher haben
wir gegen den Beschluß des Landgerichts Beschwerde beim Oberlandesgericht
Frankfurt am Main eingelegt.
Meine Damen und Herren, der Kurs Ihrer Mainova-Aktie bewegte sich im Jahre
2011 über dem im Vorjahr erreichten Niveau. Der Börsenschlußkurs im Jahr
2011 betrug 350 Euro je Stückaktie. Wer zu Jahresbeginn 2011 Aktien der
Mainova AG erwarb und diese über das Jahr hinweg hielt, erzielte
einschließlich der Dividendenausschüttung eine Gesamtrendite von knapp 5
Prozent. Damit war die Investition in Mainova Aktien sowohl im Umfeld der
deutschen Aktienmärkte als auch im Vergleich zu festverzinslichen
Wertpapieren attraktiv.
Wasserkartellverfahren
Meine Damen und Herren, bereits in den letzten Mainova-Hauptversammlungen
hatte ich Sie über den Stand des gegen uns laufenden
Wasserkartellverfahrens informiert.
Der Presse war bereits zu entnehmen, daß wir dieses Verfahren durch einen
Vergleich beenden wollen. Wir stehen kurz vor Abschluß ebendieses
Vergleichs. Gestern Abend haben wir in dieser Angelegenheit jedoch
unerwartet ein Schreiben von Staatssekretär Saebisch erhalten, das einer
vertieften rechtlichen Prüfung bedarf. Diese wollen wir so rasch als
möglich vornehmen und sind zuversichtlich, daß wir dies im Laufe der
kommenden Woche erledigen können.
Rein wirtschaftlich gehen wir nach bisherigen Stand davon aus, daß bis zum
Ende des Vergleichszeitraums, im Jahr 2014, keine zusätzliche
Ergebnisbelastung erfolgen wird, sondern die im Geschäftsjahr 2009
gebildete Rückstellung in Höhe von 51,3 Millionen Euro ausreichend sein
wird.
Versorgungswirtschaft im Wandel
Meine Damen und Herren, die Versorgungswirtschaft durchlebt turbulente
Zeiten. Auch wir bekommen das zu spüren. Der Druck, sich permanent zu
verändern, ist groß. Die Geschwindigkeit mit der wir auf Entwicklungen auf
den für uns einschlägigen Märkten reagieren müssen, wird immer schneller.
Deshalb prüfen wir laufend unser Geschäftsmodell und gehen notwendige und
sinnvolle Veränderungen konsequent an. Das bedeutet, daß wir uns
wohlkalkuliert auch auf neue, innovative Geschäftsfelder wagen müssen.
So haben wir mit dem Erwerb der Hotmobil Deutschland GmbH im Jahr 2009 im
Markt für mobile Wärmeanlagen die führende Rolle einnehmen können.
Im vergangenen Jahr haben wir ein Drittel der Geschäftsanteile an der
book-n-drive mobilitätssysteme GmbH mit Sitz in Wiesbaden erworben. Dieses
regional aktive Unternehmen verfügt über 8.700 Kunden in Darmstadt,
Wiesbaden, Mainz und Frankfurt am Main. Es ist damit einer der führenden
Anbieter für Carsharing in Frankfurt-Rhein-Main. Ziel unseres Engagements
ist es, das Konzept des Carsharing langfristig mit dem Thema
Elektromobilität zu verbinden und die wirtschaftlichen Chancen im Bereich
von Mobilitätsdienstleistungen für uns als Energieversorger zu erschließen.
Auch auf den uns angestammten Geschäftsfeldern sind klug gestaltete,
neuartige Lösungen notwendig. Wir glauben, daß wir mit verschiedenen
technischen Pilotprojekten bundesweit an der Spitze der Entwicklung stehen.
Der Versuch, über die Aufzucht von Algen einen Teil der CO2-Emissionen
unseres Kraftwerkes West zu binden, gehört ebenso in diesen Kontext wie
etwa unser Projekt 'iNES'. Mit diesem versuchen wir die Stabilität der
Verteilnetze trotz der sprunghaften Zunahme dezentraler Stromeinspeisungen
zu gewährleisten, ohne dafür neue, teure Kabel verlegen zu müssen. Mit
Hilfe der intelligenten Ortsnetzstationen erproben unsere Ingenieure, wo
Meßpunkte im Netz platziert werden müssen, um die Stromlastflüsse effizient
zu steuern.
Nachhaltiges Wirtschaften
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie wissen, daß sich die
Geschäftspolitik der Mainova AG schon seit langem an den Prinzipien der
Nachhaltigkeit orientiert. Sie können das beispielsweise an der Tatsache
ablesen, daß wir in punkto hocheffizienter Stromerzeugung seit langem eine
führende Rolle einnehmen und zwar weit über das zum jeweiligen Augenblick
gesetzlich gebotene Maß hinausgehend. Beispielhaft möchte ich daran
erinnern, daß wir bereits bei der Sanierung des Müllheizkraftwerkes in der
Nordweststadt darauf geachtet haben, daß die Anlage weit weniger Emissionen
verursacht, als die zum Errichtungszeitpunkt einschlägigen Grenzwerte der
Bundesimmissionsschutzverordnung dies vorgesehen haben.
Auch auf anderen, nicht technischen Feldern ist Nachhaltigkeit das
Leitmotiv unserer Unternehmensstrategie. In wirtschaftlicher Hinsicht
stimmen unsere Vorstellungen von Nachhaltigkeit mit den Tugenden des
ehrbaren Kaufmanns überein. Als 'kategorischer Imperativ' beschreiben sie
ein ausgeprägtes Verantwortungsbewußtsein für eine stabile wirtschaftliche
Grundlage des eigenen Unternehmens. Ein ehrbarer Kaufmann handelt stets so,
daß er den eigenen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg ebenso im Blick
behält, wie den Erfolg seiner Kunden. Beides hängt voneinander ab.
Auch die Interessen der zivilen Gesellschaft, in der wir leben, haben wir
im Blick. Wir wollen, daß unser von vielen Institutionen getragenes
Gemeinwesen mit Werten und Vertrauen ausgestattet bleibt. Nachfolgende
Generationen sollen sozialen Frieden und Bildungschancen ebenso wahrnehmen
können wie die heutige. Deshalb unterstützen wir solche Institutionen, die
unsere Gesellschaft stabilisieren und intakt halten. Aus eigener
Überzeugung heraus gehören wir nicht zu denjenigen börsennotierten
Unternehmen, die alle unternehmerischen Anstrengungen allein auf die
Maximierung des Shareholder Value konzentrieren. Solche häufig genug allein
auf kurzfristige Gewinnmaximierung abgestellten Handlungsmaximen mögen in
der Modellbetrachtung schlüssig erscheinen. In der Praxis angewandt, führen
sie nicht zu überzeugenden Resultaten. Die praktische Anwendung führt zu
sozialen Konflikten und vor allem dazu, daß ein Wirtschaftsunternehmen
seinen Platz außerhalb der Zivilgemeinschaft einnimmt und nicht in deren
Mitte.
Meine Damen und Herren, nicht nur unsere Fürsorgepflicht für einen Teil der
lebensnotwendigen Infrastruktur unserer Region führt dazu, daß die Mainova
AG eine besondere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen hat. Wir
nehmen grundsätzlich einen Platz inmitten der Zivilgesellschaft ein. Daher
schenken wir auch einer Vielzahl von Interessen Gehör, die auf uns
einwirken. Die Wertung von Artikel 14 des Grundgesetzes, wonach Eigentum
verpflichtet, gibt den rechtlichen Tenor vor. Dieser Tenor entspricht
unserer inneren Überzeugung. Letztlich dient all jenes, was der
Gesellschaft nutzt, auch dem Interesse des Unternehmens, das in dieser
Gesellschaft beheimatet ist.
Meine Damen und Herren, beginnend mit dieser Hauptversammlung werden wir
die Form unserer Berichterstattung zur Nachhaltigkeit verändern. Die
bislang separat publizierten Umwelt- und Personalberichte entfallen. Deren
Inhalte werden stattdessen integraler Bestandteil unseres
Nachhaltigkeitsberichtes sein. Der erste Nachhaltigkeitsbericht mit dem
Titel 'Wir leben Zukunft - Für die nächste Generation' liegt heute für Sie
zur Mitnahme aus.
Erwähnen möchte ich, daß nachhaltiges Wirtschaften auch verlangt,
regelmäßig unsere Kostenstrukturen zu überprüfen. Diese immer
wiederkehrende, auch gesellschaftsrechtliche Pflichtaufgabe sichert unsere
Investitionskraft und damit unsere Zukunftsfähigkeit ab. Im vergangenen
Jahr haben wir ein Ergebnisverbesserungsprogramm initiiert und überprüfen
seitdem verbundweit systematisch unsere Kosten, Prozesse und
Ergebnispotentiale. Dies hat auch dazu geführt, daß wir unser Engagement im
Spitzensport-Sponsoring gedrosselt haben. Unser Fördervolumen im Bereich
des Breitensports, auf karitativem und gesellschaftlichem Feld wird dadurch
jedoch nicht berührt.
Dank an die Mitarbeiter
Meine sehr geehrten Aktionärinnen und Aktionäre, was wäre Ihre Mainova ohne
den Einsatz und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Die
heutige Hauptversammlung bietet mir eine hervorragende Gelegenheit, den
Beitrag unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Erfolg der Mainova
herauszustellen und zu würdigen. Erlauben Sie mir deshalb, daß ich hier im
Namen des gesamten Vorstandes unseren knapp 3.000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern herzlich für ihr Engagement, für ihre Leistungsbereitschaft
und für ihren tagtäglichen Einsatz danke. Jede und jeder Einzelne hat auch
2011 mit Herzblut daran mitgewirkt, daß die Mainova AG zu Recht den Ruf
eines innovativen und leistungsstarken Unternehmens genießt.
Heute und in Zukunft ist die Belegschaft der Mainova AG deren wichtigste
Ressource. Und weil wir wissen, daß der Wettbewerb um talentierte und
zuverlässige Mitarbeiter schon längst begonnen hat, tun wir viel dafür, daß
wir auch in diesem Wettbewerb weiterhin einen Spitzenplatz einnehmen.
Wir freuen uns daher über den außerordentlichen Erfolg unserer
Personalpolitik. Die Mainova AG konnte aus dem Stand heraus den zweiten
Platz beim Arbeitgebercheck TOP JOB in der Größenklasse 'Unternehmen über
500 Mitarbeiter' erreichen. Auf diese Auszeichnung, die uns bei der Akquise
hochqualifizierter Mitarbeiter helfen wird, sind wir stolz.
Erzeugungsstrategie/ Windkraft in der Region
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Zukunft unserer Energieversorgung
ist überwiegend regenerativ und dezentral und sie muß vor allem
hocheffizient sein. Diese Überzeugung prägt schon seit geraumer Zeit die
Strategie der Mainova AG als eines führenden regionalen Energieversorgers.
Dezentral agierende und regional verankerte Versorgungsunternehmen werden
künftig an Bedeutung gewinnen. Denn der Weg zu einer regenerativen
Stromerzeugung bedeutet auch eine schrittweise Abkehr von den heute
dominierenden zentralen Großkraftwerken. Er eröffnet damit eine reelle
Chance, daß künftig wesentlich mehr Marktteilnehmer als die vier
Verbundkonzerne am Markt für Stromerzeugung erfolgreich bestehen können.
Schon lange vor dem Beschluß zum Atomausstieg des Jahres 2011 haben wir
unsere Strategie zur Stromerzeugung definiert. Diese genügt den
Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit, der Versorgungszuverlässigkeit und der
Preiswürdigkeit. 500 Millionen Euro werden wir bis 2015 hierfür aufgewendet
haben.
Meine Damen und Herren, als interessierte Betrachter der Mainova AG wissen
Sie, daß unser Strommix bereits heute deutlich klimafreundlicher als der
Bundesdurchschnitt ist. So wird für jede Kilowattstunde Mainova-Strom über
20 Prozent weniger CO2 ausgestoßen als im bundesweiten Durchschnitt. Der
Anteil Erneuerbarer Energien macht mit rund 35 Prozent nicht nur den
größten Anteil in unserem Strommix aus. Er liegt auch deutlich über der
deutschlandweiten Quote von 18 Prozent. Und während die Bundesregierung die
Zielsetzung ausgegeben hat, den Anteil der Stromerzeugung in
Kraft-Wärme-Kopplung bis 2020 auf 25 Prozent zu steigern, liegen wir,
bezogen auf unsere Kraftwerke im Stadtgebiet Frankfurt, bereits heute bei
rund 38 Prozent.
Schon jetzt produzieren wir knapp zwei Drittel des in unserem Netzgebiet
vertriebenen Stroms selbst. Wir wollen diese Quote deutlich steigern. Den
Schwerpunkt bilden die Erneuerbaren Energien und hierbei insbesondere die
Windkraft.
Nachdem der Hessische Energiegipfel der Windkraft in Hessen neue Impulse
verliehen hat, können wir verstärkt in Windkraftanlagen in unserer Region
investieren. Im Ergebnis kann damit Strom in unmittelbarer geographischer
Nähe zum Ballungsraum Frankfurt-Rhein-Main produziert werden und zwar dort,
wo er auch verbraucht werden kann. Zudem sind zurzeit die Risiken bei
Onshore-Windparks im Vergleich zu Offshore-Windkraftanlagen beherrschbarer
und die Investitionsbudgets sind überschaubarer. Die Entwicklung im
Offshore-Bereich vor den Küsten Deutschlands behalten wir gleichwohl im
Auge.
Meine Damen und Herren, wir haben uns vorgenommen, bis Ende 2013 über
Windkraftanlagen mit rund 100 MW installierter Leistung zu verfügen. Dabei
wollen wir unsere Kunden und die Bürger der betroffenen Kommunen an der
Finanzierung und am Ertrag teilhaben lassen.
Gleichwohl lassen sich Erneuerbare Energien dezentral nur voran bringen,
wenn die Zusammenarbeit mit den Kommunen und Gemeinden reibungslos
verläuft. Vor diesem Hintergrund möchte ich stellvertretend die anwesenden
Bürgermeister derjenigen Gemeinden begrüßen, mit denen wir gemeinsam in den
vergangenen Monaten den Weg zu mehr regionaler Windkraft gegangen sind.
Vielen Dank dafür und herzliche Willkommensgrüße dem Bürgermeister der
Gemeinde Hohenahr, Herrn Armin Frink, dem Bürgermeister der Gemeinde
Karben, Herrn Guido Rahn sowie dem Bürgermeister der Gemeinde Siegbach,
Herrn Berndt Happel.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie bereits erwähnt, planen wir einen
erheblichen Zubau an Windparks. In den kommenden zwei bis drei Jahren
wollen wir allein in Hessen und Bayern 15 bis 20 Windparks neu errichten.
Zu diesem Zweck haben wir mit der ABO Wind AG, einem in Wiesbaden
ansässigen Projektentwickler, einen Kooperationsvertrag geschlossen. In der
ABO Wind AG haben wir einen verlässlichen und sachkundigen Partner
gefunden, der sich durch seine über 15-jährige Erfahrung in der Planung von
Windkraftanlagen auszeichnet. Als erster Meilenstein dieser Kooperation
wurde eine Windparkentwicklungsgesellschaft gegründet, die als Plattform
für zukünftige gemeinsame Windparkprojekte dienen soll. Wir sind überzeugt,
daß diese Kooperation dem weiteren Ausbau der Windkraft in der Region
erheblichen Schub verleihen wird. Ich freue mich, daß heute sowohl der
Aufsichtsratsvorsitzende der Abo Wind AG, Herr Jörg Lukowsky, als auch das
Vorstandsmitglied, Herr Jochen Ahn, an unserer Hauptversammlung teilnehmen.
Mit dieser Zusammenarbeit folgen wir abermals unserer Überzeugung, daß wir
durch Kooperationen - vorzugsweise in unserer Heimatregion - unsere
Schlagkraft am Markt erhöhen können, ohne dabei unsere eigenständige,
dezentrale Steuerungsfähigkeit und kommunale Verankerung aufgeben zu
müssen. Kooperationen ermöglichen es, zu größeren Betriebseinheiten zu
finden und Geschäfte zu tätigen, für die kommunale Energieversorger allein
zu klein wären.
Meine Damen und Herren, aus aktuellem Anlaß will ich eine weitere, neue
Kooperation ansprechen. Gemeinsam mit der Gas-Union GmbH etablieren wir
gegenwärtig eine Dienstleistungsgesellschaft. Deren Angebot wird sich in
erster Linie an Stadtwerke im Rhein-Main-Gebiet richten. Damit setzen wir
auf einem weiteren Feld die langjährigen und erfolgreichen Aktivitäten mit
der Gas-Union GmbH fort. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß die
Gas-Union GmbH im Berichtsjahr ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert hat. Die
Maingas AG gehörte zu den Gründungsgesellschaftern. Der Anteil von heute
37,7 Prozent, den die Mainova AG am Stammkapital der Gas Union hält,
besitzt folglich eine lange Tradition. Zu ihrem Firmenjubiläum möchte ich
der Gas-Union GmbH im Namen des gesamten Vorstandes heute nochmals
gratulieren. Zugleich danke ich der gesamten Belegschaft der Gas Union für
die vertrauensvolle Zusammenarbeit und ich freue mich, daß die beiden
Geschäftsführer, Herr Arno Reintjes und Herr Hugo Wiemer, - wie schon so
häufig - auch heute an unserer Hauptversammlungteilnehmen.
Netze
Erlauben Sie mir bitte abschließend einige Worte zu dem Thema der
Energieversorgungsnetze. Diese nehmen eine ebenso bedeutende Schlüsselrolle
für den Erfolg der Energiewende ein wie für den Erfolg der Mainova, die
einen nicht unbedeutenden Ergebnisbeitrag aus dem Betrieb ihrer
Energienetze erzielt.
Die gegenwärtige, lebhaft geführte, öffentliche Diskussion um die
Errichtung neuer Stromleitungen bezieht sich fast ausschließlich auf
Transportleitungen, die den Strom der Windparks aus dem Norden in die
Verbrauchsschwerpunkte im Süden transportieren. Die wichtige Rolle der
regionalen Stromverteilnetze wird dabei geflissentlich übersehen. Auch und
insbesondere die Bundesnetzagentur unterstellt, daß die Stadtwerke, die im
Wesentlichen die Verteilnetze betreiben, ihrer Verantwortung zur
Daseinsfürsorge mit wesentlich niedrigeren Renditen für Neuinvestitionen
nachkommen können als die deutlich anonymeren Betreiber von
Transportnetzen. So werden uns lediglich Renditen von 4 bis 6 Prozent für
Neuinvestitionen zugebilligt. Diese decken noch nicht einmal die
Kapitalkosten.
Mehr als 95 Prozent - ich wiederhole 95 Prozent - der Erneuerbaren Energien
werden dezentral in lokale Netze eingespeist. Die
Versorgungszuverlässigkeit in unseren Städten hängt nicht zuletzt von der
Leistungsfähigkeit der lokalen Netze ab. Hohe Investitionen sind
unvermeidbar. Die Netze auf Mittel- und Niederspannungsebene sind so zu
ertüchtigen, daß sie meß- und regelbar werden, um der dezentralen
Erzeugungs- und Abnehmerstruktur zu genügen. Die Aussage, man müsse
intelligente Netze errichten, ist bekanntermaßen gang und gäbe geworden.
Ihre Mainova AG, meine sehr geehrten Aktionärinnen und Aktionäre, startet
mit einem Vorsprung in die Phase der Ertüchtigung der regionalen Netze. Die
Netzinfrastruktur in unserem Versorgungsgebiet haben wir traditionell
überdurchschnittlich leistungsfähig gehalten. Wir sind es schließlich
gewohnt, daß die Unternehmen und Institutionen der Finanzbranche, wie die
Europäische Zentralbank und die deutsche Bundesbank sowie viele Betreiber
bedeutender Rechenzentren höchste Anforderungen an unsere Energienetze
stellen.
Trotzdem werden für die Mainova AG in den kommenden Jahren kapitalintensive
Investitionen in die Zukunftsfähigkeit ihrer regionalen Stromnetze
erforderlich sein. Die Vorgaben der Bundesnetzagentur hinsichtlich der
Netzrendite sind dafür zurzeit allerdings nicht hinreichend.
Fazit und Ausblick
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Koordinaten der Energieversorgung
unseres dicht besiedelten, industriell geprägten Heimatlandes verschieben
sich tiefgreifend und sie verschieben sich schnell. Vor uns liegen Jahre
harter Arbeit und hoher Investitionen. Wahrscheinlich werden eines Tages
unsere Enkel und Urenkel unsere Zeit als neue Gründerzeit der
Energieversorgung bezeichnen, an deren Ende eine nachhaltig klima- und
umweltschonende Stromerzeugung stand.
Auf jeden Fall bedeutet diese dynamische Periode eine große Verantwortung
für die Energieversorgungsunternehmen, die gleichsam eine 'Operation am
offenen Herzen' durchführen müssen. Denn bei allem notwendigen Wandel darf
unser wirtschaftliches Rückgrat, dürfen die leistungsfähigen deutschen
Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, nicht durch eine unzureichende
Versorgung beeinträchtigt werden. Auch darf ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht
durch stark steigende Energiekosten geschwächt werden. Die Bundesregierung
hat im letzten Jahr die Energiewende durch den Atomausstieg und ein
umfangreiches Gesetzespaket beschleunigt. Damit wir diese Wende meistern,
müssen nun Politik und Regulierungsbehörden schnell die richtigen
Investitionsanreize setzen und die Investitionsbudgets dorthin lenken, wo
sie den größten Nutzen entfalten. Dann, so bin ich überzeugt, wird die
Energiewende nicht scheitern.
Ihre Mainova AG, meine sehr geehrten Aktionärinnen und Aktionäre, wird sich
weiterhin erfolgreich an der Energiewende beteiligen und ihre herausragende
Position auf allen Wettbewerbsfeldern erhalten.
- Wir werden in jede unserer Wertschöpfungsstufen investieren. Die
Fähigkeit hierzu ist aufgrund unserer Profitabilität sichergestellt.
- Mit mehr als 200 Ingenieuren und rund 1.000 technisch qualifizierten
Mitarbeitern besitzen wir in einem Umfange technisches Know-how, das uns
von vielen unserer Wettbewerber deutlich positiv abhebt. Unser Wissen um
die gesamte Breite innovativer Stromerzeugung verleiht uns im Markt einen
Vorsprung.
- An unserer Kostenexzellenz arbeiten wir permanent. Wir sichern so unsere
Fähigkeit zu günstigen Preisen für unsere Kunden ab und meistern auf diese
Weise die Anforderungen der Kostenregulierung in den Energienetzen.
- Die Beschaffung von Energie und Material ist für uns ein entscheidender
Erfolgsfaktor. Hier verfügen wir über ausgezeichnete Voraussetzungen, indem
wir uns der Einkaufsverbünde der Thüga, der Syneco und der Gas Union
bedienen.
- Unsere Stärke im Vertrieb bauen wir konsequent weiter aus. Dabei kommen
uns die Leistungsfähigkeit unseres Kundenservice ebenso zu Gute wie die
Innovationsfähigkeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
- Dankbar sind wir für das ausgesprochen positive Unternehmensimage und das
langjährig gewachsene Vertrauen, das uns sowohl die Menschen in
Frankfurt-Rhein-Main, als auch unsere Privat- und Geschäftskunden
entgegenbringen. Denn neben der Güte unserer Belegschaft ist und bleibt
unser Ruf und das Vertrauen, das uns unsere Kunden, die Öffentlichkeit und
Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre, entgegenbringen, unsere wichtigste
Unternehmensressource.
Meine Damen und Herren, die Zeiten sind schwierig.
Aber Ihr Unternehmen, die Mainova AG, hat allen Grund zu großer Zuversicht.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Ende der Corporate News
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06.06.2012 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht,
übermittelt durch die DGAP - ein Unternehmen der EquityStory AG.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber
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Fax: 069 - 213 - 83020
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ISIN: DE0006553464, DE0006553407
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Freiverkehr in Berlin, Stuttgart
Ende der Mitteilung DGAP News-Service
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173138 06.06.2012
DGAP-News: Mainova AG / Schlagwort(e): Hauptversammlung
Mainova AG: Hauptversammlung am 06.06.2012 - Rede von Dr. Constantin
H. Alsheimer
06.06.2012 / 16:56
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Hauptversammlung
der Mainova Aktiengesellschaft
am 6. Juni 2012
Rede von
Dr. Constantin H. Alsheimer
Vorsitzender des Vorstandes
der Mainova Aktiengesellschaft
___________________________________
Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Aktionärsvertreter,
sehr geehrte Vertreter der Medien,
sehr geehrte Gäste, Kunden und Freunde der Mainova Aktiengesellschaft,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
zur Hauptversammlung 2012 Ihrer Mainova Aktiengesellschaft heiße ich Sie
hier im Mozartsaal der Alten Oper Frankfurt herzlich willkommen. Ich
begrüße Sie zugleich im Namen meiner Vorstandskollegen - Herrn Dr. Peter
Birkner, Herrn Lothar Herbst und Frau Dr. Marie-Luise Wolff.
Dem höchsten Unternehmensorgan gegenüber - also Ihnen, den Aktionären -
Rede und Antwort zu stehen, ist für den Vorstand der Mainova
Aktiengesellschaft die vornehmste Pflicht im Verlauf eines jeden
Geschäftsjahres. Ihre Meinung ist uns wichtig. Die Impulse, die von unseren
Hauptversammlungen ausgehen, bewegen uns und unser Geschäft. Deshalb haben
wir auch Ihre kritischen Anmerkungen aus dem vergangenen Jahr zum Anlaß
genommen, diese Veranstaltung wieder im Herzen Frankfurts stattfinden zu
lassen. Und so sind wir heute in einem der kulturellen Leuchttürme
Frankfurts, dessen Strahlkraft weit über das Rhein-Main-Gebiet, ja sogar
über die nationalen Grenzen hinausreicht. Es sind zudem unser Wasser, unser
Strom und unser Gas, die den Betrieb dieses großartigen Konzert- und
Kongresshauses ermöglichen. Dafür schulden wir unserer Kundin, der Alten
Oper Frankfurt GmbH, Dank.
Im Übrigen gehen unsere Beziehungen zu dieser Gesellschaft über die reine
Medienlieferung hinaus. Beginnend mit diesem Jahr unterstützen wir das neu
ins Leben gerufene Mainova-Sommerkonzert, das jeweils im September eines
Jahres stattfinden wird. Sie werden jeweils Konzerte der Jungen Deutschen
Philharmonie genießen können. Dieses Ensemble paßt zu uns. Wie die Mainova
AG selbst, findet es für seine Leistung weit über die Grenzen unserer
Region hinaus Beachtung, und es ist - wie wir - ebenfalls in Frankfurt am
Main zu Hause.
Begrüßung Ehrengäste
Persönlich willkommen heißen möchte ich die heute anwesenden früheren
Mitglieder der Unternehmensorgane unserer Gesellschaft. Beginnen möchte ich
mit demjenigen Vorstandsmitglied a.D., das noch bis zur Jahresmitte des
Berichtszeitraumes dieser Hauptversammlung Verantwortung getragen hat. Ich
begrüße Herrn Joachim Zientek. Sehr herzlich begrüße ich auch den früheren,
langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Mainova AG, Herrn Dr. Heinrich
Stiens sowie die früheren Vorstandsmitglieder Peter Ludwikowski und Klaus
Dieter Streb. Daß unserer Hauptversammlung zahlreiche frühere Mitglieder
unseres Aufsichtsrates stets die Treue halten, ist nicht selbstverständlich
und ich möchte den langjährigen stellvertretenden
Aufsichtsratsvorsitzenden, Joachim Swantje ebenso in unserer Mitte
willkommen heißen wie Karl Diensberg, Hiltrud Fink-Geis, Dr. Franz Hoßfeld,
und Bürgermeister a.D. Dr. Hans-Jürgen Moog.
Sehr herzlich möchte ich auch die anwesenden Mitglieder des Beirates
begrüßen, die dem Vorstand immer als wichtige Rat- und Impulsgeber zur
Seite stehen, nämlich Prof. Dr. Gerd Balzer, Bürgermeister Heinz-Peter
Becker, Prof. Achim Morkramer, Georg Friedrich Sommer und Bürgermeister
Gregor Sommer.
Wir freuen uns darüber, dass wirtschaftliche Sachverhalte und die Abläufe
einer Hauptversammlung auch Gegenstand des Schulunterrichts sind. Ich
begrüße daher sehr gerne die Lehrenden sowie die Oberstufenschülerinnen und
-schüler der Musterschule, Frankfurt am Main.
Einleitung
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer das Jahr 2011 betrachtet, dem
müssen die dramatischen Ereignisse in Fukushima geradezu ins Auge springen.
Unzweifelhaft war die Reaktorkatastrophe in Japan für die deutsche
Energiewirtschaft von großer Bedeutung. Augenfällig wird dies nicht
zuletzt, wenn man den Beschluß des Bundesverbandes der Energie- und
Wasserwirtschaft vom 8. April 2011 betrachtet. Dieser Verband vereint
bekanntlich die größte Anzahl von Unternehmen der Energiewirtschaft in
unserem Lande. Von ihm hätte man nicht erwartet, daß er die Empfehlung
aussprechen würde, bis spätestens zum Jahr 2022 vollständig aus der
Atomenergie auszusteigen. Umso bemerkenswerter ist dieser Beschluß. Er
macht zugleich deutlich, in welcher epochalen Umbruch- aber auch
Aufbruchsituation sich die deutsche Energiewirtschaft zurzeit befindet.
Und dennoch sind die Turbulenzen auf den Energiemärkten, die Ihr
Unternehmen auch im Geschäftsjahr 2011 in stärkster Bewegung hielten, im
Wesentlichen nicht die Folge von Fukushima und den politischen Beschlüssen
des Jahres 2011.
Die Auswirkungen des Wettbewerbs um Kunden, der Kostendruck der Regulierung
der Energienetze sowie die deutlichen Veränderungen auf dem Markt der
Stromerzeugung durch den immer stärkeren Ausbau der regenerativen Energien
sind dem Grunde nach nicht neu. Ihre Auswirkungen hat die Mainova AG
bereits in den vorangegangenen Geschäftsjahren deutlich gespürt und wir
haben auch schon bisher aktiv darauf reagiert.
Verändert haben sich im vergangenen Jahr dagegen die Gewichtung und die
Geschwindigkeit, mit der die politisch gewollte Umstellung der
Energieversorgung vollzogen werden muß. Für unser Land bedeutet dies eine
in finanzieller als auch technischer Hinsicht gewaltige Herausforderung,
wie es zuvor nur wenige gab. Hinsichtlich der finanziellen Größenordnung
dürfte sie im Ergebnis ebenso anspruchsvoll werden, wie der Vollzug der
Wiedervereinigung unseres Vaterlandes seit 1990.
Meine Damen und Herren, das Jahr 2011 hat uns auch vor Augen geführt, daß
die Koordination der Energiewende dringend verbessert werden muß. Will man
die wahrhaft hoch gesteckten Ziele zeitgerecht erreichen, bedarf es einer
deutlich präziseren exekutiven Steuerung, als dies bisher der Fall ist. Die
Absicht von Bundeskanzlerin Merkel, die Energiewende zur Chefsache zu
machen und im Rahmen von halbjährigen Bund-Länder-Treffen die Energiewende
besser zu koordinieren, begrüßen wir daher ausdrücklich.
Meine Damen und Herren, die Mainova AG unterstützt die Energiewende und
spricht sich - bereits seit Jahren - sehr konsequent für diese aus. Die
Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke haben wir wiederholt
deutlich kritisiert. Stattdessen haben wir für mehr Wettbewerb und vor
allem für mehr Dezentralität in der Stromerzeugung geworben.
Wir sehen das enorme Potential volkswirtschaftlicher Chancen, das mit der
Energiewende einhergeht. Freilich wissen wir auch um die Risiken des
Gelingens. Diese nehmen zu, wenn es nicht gelingt, die beträchtlichen
Kosten auf das notwendige Maß zu beschränken. Weder der soziale Frieden in
unserem Land noch die wirtschaftlichen Aktivitäten energieintensiver
Unternehmen dürfen gefährdet werden. Wir plädieren deshalb auch dafür, die
staatlichen Investitionsanreize grundsätzlich auf diejenigen Technologien
und Maßnahmen zu lenken, die die geringsten CO2-Vermeidungskosten
aufweisen. Der Hinweis auf die Vernachlässigung der noch immer
unterschätzten Kraft-Wärme-Kopplungs-Technologie und auf die bisher hohe
Einspeisevergütung für Photovoltaik steht stellvertretend für unsere
Forderung.
In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, daß wir trotz der Fördersätze,
deren spürbare Absenkung wir erwarten, von einer ausgezeichneten Zukunft
der Photovoltaik überzeugt sind. Deren große Vorteile liegen in ihrer
vielfältigen Anwendbarkeit, etwa als innovatives Gestaltungselement an
Gebäudefassaden. Derartiges wollen wir im Rahmen der Errichtung des
Kulturcampus Bockenheim erproben. Außerdem erwarten wir eine
kontinuierliche Preisreduktion für Solarmodule auf den Weltmärkten.
Meine Damen und Herren, das bedeutsamste Problem beim Vollzug der
Energiewende ist die Volatilität bei der Erzeugung von Strom aus Wind und
Sonne. Die Versorgungszuverlässigkeit von Privathaushalten und Industrie
muß auch dann gewährleistet sein, wenn kein Wind weht und der Himmel
bedeckt ist.
Noch weitestgehend Zukunftsmusik ist in diesem Zusammenhang, daß der Strom
in Schwachlastzeiten aus leistungsfähigen Speichern entnommen werden kann.
Hier gibt es bislang wenige belastbare Entwicklungslinien. Zu diesen gehört
nach unserer Überzeugung das Konzept 'Power-to-Gas', also die Umwandlung
von regenerativ erzeugtem Strom in Gas und dessen anschließende Speicherung
in bereits bestehenden Gasspeichern.
In punkto Versorgungszuverlässigkeit wandelt unser Land auf einem schmalen
Grat. Dieses Risiko sollten wir sehr ernst nehmen. Selbst die Deutsche
Bundesbank verweist auf die potentielle Knappheitssituation auf dem
Strommarkt. So schreibt sie in ihrem Monatsbericht vom November 2011, daß
die deutsche Energiewirtschaft seit Abschaltung der acht Kernkraftwerke
Mitte 2011 'per saldo praktisch keinen elektrischen Strom mehr an das
Ausland abgegeben hat.'
Meine Damen und Herren, es sind die hochflexiblen fossilen Kraftwerke, die
den Einsatz der volatil anfallenden Erneuerbaren Energien überhaupt
ermöglichen. Wer Versorgungszuverlässigkeit auch im Zeitalter der
Erneuerbaren Energien möchte, muß deshalb zugleich den Zubau fossiler,
flexibler Kraftwerke befürworten.
Wir stellen allerdings fest, daß entsprechende Investitionen auf den
Märkten fehlen. Der Betrieb von hocheffizienten Gasturbinenkraftwerken ist
gegenwärtig wirtschaftlich nicht attraktiv.
Dagegen sind betagte und wenig effiziente Braunkohlekraftwerke zurzeit
massiv ausgelastet. Diese Tatsache steht mit Blick auf die erheblichen
CO2-Emissionen von Braunkohlekraftwerken in augenfälligem Gegensatz zum
Ziel des Klimaschutzes.
Ich bleibe dabei: Die Energiewende darf nicht scheitern. Wichtig ist, daß
zeitnah politisch gehandelt wird und zwar koordinierter und detaillierter
als bisher. Es reicht nicht, nur die Etappenziele auf dem Weg zur
Energiewende vorzugeben. Vielmehr müssen deren Umsetzung überwacht und
sichergestellt werden. Die dazu eingesetzten Steuerungsinstrumente sollten
klug gesetzte Investitionsanreize sein, die den Marktmechanismen soweit wie
möglich Räume offenlassen und insgesamt den Kosten der unterschiedlichen
Technologien stärker als bisher Beachtung schenken. Dies alles ist keine
einfache Aufgabe. Sie erfordert wahrscheinlich die Kraft und Aufmerksamkeit
eines eigenständigen Bundesministeriums.
Ergebnisüberblick 2011
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns nun einen Blick auf das
zurückliegende Geschäftsjahr werfen. Für die Mainova war 2011 erneut ein
bewegtes Jahr. Die Marktbedingungen haben es uns nicht leicht gemacht -
ebenso wenig wie die Witterungsverhältnisse. Die Kernbotschaft lautet
daher, daß sich unser Ergebnis im Vergleich zum Geschäftsjahr 2010
abgeschwächt hat. Die Gründe dafür haben sich im Wesentlichen unserem
Einfluß entzogen.
Die Erträge im Netzgeschäft sind weiter gesunken. Eine Folge der durch die
Bundesnetzagentur praktizierten Regulierungsmethode. Die daraus in dieser
Periode resultierenden Ergebnisbelastungen werden wir jedoch größtenteils
in künftigen Geschäftsjahren als erhöhte Erträge abbilden können.
Rückläufig waren auch die Erträge aus dem Gasgeschäft, da das Jahr 2011
deutlich wärmer war als das Vorjahr. Entsprechend reduzierte sich für
unsere Kunden die Notwendigkeit zu heizen.
Erfreulich hat sich dagegen das strategisch wichtige Geschäftsfeld Strom
entwickelt. Dies gilt sowohl mit Blick auf den Umsatz als auch auf das
Ergebnis. Das Wachstum erklärt sich einerseits durch eine Wertaufholung,
die für das Stromnetz vorzunehmen war und andererseits durch die Gewinnung
zahlreicher neuer Kunden.
Im Gesamtjahr 2011 wählten 76.200 neue Privatkunden ein Strom- oder
Erdgasprodukt der Mainova AG. Damit wurden sowohl das ebenfalls
erfolgreiche Vorjahr als auch die Akquisitionsraten unserer Wettbewerber in
der Region übertroffen.
Worin besteht der Vertriebserfolg Ihrer Mainova AG im Markt für Strom-,
Wärme- und Gaskunden?
Zum einen wertschätzen unsere Kunden, daß wir ein technisch innovatives und
nachhaltigkeitsorientiertes Unternehmen sind.
Zum anderen ist für die Kaufentscheidung unserer Kunden der günstige Preis
wohl das wichtigste Kriterium. Unmittelbar gefolgt von der hervorragenden
Qualität unseres Kundenservice. Auch im Jahr 2011 haben uns gleich mehrere
unabhängige Institutionen Spitzenprädikate für Kundenservice, faire
Vertragsbedingungen und die vorbildliche Gestaltung unserer Rechnungen
verliehen. Nicht nur im Vergleich zur Branche der Energiedienstleister
schnitten wir besonders gut ab. So ordnete uns etwa eine vom Handelsblatt
und der Universität St. Gallen erstellte branchenübergreifende Studie auf
Anhieb der Gruppe der 50 kundenorientiertesten Dienstleister 2012 zu. Im
Ausbau dieser, unserer Serviceführerschaft, sehen wir auch künftig einen
zentralen Baustein unseres Erfolgs.
Positiv herauszustellen ist auch dieses Jahr das Ergebnis unserer nach der
Equity-Methode bilanzierten Beteiligungen, das im Vergleich zum Vorjahr um
12,3 Millionen Euro auf 89,2 Millionen Euro gestiegen ist. Dabei hat sich
unsere größte Beteiligung, nämlich die an der Thüga Holding GmbH & Co.
KGaA, abermals als wertschaffende Investition erwiesen.
Über das Jahr betrachtet stieg der Umsatz des Mainova-Konzerns um 115
Millionen Euro von 1,67 Milliarden Euro auf knapp 1,79 Milliarden Euro. Das
Konzernergebnis vor Ertragsteuern verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um
39,8 Millionen Euro. Für das Geschäftsjahr 2011 beläuft es sich auf 104,4
Millionen Euro. Stellt man dieses Ergebnis in die Fünf-Jahres-Zeitreihe, so
konnten wir im abgelaufenen Geschäftsjahr vor Steuern das zweithöchste
Konzernergebnis erzielen, allein übertroffen vom Ergebnis unseres
Spitzenjahres 2010.
Rückläufig, meine Damen und Herren, entwickelte sich der an unsere
Mehrheitsgesellschafterin, die Stadtwerke Frankfurt am Main Holding GmbH,
vertraglich abzuführende Gewinn. Dieser nach handelsrechtlichen Regeln
ermittelte Gewinn sank gegenüber dem Rekordjahr 2010 um 30,1 Millionen
Euro. Er beträgt für das abgelaufene Geschäftsjahr 57,7 Millionen Euro und
liegt damit in etwa auf dem Niveau der Abführungen der letzten fünf Jahre.
Mit Ausnahme unserer Aktionärin, der Stadtwerke Frankfurt Holding GmbH,
bleiben die übrigen Aktionäre von dem Rückgang des handelsrechtlichen
Gewinns unberührt. Diese sind durch die Garantiedividende geschützt und
erhalten einen unveränderten, festen Ausgleich in Höhe von 9,48 Euro je
Stückaktie.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie Sie wissen, ist seit dem Jahr
2001 ein Spruchstellenverfahren beim Landgericht Frankfurt anhängig. Dieses
hat die Angemessenheit der Ausgleichszahlung von 9,48 Euro je Stückaktie
zum Gegenstand. In seinem Beschluß vom 25. Januar 2012 hat das Landgericht
Frankfurt am Main die Höhe dieser Ausgleichzahlung als zu niedrig bewertet
und eine Erhöhung um 3,93 Euro auf 13,41 Euro für sachgerecht erachtet. Dem
steht nach wie vor die Auffassung der Antragsgegnerinnen, der Stadtwerke
Frankfurt Holding GmbH und der Mainova AG, entgegen, wonach zum Zeitpunkt
des Abschlusses des Ergebnisabführungsvertrages die Höhe der gegenwärtig
gezahlten Garantiedividende zutreffend ermittelt worden war. Daher haben
wir gegen den Beschluß des Landgerichts Beschwerde beim Oberlandesgericht
Frankfurt am Main eingelegt.
Meine Damen und Herren, der Kurs Ihrer Mainova-Aktie bewegte sich im Jahre
2011 über dem im Vorjahr erreichten Niveau. Der Börsenschlußkurs im Jahr
2011 betrug 350 Euro je Stückaktie. Wer zu Jahresbeginn 2011 Aktien der
Mainova AG erwarb und diese über das Jahr hinweg hielt, erzielte
einschließlich der Dividendenausschüttung eine Gesamtrendite von knapp 5
Prozent. Damit war die Investition in Mainova Aktien sowohl im Umfeld der
deutschen Aktienmärkte als auch im Vergleich zu festverzinslichen
Wertpapieren attraktiv.
Wasserkartellverfahren
Meine Damen und Herren, bereits in den letzten Mainova-Hauptversammlungen
hatte ich Sie über den Stand des gegen uns laufenden
Wasserkartellverfahrens informiert.
Der Presse war bereits zu entnehmen, daß wir dieses Verfahren durch einen
Vergleich beenden wollen. Wir stehen kurz vor Abschluß ebendieses
Vergleichs. Gestern Abend haben wir in dieser Angelegenheit jedoch
unerwartet ein Schreiben von Staatssekretär Saebisch erhalten, das einer
vertieften rechtlichen Prüfung bedarf. Diese wollen wir so rasch als
möglich vornehmen und sind zuversichtlich, daß wir dies im Laufe der
kommenden Woche erledigen können.
Rein wirtschaftlich gehen wir nach bisherigen Stand davon aus, daß bis zum
Ende des Vergleichszeitraums, im Jahr 2014, keine zusätzliche
Ergebnisbelastung erfolgen wird, sondern die im Geschäftsjahr 2009
gebildete Rückstellung in Höhe von 51,3 Millionen Euro ausreichend sein
wird.
Versorgungswirtschaft im Wandel
Meine Damen und Herren, die Versorgungswirtschaft durchlebt turbulente
Zeiten. Auch wir bekommen das zu spüren. Der Druck, sich permanent zu
verändern, ist groß. Die Geschwindigkeit mit der wir auf Entwicklungen auf
den für uns einschlägigen Märkten reagieren müssen, wird immer schneller.
Deshalb prüfen wir laufend unser Geschäftsmodell und gehen notwendige und
sinnvolle Veränderungen konsequent an. Das bedeutet, daß wir uns
wohlkalkuliert auch auf neue, innovative Geschäftsfelder wagen müssen.
So haben wir mit dem Erwerb der Hotmobil Deutschland GmbH im Jahr 2009 im
Markt für mobile Wärmeanlagen die führende Rolle einnehmen können.
Im vergangenen Jahr haben wir ein Drittel der Geschäftsanteile an der
book-n-drive mobilitätssysteme GmbH mit Sitz in Wiesbaden erworben. Dieses
regional aktive Unternehmen verfügt über 8.700 Kunden in Darmstadt,
Wiesbaden, Mainz und Frankfurt am Main. Es ist damit einer der führenden
Anbieter für Carsharing in Frankfurt-Rhein-Main. Ziel unseres Engagements
ist es, das Konzept des Carsharing langfristig mit dem Thema
Elektromobilität zu verbinden und die wirtschaftlichen Chancen im Bereich
von Mobilitätsdienstleistungen für uns als Energieversorger zu erschließen.
Auch auf den uns angestammten Geschäftsfeldern sind klug gestaltete,
neuartige Lösungen notwendig. Wir glauben, daß wir mit verschiedenen
technischen Pilotprojekten bundesweit an der Spitze der Entwicklung stehen.
Der Versuch, über die Aufzucht von Algen einen Teil der CO2-Emissionen
unseres Kraftwerkes West zu binden, gehört ebenso in diesen Kontext wie
etwa unser Projekt 'iNES'. Mit diesem versuchen wir die Stabilität der
Verteilnetze trotz der sprunghaften Zunahme dezentraler Stromeinspeisungen
zu gewährleisten, ohne dafür neue, teure Kabel verlegen zu müssen. Mit
Hilfe der intelligenten Ortsnetzstationen erproben unsere Ingenieure, wo
Meßpunkte im Netz platziert werden müssen, um die Stromlastflüsse effizient
zu steuern.
Nachhaltiges Wirtschaften
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie wissen, daß sich die
Geschäftspolitik der Mainova AG schon seit langem an den Prinzipien der
Nachhaltigkeit orientiert. Sie können das beispielsweise an der Tatsache
ablesen, daß wir in punkto hocheffizienter Stromerzeugung seit langem eine
führende Rolle einnehmen und zwar weit über das zum jeweiligen Augenblick
gesetzlich gebotene Maß hinausgehend. Beispielhaft möchte ich daran
erinnern, daß wir bereits bei der Sanierung des Müllheizkraftwerkes in der
Nordweststadt darauf geachtet haben, daß die Anlage weit weniger Emissionen
verursacht, als die zum Errichtungszeitpunkt einschlägigen Grenzwerte der
Bundesimmissionsschutzverordnung dies vorgesehen haben.
Auch auf anderen, nicht technischen Feldern ist Nachhaltigkeit das
Leitmotiv unserer Unternehmensstrategie. In wirtschaftlicher Hinsicht
stimmen unsere Vorstellungen von Nachhaltigkeit mit den Tugenden des
ehrbaren Kaufmanns überein. Als 'kategorischer Imperativ' beschreiben sie
ein ausgeprägtes Verantwortungsbewußtsein für eine stabile wirtschaftliche
Grundlage des eigenen Unternehmens. Ein ehrbarer Kaufmann handelt stets so,
daß er den eigenen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg ebenso im Blick
behält, wie den Erfolg seiner Kunden. Beides hängt voneinander ab.
Auch die Interessen der zivilen Gesellschaft, in der wir leben, haben wir
im Blick. Wir wollen, daß unser von vielen Institutionen getragenes
Gemeinwesen mit Werten und Vertrauen ausgestattet bleibt. Nachfolgende
Generationen sollen sozialen Frieden und Bildungschancen ebenso wahrnehmen
können wie die heutige. Deshalb unterstützen wir solche Institutionen, die
unsere Gesellschaft stabilisieren und intakt halten. Aus eigener
Überzeugung heraus gehören wir nicht zu denjenigen börsennotierten
Unternehmen, die alle unternehmerischen Anstrengungen allein auf die
Maximierung des Shareholder Value konzentrieren. Solche häufig genug allein
auf kurzfristige Gewinnmaximierung abgestellten Handlungsmaximen mögen in
der Modellbetrachtung schlüssig erscheinen. In der Praxis angewandt, führen
sie nicht zu überzeugenden Resultaten. Die praktische Anwendung führt zu
sozialen Konflikten und vor allem dazu, daß ein Wirtschaftsunternehmen
seinen Platz außerhalb der Zivilgemeinschaft einnimmt und nicht in deren
Mitte.
Meine Damen und Herren, nicht nur unsere Fürsorgepflicht für einen Teil der
lebensnotwendigen Infrastruktur unserer Region führt dazu, daß die Mainova
AG eine besondere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen hat. Wir
nehmen grundsätzlich einen Platz inmitten der Zivilgesellschaft ein. Daher
schenken wir auch einer Vielzahl von Interessen Gehör, die auf uns
einwirken. Die Wertung von Artikel 14 des Grundgesetzes, wonach Eigentum
verpflichtet, gibt den rechtlichen Tenor vor. Dieser Tenor entspricht
unserer inneren Überzeugung. Letztlich dient all jenes, was der
Gesellschaft nutzt, auch dem Interesse des Unternehmens, das in dieser
Gesellschaft beheimatet ist.
Meine Damen und Herren, beginnend mit dieser Hauptversammlung werden wir
die Form unserer Berichterstattung zur Nachhaltigkeit verändern. Die
bislang separat publizierten Umwelt- und Personalberichte entfallen. Deren
Inhalte werden stattdessen integraler Bestandteil unseres
Nachhaltigkeitsberichtes sein. Der erste Nachhaltigkeitsbericht mit dem
Titel 'Wir leben Zukunft - Für die nächste Generation' liegt heute für Sie
zur Mitnahme aus.
Erwähnen möchte ich, daß nachhaltiges Wirtschaften auch verlangt,
regelmäßig unsere Kostenstrukturen zu überprüfen. Diese immer
wiederkehrende, auch gesellschaftsrechtliche Pflichtaufgabe sichert unsere
Investitionskraft und damit unsere Zukunftsfähigkeit ab. Im vergangenen
Jahr haben wir ein Ergebnisverbesserungsprogramm initiiert und überprüfen
seitdem verbundweit systematisch unsere Kosten, Prozesse und
Ergebnispotentiale. Dies hat auch dazu geführt, daß wir unser Engagement im
Spitzensport-Sponsoring gedrosselt haben. Unser Fördervolumen im Bereich
des Breitensports, auf karitativem und gesellschaftlichem Feld wird dadurch
jedoch nicht berührt.
Dank an die Mitarbeiter
Meine sehr geehrten Aktionärinnen und Aktionäre, was wäre Ihre Mainova ohne
den Einsatz und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Die
heutige Hauptversammlung bietet mir eine hervorragende Gelegenheit, den
Beitrag unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Erfolg der Mainova
herauszustellen und zu würdigen. Erlauben Sie mir deshalb, daß ich hier im
Namen des gesamten Vorstandes unseren knapp 3.000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern herzlich für ihr Engagement, für ihre Leistungsbereitschaft
und für ihren tagtäglichen Einsatz danke. Jede und jeder Einzelne hat auch
2011 mit Herzblut daran mitgewirkt, daß die Mainova AG zu Recht den Ruf
eines innovativen und leistungsstarken Unternehmens genießt.
Heute und in Zukunft ist die Belegschaft der Mainova AG deren wichtigste
Ressource. Und weil wir wissen, daß der Wettbewerb um talentierte und
zuverlässige Mitarbeiter schon längst begonnen hat, tun wir viel dafür, daß
wir auch in diesem Wettbewerb weiterhin einen Spitzenplatz einnehmen.
Wir freuen uns daher über den außerordentlichen Erfolg unserer
Personalpolitik. Die Mainova AG konnte aus dem Stand heraus den zweiten
Platz beim Arbeitgebercheck TOP JOB in der Größenklasse 'Unternehmen über
500 Mitarbeiter' erreichen. Auf diese Auszeichnung, die uns bei der Akquise
hochqualifizierter Mitarbeiter helfen wird, sind wir stolz.
Erzeugungsstrategie/ Windkraft in der Region
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Zukunft unserer Energieversorgung
ist überwiegend regenerativ und dezentral und sie muß vor allem
hocheffizient sein. Diese Überzeugung prägt schon seit geraumer Zeit die
Strategie der Mainova AG als eines führenden regionalen Energieversorgers.
Dezentral agierende und regional verankerte Versorgungsunternehmen werden
künftig an Bedeutung gewinnen. Denn der Weg zu einer regenerativen
Stromerzeugung bedeutet auch eine schrittweise Abkehr von den heute
dominierenden zentralen Großkraftwerken. Er eröffnet damit eine reelle
Chance, daß künftig wesentlich mehr Marktteilnehmer als die vier
Verbundkonzerne am Markt für Stromerzeugung erfolgreich bestehen können.
Schon lange vor dem Beschluß zum Atomausstieg des Jahres 2011 haben wir
unsere Strategie zur Stromerzeugung definiert. Diese genügt den
Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit, der Versorgungszuverlässigkeit und der
Preiswürdigkeit. 500 Millionen Euro werden wir bis 2015 hierfür aufgewendet
haben.
Meine Damen und Herren, als interessierte Betrachter der Mainova AG wissen
Sie, daß unser Strommix bereits heute deutlich klimafreundlicher als der
Bundesdurchschnitt ist. So wird für jede Kilowattstunde Mainova-Strom über
20 Prozent weniger CO2 ausgestoßen als im bundesweiten Durchschnitt. Der
Anteil Erneuerbarer Energien macht mit rund 35 Prozent nicht nur den
größten Anteil in unserem Strommix aus. Er liegt auch deutlich über der
deutschlandweiten Quote von 18 Prozent. Und während die Bundesregierung die
Zielsetzung ausgegeben hat, den Anteil der Stromerzeugung in
Kraft-Wärme-Kopplung bis 2020 auf 25 Prozent zu steigern, liegen wir,
bezogen auf unsere Kraftwerke im Stadtgebiet Frankfurt, bereits heute bei
rund 38 Prozent.
Schon jetzt produzieren wir knapp zwei Drittel des in unserem Netzgebiet
vertriebenen Stroms selbst. Wir wollen diese Quote deutlich steigern. Den
Schwerpunkt bilden die Erneuerbaren Energien und hierbei insbesondere die
Windkraft.
Nachdem der Hessische Energiegipfel der Windkraft in Hessen neue Impulse
verliehen hat, können wir verstärkt in Windkraftanlagen in unserer Region
investieren. Im Ergebnis kann damit Strom in unmittelbarer geographischer
Nähe zum Ballungsraum Frankfurt-Rhein-Main produziert werden und zwar dort,
wo er auch verbraucht werden kann. Zudem sind zurzeit die Risiken bei
Onshore-Windparks im Vergleich zu Offshore-Windkraftanlagen beherrschbarer
und die Investitionsbudgets sind überschaubarer. Die Entwicklung im
Offshore-Bereich vor den Küsten Deutschlands behalten wir gleichwohl im
Auge.
Meine Damen und Herren, wir haben uns vorgenommen, bis Ende 2013 über
Windkraftanlagen mit rund 100 MW installierter Leistung zu verfügen. Dabei
wollen wir unsere Kunden und die Bürger der betroffenen Kommunen an der
Finanzierung und am Ertrag teilhaben lassen.
Gleichwohl lassen sich Erneuerbare Energien dezentral nur voran bringen,
wenn die Zusammenarbeit mit den Kommunen und Gemeinden reibungslos
verläuft. Vor diesem Hintergrund möchte ich stellvertretend die anwesenden
Bürgermeister derjenigen Gemeinden begrüßen, mit denen wir gemeinsam in den
vergangenen Monaten den Weg zu mehr regionaler Windkraft gegangen sind.
Vielen Dank dafür und herzliche Willkommensgrüße dem Bürgermeister der
Gemeinde Hohenahr, Herrn Armin Frink, dem Bürgermeister der Gemeinde
Karben, Herrn Guido Rahn sowie dem Bürgermeister der Gemeinde Siegbach,
Herrn Berndt Happel.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie bereits erwähnt, planen wir einen
erheblichen Zubau an Windparks. In den kommenden zwei bis drei Jahren
wollen wir allein in Hessen und Bayern 15 bis 20 Windparks neu errichten.
Zu diesem Zweck haben wir mit der ABO Wind AG, einem in Wiesbaden
ansässigen Projektentwickler, einen Kooperationsvertrag geschlossen. In der
ABO Wind AG haben wir einen verlässlichen und sachkundigen Partner
gefunden, der sich durch seine über 15-jährige Erfahrung in der Planung von
Windkraftanlagen auszeichnet. Als erster Meilenstein dieser Kooperation
wurde eine Windparkentwicklungsgesellschaft gegründet, die als Plattform
für zukünftige gemeinsame Windparkprojekte dienen soll. Wir sind überzeugt,
daß diese Kooperation dem weiteren Ausbau der Windkraft in der Region
erheblichen Schub verleihen wird. Ich freue mich, daß heute sowohl der
Aufsichtsratsvorsitzende der Abo Wind AG, Herr Jörg Lukowsky, als auch das
Vorstandsmitglied, Herr Jochen Ahn, an unserer Hauptversammlung teilnehmen.
Mit dieser Zusammenarbeit folgen wir abermals unserer Überzeugung, daß wir
durch Kooperationen - vorzugsweise in unserer Heimatregion - unsere
Schlagkraft am Markt erhöhen können, ohne dabei unsere eigenständige,
dezentrale Steuerungsfähigkeit und kommunale Verankerung aufgeben zu
müssen. Kooperationen ermöglichen es, zu größeren Betriebseinheiten zu
finden und Geschäfte zu tätigen, für die kommunale Energieversorger allein
zu klein wären.
Meine Damen und Herren, aus aktuellem Anlaß will ich eine weitere, neue
Kooperation ansprechen. Gemeinsam mit der Gas-Union GmbH etablieren wir
gegenwärtig eine Dienstleistungsgesellschaft. Deren Angebot wird sich in
erster Linie an Stadtwerke im Rhein-Main-Gebiet richten. Damit setzen wir
auf einem weiteren Feld die langjährigen und erfolgreichen Aktivitäten mit
der Gas-Union GmbH fort. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß die
Gas-Union GmbH im Berichtsjahr ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert hat. Die
Maingas AG gehörte zu den Gründungsgesellschaftern. Der Anteil von heute
37,7 Prozent, den die Mainova AG am Stammkapital der Gas Union hält,
besitzt folglich eine lange Tradition. Zu ihrem Firmenjubiläum möchte ich
der Gas-Union GmbH im Namen des gesamten Vorstandes heute nochmals
gratulieren. Zugleich danke ich der gesamten Belegschaft der Gas Union für
die vertrauensvolle Zusammenarbeit und ich freue mich, daß die beiden
Geschäftsführer, Herr Arno Reintjes und Herr Hugo Wiemer, - wie schon so
häufig - auch heute an unserer Hauptversammlungteilnehmen.
Netze
Erlauben Sie mir bitte abschließend einige Worte zu dem Thema der
Energieversorgungsnetze. Diese nehmen eine ebenso bedeutende Schlüsselrolle
für den Erfolg der Energiewende ein wie für den Erfolg der Mainova, die
einen nicht unbedeutenden Ergebnisbeitrag aus dem Betrieb ihrer
Energienetze erzielt.
Die gegenwärtige, lebhaft geführte, öffentliche Diskussion um die
Errichtung neuer Stromleitungen bezieht sich fast ausschließlich auf
Transportleitungen, die den Strom der Windparks aus dem Norden in die
Verbrauchsschwerpunkte im Süden transportieren. Die wichtige Rolle der
regionalen Stromverteilnetze wird dabei geflissentlich übersehen. Auch und
insbesondere die Bundesnetzagentur unterstellt, daß die Stadtwerke, die im
Wesentlichen die Verteilnetze betreiben, ihrer Verantwortung zur
Daseinsfürsorge mit wesentlich niedrigeren Renditen für Neuinvestitionen
nachkommen können als die deutlich anonymeren Betreiber von
Transportnetzen. So werden uns lediglich Renditen von 4 bis 6 Prozent für
Neuinvestitionen zugebilligt. Diese decken noch nicht einmal die
Kapitalkosten.
Mehr als 95 Prozent - ich wiederhole 95 Prozent - der Erneuerbaren Energien
werden dezentral in lokale Netze eingespeist. Die
Versorgungszuverlässigkeit in unseren Städten hängt nicht zuletzt von der
Leistungsfähigkeit der lokalen Netze ab. Hohe Investitionen sind
unvermeidbar. Die Netze auf Mittel- und Niederspannungsebene sind so zu
ertüchtigen, daß sie meß- und regelbar werden, um der dezentralen
Erzeugungs- und Abnehmerstruktur zu genügen. Die Aussage, man müsse
intelligente Netze errichten, ist bekanntermaßen gang und gäbe geworden.
Ihre Mainova AG, meine sehr geehrten Aktionärinnen und Aktionäre, startet
mit einem Vorsprung in die Phase der Ertüchtigung der regionalen Netze. Die
Netzinfrastruktur in unserem Versorgungsgebiet haben wir traditionell
überdurchschnittlich leistungsfähig gehalten. Wir sind es schließlich
gewohnt, daß die Unternehmen und Institutionen der Finanzbranche, wie die
Europäische Zentralbank und die deutsche Bundesbank sowie viele Betreiber
bedeutender Rechenzentren höchste Anforderungen an unsere Energienetze
stellen.
Trotzdem werden für die Mainova AG in den kommenden Jahren kapitalintensive
Investitionen in die Zukunftsfähigkeit ihrer regionalen Stromnetze
erforderlich sein. Die Vorgaben der Bundesnetzagentur hinsichtlich der
Netzrendite sind dafür zurzeit allerdings nicht hinreichend.
Fazit und Ausblick
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Koordinaten der Energieversorgung
unseres dicht besiedelten, industriell geprägten Heimatlandes verschieben
sich tiefgreifend und sie verschieben sich schnell. Vor uns liegen Jahre
harter Arbeit und hoher Investitionen. Wahrscheinlich werden eines Tages
unsere Enkel und Urenkel unsere Zeit als neue Gründerzeit der
Energieversorgung bezeichnen, an deren Ende eine nachhaltig klima- und
umweltschonende Stromerzeugung stand.
Auf jeden Fall bedeutet diese dynamische Periode eine große Verantwortung
für die Energieversorgungsunternehmen, die gleichsam eine 'Operation am
offenen Herzen' durchführen müssen. Denn bei allem notwendigen Wandel darf
unser wirtschaftliches Rückgrat, dürfen die leistungsfähigen deutschen
Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, nicht durch eine unzureichende
Versorgung beeinträchtigt werden. Auch darf ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht
durch stark steigende Energiekosten geschwächt werden. Die Bundesregierung
hat im letzten Jahr die Energiewende durch den Atomausstieg und ein
umfangreiches Gesetzespaket beschleunigt. Damit wir diese Wende meistern,
müssen nun Politik und Regulierungsbehörden schnell die richtigen
Investitionsanreize setzen und die Investitionsbudgets dorthin lenken, wo
sie den größten Nutzen entfalten. Dann, so bin ich überzeugt, wird die
Energiewende nicht scheitern.
Ihre Mainova AG, meine sehr geehrten Aktionärinnen und Aktionäre, wird sich
weiterhin erfolgreich an der Energiewende beteiligen und ihre herausragende
Position auf allen Wettbewerbsfeldern erhalten.
- Wir werden in jede unserer Wertschöpfungsstufen investieren. Die
Fähigkeit hierzu ist aufgrund unserer Profitabilität sichergestellt.
- Mit mehr als 200 Ingenieuren und rund 1.000 technisch qualifizierten
Mitarbeitern besitzen wir in einem Umfange technisches Know-how, das uns
von vielen unserer Wettbewerber deutlich positiv abhebt. Unser Wissen um
die gesamte Breite innovativer Stromerzeugung verleiht uns im Markt einen
Vorsprung.
- An unserer Kostenexzellenz arbeiten wir permanent. Wir sichern so unsere
Fähigkeit zu günstigen Preisen für unsere Kunden ab und meistern auf diese
Weise die Anforderungen der Kostenregulierung in den Energienetzen.
- Die Beschaffung von Energie und Material ist für uns ein entscheidender
Erfolgsfaktor. Hier verfügen wir über ausgezeichnete Voraussetzungen, indem
wir uns der Einkaufsverbünde der Thüga, der Syneco und der Gas Union
bedienen.
- Unsere Stärke im Vertrieb bauen wir konsequent weiter aus. Dabei kommen
uns die Leistungsfähigkeit unseres Kundenservice ebenso zu Gute wie die
Innovationsfähigkeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
- Dankbar sind wir für das ausgesprochen positive Unternehmensimage und das
langjährig gewachsene Vertrauen, das uns sowohl die Menschen in
Frankfurt-Rhein-Main, als auch unsere Privat- und Geschäftskunden
entgegenbringen. Denn neben der Güte unserer Belegschaft ist und bleibt
unser Ruf und das Vertrauen, das uns unsere Kunden, die Öffentlichkeit und
Sie, unsere Aktionärinnen und Aktionäre, entgegenbringen, unsere wichtigste
Unternehmensressource.
Meine Damen und Herren, die Zeiten sind schwierig.
Aber Ihr Unternehmen, die Mainova AG, hat allen Grund zu großer Zuversicht.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
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173138 06.06.2012