BERLIN (dpa-AFX) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) betrachtet die zunehmende Kritik von CDU und CSU am Mindestlohn "mit Sorge". Man müsse sich fragen, ob die Durchsetzung des Mindestlohns bei der Union noch mehrheitsfähig sei, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann am Mittwoch in Berlin. "Wir müssen befürchten, dass mit den ganzen Attacken und dem Argument der Überbürokratisierung ein Richtungswechsel vorgenommen werden soll."
Die Unions-Wirtschaftspolitiker sind vor allem gegen die Pflicht für Arbeitgeber, Beginn, Ende und Dauer der täglichen Arbeitszeit zu erfassen. "Dass das alles viel zu bürokratisch sei, erklärt sich gar nicht", sagte Hoffmann. Das sei ein klarer Hinweis darauf, dass es um was anderes gehe: "Nämlich, dass man die wirksame Umsetzung des Mindestlohns erschweren will." Die große Koalition plant bis Ostern eine Bestandsaufnahme möglicher praktischer Probleme. Auf dieser Basis wollen Union und SPD im April - falls nötig - Änderungen beschließen. "Hier jetzt überhastet eine Evaluierung vorzunehmen, erschließt sich mir überhaupt nicht", sagte Hoffmann. Laut einer aktuellen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des DGB halten 86 Prozent der Bundesbürger die Einführung der gesetzlichen Lohnuntergrenze in Höhe von 8,50 Euro für richtig.