mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand
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mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG: Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai
Jordan, Vorstand
19.10.2022 / 09:00 CET/CEST
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Da steppt der Bär
Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb
Wertpapierhandelsbank AG
Der IWF (Internationaler Währungsfonds) schreibt in seinem jüngsten
Finanzstabilitätsbericht von einer hartnäckigen Herausforderung durch die
weltweite Inflation und von Unsicherheit zur Zukunft. Um den kreierten
Begriff des Bundeskanzlers Olaf Scholz aufzunehmen: Wir haben es 2022 und
wahrscheinlich 2023 mit einem wirtschaftlichen Vierfach-Wumms zu tun.
Corona, Ukrainekrieg inklusive der damit verbundenen Energiekrise, hohe
Inflation und eine angekündigte Rezession. Für die Kapitalmärkte ein
Cocktail zum Vergessen. Dazu kommt noch, dass Deutschland prognostiziert
beim Wirtschaftswachstum 2023, im vorletzten Wagon aller Industrienation in
den Bahnhof einfährt - Schlusslicht ist Italien.
Eine Inflation von rund 10 Prozent hatte Deutschland das letzte Mal Anfang
der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Selbst zu Zeiten der Ölkrise in den
70er Jahren ist die Inflationsrate nicht so hoch gewesen. Die EZB musste
reagieren und hat dies auch, ob zu spät oder nicht, dazu gibt es
verschiedene unterschiedliche Meinungen. Was sind aber die daraus
resultierenden Konsequenzen?
Die Bären haben die Märkte fest im Griff. Und das zerrt an den Nerven der
Marktteilnehmer. Unter hohen Schwankungen fällt nahezu alles bis auf den
US-Dollar, der von der Zinsdifferenz, der geostrategischen Lage und vor
allem den hier oft diskutierten Statikfehlern der Eurozone profitiert. Und
über das aktuelle Spannungsfeld der Zentralbanken zwischen Inflation und
Verschuldung haben wir in den vorherigen Standpunkten bereits hingewiesen
und dies erklärt - auch die späte Wende der EZB in der Geldpolitik
https://www.mwbfairtrade.com/de/aktuelles/newsdetail-de/news/mwb-fairtrade-wertpapierhandelsbank-ag-kapitalmarkt-standpunkt-von-kai-jordan-vorstand-6/?no_cache=1&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=9904d168a242f361b83d0201632f3f2f#c256
. Die EZB konnte nicht mehr anders. Das Problem verschärft sich nur.
Die Börsenzeitung kommentiert gestern:
"Analysten haben bereits vorgerechnet, dass sich in diesem Jahr der größte
Bondcrash aller Zeiten bereits ereignet hat. Und aufgrund von möglichen
Schieflagen großer Investoren kann dies zu massiven Turbulenzen führen. So
bereits geschehen im Fall der britischen Pensionsfonds, die die Bank of
England durch Gilts-Ankäufe stabilisieren musste."
Wir sehen das auch im Kleinen. So sind auch im Bereich der
Mittelstandsanleihen viele Bonds ordentlich unter die Räder gekommen. Dies
dürfte nicht nur bedingt durch das Sentiment sondern auch durch Probleme bei
manchen schwächeren Emittenten, Mittelrückflüsse und hierdurch ausgelöste
Abgaben zur Liquiditätsbeschaffung ausgelöst sein. Gleichzeitig beobachten
wir beherzte Anleger, die hier bei Renditen zwischen 10 und 20 % auf der
ermäßigten Basis zugreifen. Jetzt das alte Bonmot beherzigen und "Kaufen,
wenn die Kanonen donnern"? Wir wissen es auch nicht. Die steppenden Bären
zerren ob der nun erstmal aufgelaufenen Verluste und den Problemen bei der
Umsetzung der Geschäftsmodelle an den Nerven vieler Marktteilnehmer.
In dieser Wettbewerbssituation stehen natürlich auch neue Emittenten. Sie
konkurrieren mit den hohen Renditen der im Kurs gefallenen Anleihen. Ein
weiterer Schwerpunkt dürfte die Solidität des Finanzierungsmix sein.
Hinreichende Liquidität und Eigenkapital waren schon immer wichtige
Kriterien und werden in Zukunft an Gewicht gewinnen. Wo das nicht beherzigt
wurde, treten nun die Probleme auf. Zum Beispiel bei manchen
Immobilienunternehmen.
Das dieses Umfeld mit unsicheren Energiepreisen, Einkommenssituationen und
rapide steigenden Baukosten sowie Zinsen auch das einstige Bollwerk
Immobilienmarkt nicht unberührt lässt, ist nicht verwunderlich. Bei
Wohnimmobilien halten sich die Käufer nun erstmal zurück und die Banken
berichten von einem Einbruch bei der Nachfrage nach Finanzierungen. Die
Finanzpresse stürzt sich auf den neuerlichen Immobilienblasen-Index einer
großen Schweizer Bank, die das Platzen der Blase insbesondere in Frankfurt
und München prognostiziert. Das diese Bank mindestens seit dem Jahr 2018 vom
Platzen der Blase "bubbelt" und 4 Jahre Aufwärtsbewegung verpennt hat, gerät
dabei in den Hintergrund. Irgendwann ist eben jeder mal dran. Doch Google (NASDAQ:GOOGL)
vergisst nie. Der Immobilienmarkt erlebt einen Rücksetzer. Ob hier "eine
Blase platzt" stellen wir jedoch in Frage. Der Markt bewegt sich im
Spannungsfeld zwischen Unsicherheit, Finanzierungen, die auf Kante genäht
waren und der Inflation, die Sachwerte eigentlich stabilisieren sollte. Die
Signale die wir aus zahlreichen Gesprächen von der gerade zu Ende gegangenen
"Expo-Real" in München erhalten, klingen jedenfalls nicht nach einer
suizidalen Stimmung.
Und auch in der besonneneren Börsenzeitung kommentierte Claus Döring
gestern:
"Müssen sich jetzt Wohnungseigentümer und Hypothekengläubiger in der
deutschen Finanzmetropole (Frankfurt sic!) und in der bayerischen
Landeshauptstadt Sorgen machen? Eher nein. Jedenfalls nicht mehr Sorgen als
in anderen deutschen Städten. Zwar stehen die beiden Städte seit Jahren in
Deutschland auf den Hitlisten der jährlichen Preiszuwächse wie auch der
absoluten Preise bei Wohnimmobilien ganz oben. Doch in Relation gesetzt zum
jeweiligen Mietpreisniveau in diesen Städten handelt es sich keineswegs um
Ausreißer."
Zum Thema Energie: Sind unsere Gasspeicher wirklich so voll wie es uns
erzählt wird? Haben wir Zugriff auf die Kavernen oder wird an den
Höchstbietenden verkauft? Welcher Preis kommt auf die Unternehmer und
Verbraucher wirklich zu? Solange das Management (unsere Politiker) diese
Fragen nicht eindeutig beantwortet, werden Unternehmen Schwierigkeiten
bekommen, institutionelle Investoren und Privatanleger am Kapitalmarkt für
sich zu gewinnen. Wir haben schon 2020 und 2021von Zombieunternehmen
gesprochen, die gedeckt durch die ausgesetzte Verpflichtung von massiven
Zahlungs- und Finanzierungsschwierigkeiten Insolvenz anmelden zu müssen,
überlebt haben. Nicht Wenige gehen nun davon aus, dass der Schierlingsbecher
des Vierfach-Wumms in vielen Branchen eine künstliche Konsolidierung
herbeiführen wird.
Schauen wir mal ganz kurz über den Tellerrand in die USA und ganz aktuell
nach Großbritannien. Die Anleger drängen momentan auf den amerikanischen
Kapitalmarkt. Die Gründe liegen auf der Hand. Die USA sind im Gegensatz zu
Europa einfach viel weniger in den Ukrainekrieg involviert. Sie haben ein
deutlich geringeres Energieproblem, denn sie holen sich das notwendige Gas
mit Fracking aus dem eigenen Boden. Sie können sogar noch Teile des
Flüssiggases nach Europa exportieren. Im Gegensatz zu Europa und Afrika sind
die USA auch nicht von Getreidelieferungen aus der Ukraine abhängig. Dann
ist der Dollar seit Anfang des Jahres wieder verstärkt seiner Rolle als
Leitwährung nach gekommen. Alles drängt in den Dollar und hat damit u.a. den
Eurokurs nach unten gedrückt.
Richten wir unseren Blickauf das Vereinigte Königreich, das sich mit dem
Austritt aus der EU sowieso schon keinen Gefallen getan hat, denn in diesen
Krisenzeiten ist es fraglich, für was das Land eigentlich steht. Der stolze
Albion ist schon vor dem Abtritt des Premierministers Boris Johnson, der am
stärksten durch seine wirre Haarpracht aufgefallen ist, stark von den
Finanzmärkten gerupft worden. Aber dann kam Liz Trust, die ein gewaltiges
schuldenfinanziertes Steuersenkungsprogramm verkündete. Das Pfund
schlitterte regelrecht wie Eddy the Eagle auf der Skisprungschanze nach
unten. Investoren haben ihre britischen Staatsanleihen verkauft. Ein
Desaster kündigte sich, dass bis jetzt in der Rücknahme der umstrittensten
Maßnahmen und dem Rücktritt des Finanzministers endete. Wir haben in den
letzten Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass politische Börsen
mittlerweile in diesem Jahrhundert lange Beine bekommen haben.
Was sind die Konsequenzen für KMU, die sich aufgrund von umgangssprachlich
benannten Basel IV -Richtlinien, nicht mehr oder weniger durch Bankkredite
finanzieren können. Der Blick auf ein IBO erscheint momentan für diese
Unternehmen nicht rosig. Sie werden zumindest 2022 und 2023 hohe Kupons
ausloben müssen, um Investoren für ihr Papier zu begeistern und abzuhalten
im scheinbar sicheren Dollarraum zu investieren. Wir gehen davon aus, dass
kleine und mittelständische Unternehmen zunächst wieder stärker auf den
Aktienmarkt setzen sollten und müssen, weil Anleger eine Finanzierung über
Eigenkapitalaufnahme mit einem hohen Gewinnpotential bei entsprechenden
Geschäftsmodell goutieren.
Zu mwb:
Die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG ist ein von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassener Wertpapierdienstleister
mit Niederlassungen in Gräfelfing bei München, Hamburg, Hannover, Frankfurt
und Berlin. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet. 1999 erfolgte der
Börsengang. Heute ist die mwb-Aktie (ISIN DE0006656101, WKN 6656101) an der
Börse München im Segment m:access notiert wie auch im Freiverkehr an den
Börsen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Basic Board), Hamburg und Stuttgart.
mwb ist in zwei Geschäftsbereichen aktiv: Wertpapierhandel und Corporates &
Markets. Im Wertpapierhandel betreut mwb rund 38.000 Orderbücher für
deutsche und internationale Wertpapiere. Dabei handelt es sich sowohl um
Aktien als auch um festverzinsliche Wertpapiere und offene Investmentfonds.
Damit ist mwb einer der größten Skontroführer in Deutschland.
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