Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Anleihen und Bankaktien (NASDAQ:KBWB) aus der Eurozone sind am Montag nach einem Bericht der Financial Times gefallen, wonach die Europäische Zentralbank nach Wegen sucht, die seit langem bestehenden Extra-Gewinne für den Bankensektor zu beenden.
Der FT zufolge prüft die EZB, wie sie verhindern kann, dass die Banken ihre überschüssige Liquidität zu einem höheren Zinssatz bei der EZB hinterlegen, als sie sich über das so genannte TLTRO-Fenster bei der EZB leihen. Diese Regelung existierte bereits vor der Pandemie, doch während der Krise weitete sich der Spread aus, als die EZB noch drastischere Maßnahmen zur Stützung eines Sektors ergriff, dessen Rentabilität darunter litt, dass die offiziellen Zinssätze in der Eurozone jahrelang unter Null lagen.
Zielgerichtete langfristige Refinanzierungsgeschäfte (Targeted Long-Term Refinancing Operations, TLTRO) gehören zu den bevorzugten Instrumenten der EZB, um billiges Geld in das Finanzsystem zu pumpen, seit der frühere Präsident Mario Draghi sie vor fast einem Jahrzehnt ins Leben gerufen hat. Während der Pandemie erreichte der über diese Fazilität ausgeliehene Betrag einen Höchststand von 2,2 Billionen Euro (2,3 Billionen US-Dollar). Die derzeitigen Bedingungen des TLTRO ermöglichen es den Banken, Kredite zu Zinssätzen von bis zu -1,05 % aufzunehmen, was etwa 55 Basispunkte unter dem Einlagensatz liegt. Die EZB wird ihren Einlagensatz im Juli um 25 Basispunkte und im September um mindestens weitere 25 Basispunkte anheben, wodurch sich dieser Spread möglicherweise noch vergrößern könnte.
Wie die FT berichtete, halten es Vertreter der EZB jedoch für politisch schwierig, den Banken zu gestatten, in einer Zeit, in der die rekordhohe Inflation die Realeinkommen in der gesamten Währungsunion senkt, weiterhin auf diese Weise Gewinne zu erzielen. Die EZB nannte keine Einzelheiten darüber, wie sie vorgehen will. In der Vergangenheit hat sie jedoch Änderungen an ihrem Sicherheitenrahmen vorgenommen, um den Betrag, den sich Banken bei ihr leihen können, wirksam zu steuern. Bereits in den letzten Wochen hat die EZB die Regeln für Sicherheiten verschärft, was in Verbindung mit der Erwartung steigender Zinsen zu einer geringeren Inanspruchnahme der Kredit- und Einlagenfazilitäten der Bank geführt hat. Ihre Bilanzsumme hat inzwischen ihren Gipfel erreicht, nachdem sie in der vergangenen Woche ihre Nettokäufe von Anleihen beendet hat.
Der Bericht wirkte sich auf die Anleihemärkte in der gesamten Region aus, weil die geringere Nachfrage nach EZB-Mitteln eine geringere Nachfrage nach Bonds bedeutet, die Banken als Sicherheiten einsetzen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg um acht Basispunkte auf 1,32 %, während die entsprechende zehnjährige italienische Rendite um 12 Basispunkte auf 3,32 % kletterte.
Italienische Banken greifen in der Regel häufiger auf die Fazilitäten der EZB zurück als andere Geldhäuser der Eurozone, weshalb sich deren Aktien am Montag entsprechend schlecht entwickelten. Bis 11.30 Uhr MEZ fielen die Aktien von Intesa Sanpaolo (BIT:ISP) um 2,9 %, während die Papiere der Banco Bpm (BIT:BAMI) um 2,7 % und die der Bper Banca SpA (BIT:EMII) um 2,1 % abrutschten. Unicredit (BIT:CRDI) gaben um 1,2 % nach.
Ebenfalls betroffen waren die portugiesische Banco Comercial Portugues (ELI:BCP) mit einem Minus von 3,4 % und die spanische Banco de Sabadell (BME:SABE) mit einem Rückgang von 2,7 %. Der Gesamtmarkt hielt sich dagegen stabil im Plus.