Investing.com - Die aktuelle Situation auf dem deutschen Markt ist geprägt von einer gewissen Nervosität, die sich auf die Entscheidungen der Großunternehmen auswirkt. Laut einer neuen Umfrage wollen immer mehr Vorstandsvorsitzende geplante Investitionsprojekte stoppen. Doch woran liegt das?
Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hat 100 Vorstandsvorsitzende deutscher Unternehmen befragt und die Ergebnisse sind ernüchternd. Ganze 53 Prozent der befragten Konzernchefs gaben an, in den kommenden sechs Monaten geplante Investitionen auf Eis legen zu wollen. Ein alarmierender Anstieg von 24 Prozentpunkten seit der letzten Umfrage im Januar.
Interessanterweise liegt dieser Wert deutlich über dem internationalen Durchschnitt. Weltweit entschieden sich nur 37 Prozent der Konzernchefs für eine solche Maßnahme, und der Anstieg lag bei vergleichsweise geringen fünf Prozentpunkten. Da stellt sich die Frage, warum gerade in Deutschland die Angst vor Investitionen um sich greift.
Ein Blick auf die Gründe zeigt, dass die Unternehmen in einem Dilemma stecken. Hohe Energie- und Rohstoffpreise, eine unbefriedigende Auftragslage und eine sinkende Kauflaune belasten die wirtschaftliche Situation der Firmen, wie EY-Partner Constantin Gall schreibt. Doch das ist nicht alles: Es fehlt an einer überzeugenden Industriepolitik in Europa und Deutschland, die für wettbewerbsfähige Produktionskosten sorgen und gleichzeitig Investitionsanreize setzen könnte, zitiert die dpa den Experten.
Hier zeigt sich der Unterschied zur US-Regierung, die mit milliardenschweren Subventionsprogrammen wie dem Inflation Reduction Act punktet. Diese Maßnahmen locken Unternehmen in die USA, während Deutschland den Standortwettbewerb zu verlieren droht. Gall warnte vor den Konsequenzen und betonte die Notwendigkeit, in Deutschland international wettbewerbsfähige Energiekosten zu schaffen.
Die Lage ist also ernst, und es ist höchste Zeit für kluge wirtschaftliche Weichenstellungen. Es gilt, den Unternehmen Sicherheit und Planbarkeit zu vermitteln, damit Investitionen wieder attraktiv werden. Nur so kann Deutschland langfristig im internationalen Wettbewerb bestehen und seinen Status als Wirtschaftsmacht behaupten.
Die Zeit drängt, denn der Investitionsstopp ist kein Signal für Stabilität, sondern für Unsicherheit und Angst. Es liegt an allen Beteiligten, diese Situation zu ändern und wieder Vertrauen in die Wirtschaft und den Standort Deutschland zu schaffen. Denn nur so können wir den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein und erfolgreich in eine wirtschaftlich blühende Zeit steuern.