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EZB bereit zu weiteren Krisen-Konjunkturhilfen

Veröffentlicht am 04.05.2020, 06:36
Aktualisiert 04.05.2020, 06:38
© Reuters.
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Frankfurt (Reuters) - Die EZB erwartet wegen der Virus-Krise einen beispiellosen Wirtschaftseinbruch im Euro-Raum und stellt weitere Konjunkturhilfen in Aussicht.

Der EZB-Rat sei voll und ganz bereit, den Umfang der Notfall-Anleihenkäufe zu erhöhen und deren Zusammensetzung zu verändern - um so viel wie nötig und für so lange wie nötig, teilten die Währungshüter am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung mit. Laut EZB-Chefin Christine Lagarde ist das PEPP getaufte Kaufprogramm maßgeschneidert für die Krise und kann falls erforderlich über 2020 hinaus verlängert werden. Zudem kündigte die Europäische Zentralbank neue Liquiditätsspritzen für Banken an. Schon beschlossene große Geldsalven werden darüber hinaus nun noch vorteilhafter für die Institute gestaltet.

“Eine kleine Zinssenkung durch die Hintertür”, kommentierte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, die EZB-Beschlüsse. Geldhäusern, die ihre Kreditbücher ausdehnen, winkt bei den großen Geldsalven nun unter bestimmten Bedingungen ein Bonus von einem Prozent. “Was wir jetzt haben, kommt einer weiteren Zinssenkung gleich”, sagte auch Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. “Die EZB hat noch eine volle Breitseite Liquidität auf die Märkte abgefeuert.” Aus Sicht von Alexander Krüger, Chefvolkswirt beim Bankhaus Lampe, scheinen wegen der großen Konjunkturrisiken neue Maßnahmen nicht weit weg zu sein. “Es zeigt sich, dass die EZB alles unternimmt, um die geldpolitische Transmission ohne Wenn und Aber zu sichern.”

BÖRSE DENNOCH NICHT ZUFRIEDEN

An der Börse kamen die Beschlüsse gleichwohl nicht gut an, da sich viele Investoren mehr erhofft hatten. Der Dax rutschte tiefer in die Verlustzone und büßte im Handelsverlauf 1,7 Prozent auf 10.923 Punkte ein. Italienische Staatsanleihen gerieten unter Verkaufsdruck.

“Die Euro-Zone steht vor einem wirtschaftlichen Rückgang von einem Ausmaß und einer Geschwindigkeit, der in Friedenszeiten beispiellos ist”, sagte EZB-Chefin Lagarde. Die Wirtschaft werde dieses Jahr voraussichtlich zwischen fünf und zwölf Prozent schrumpfen. Lagarde forderte rasche gemeinsame Wiederaufbauhilfen der EU für besonders von der Corona-Krise betroffenen Staaten. “Starke und zeitnahe” Anstrengungen seien nötig, um die Konjunkturerholung vorzubereiten und zu stützen, mahnte sie.

Um günstige Finanzierungsbedingungen in Krisenzeiten sicherzustellen, beschloss die EZB sieben neue langfristige Refinanzierungsgeschäfte (PELTRO). Zudem gestaltete sie ihre zielgerichteten großen Geldspritzen (TLTRO III) beim Zins noch vorteilhafter für Banken. Ihnen winkt bei Erfüllung bestimmter Kreditvergabeziele jetzt ein Zinssatz von 50 Basispunkten unter dem Einlagensatz. Das entspricht einem Bonus von einem Prozent. Den Schlüsselzins zur Versorgung der Institute mit Geld beließ die EZB bei 0,0 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit März 2016. Ihren Einlagensatz hielt sie auf dem bisherigen Niveau von minus 0,5 Prozent. Damit müssen Banken weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Euro-Notenbank überschüssige Gelder parken. Inzwischen gibt es allerdings Freibeträge.

Die EZB hat in den vergangenen Wochen gleich anderen großen Zentralbanken bereits umfangreiche Maßnahmen zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Virus-Krise beschlossen. Dazu gehören unter anderem große Liquiditätsspritzen für Banken sowie zusätzliche Käufe von Staatsanleihen und anderen Titeln bis zum Jahresende. Das neue Notfall-Anleihenkaufprogramm PEPP ist bislang auf 750 Milliarden Euro angelegt. Zusammen mit den bereits länger laufenden Programmen summieren sich damit die für dieses Jahr geplanten Anleihenkäufe inzwischen auf 1,1 Billionen Euro. Auch die Regeln für Sicherheiten, die Geldhäuser für den Erhalt von Notenbank-Krediten einreichen müssen, wurden gelockert. Damit will die EZB Liquiditätsengpässe in der Finanzbranche verhindern.

VIRUS-KRISE STÜRZT WIRTSCHAFT IN TIEFE REZESSION

Die Coronakrise hat die Konjunktur im Euro-Raum bereits jäh abstürzen lassen und die Inflation zugleich deutlich gebremst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich im Zeitraum von Januar bis März zum Vorquartal um 3,8 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen 1995. Zugleich liegt die Inflationsrate im April mit nur noch 0,4 Prozent weit von den knapp zwei Prozent entfernt, die die EZB als Idealmarke für die Konjunktur anstrebt. Dieses Ziel verfehlt sie aber bereits seit Frühjahr 2013.

Rund um den Globus sind derzeit die großen Notenbanken als Feuerlöscher gefragt, um den Kreditfluss am Laufen zu halten und sicherzustellen, dass es zu keinen Finanzierungsengpässen in Folge der Krise kommt. Die US-Notenbank Fed legte unter anderem ein 2,3 Billionen Dollar schweres Notprogramm auf und senkte die Leitzinsen auf die Spanne von null bis 0,25 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell versicherte, die Notenbank könne die Wirtschaft so lange wie nötig über Wasser halten.

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