Investing.com - Die Europäische Zentralbank (EZB) hält unter Berücksichtigung der aktuellen Marktbedingungen eine "schrittweise, aber nachhaltige Erhöhung der Leitzinsen" nach September für angemessen, teilte der EZB-Rat am Donnerstag mit. Gleichzeitig betonte die Notenbank wiederholt die flexible Gestaltung ihres Mandats, das es ihr erlaubt, die Geldpolitik unter Stressbedingungen zu ändern, "wenn Gefahren für die Transmission der Geldpolitik das Erreichen der Preisstabilität gefährden".
"Im Einklang mit dem Bekenntnis des EZB-Rats zu seinem Zielwert von 2 Prozent auf mittlere Sicht, wird das Tempo, in dem der EZB-Rat seine Geldpolitik anpasst, von den neu verfügbaren Daten und seiner Beurteilung der mittelfristigen Inflationsentwicklung abhängen", so die Euro-Währungshüter in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht. "Sollten die mittelfristigen Inflationsaussichten unverändert bleiben oder sich verschlechtern, ist bei der September-Sitzung ein größerer Zinsschritt angemessen."
Die Notenbank geht außerdem davon aus, dass die Verbraucherpreise "für den größten Teil des Jahres 2022 sehr hoch bleiben und bei durchschnittlich 6,8 Prozent liegen werden, bevor sie ab 2023 allmählich zurückgehen und sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 dem Inflationsziel der EZB annähern".
In Bezug auf die Wirtschaftsaussichten hieß es in dem Bericht, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Euro-Wirtschaft stark beeinträchtige und die Aussichten nach wie vor mit großer Unsicherheit behaftet seien. "Aber die Voraussetzungen sind gegeben, dass die Wirtschaft weiter wächst und sich mittelfristig weiter erholt."
Die EZB will ihre ultralaxe Geldpolitik im Juli beenden und die Leitzinsen im Euroraum erstmals seit 2011 um 25 Basispunkte anheben. Das milliardenschwere Netto-Anleihenkäufe soll zum 1. Juli enden. Die Notenbank will mit den Maßnahmen die galoppierende Inflation einfangen.