Investing.com - EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte am Donnerstag, die Inflation in der Europäischen Union sei "nicht nur höher als erwartet, sondern der Preisdruck breitet sich auch sichtbar aus". Es sei eher unwahrscheinlich, dass die Inflation in diesem Jahr unter das der EZB angepeilte Ziel von 2 Prozent zurückfalle; "sie könnte in nächster Zeit sogar noch weiter zunehmen, bevor sie im Laufe des Jahres 2022 allmählich zurückgeht."
Die Inflationsrate in der Eurozone war zu Jahresbeginn auf ein Rekordniveau gestiegen - es handelte sich dabei um den höchsten Stand seit Einführung des Euro im Jahr 1999, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte.
Die Verbraucherpreise lagen im Januar um 5,1 Prozent über dem Vorjahresniveau, wie Eurostat am Mittwoch in Luxemburg nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Damit wurde eine erste Schätzung bestätigt. Im Dezember hatte die Teuerung noch bei 5,0 Prozent gelegen.
Ausschlaggebend für die Preissteigerung war einmal mehr der drastische Anstieg der Energiepreise, die im Jahresvergleich um 28,8 Prozent zulegten. Lebensmittel und Genussmittel waren 3,5 Prozent teurer als vor einem Jahr.
Wie Schnabel weiter ausführte, drohe mit der postpandemischen Erholung "der Druck auf die Löhne zu einem Zeitpunkt zuzunehmen, an dem der Arbeitsmarkt im Euroraum bereits erste Anzeichen von Spannungen zeigt." Zur Ukraine-Krise sagte sie, dass "der über Europa gekommene Kriegsschock die globalen Aussichten verdüstert hat" und fügte hinzu, dass die Unsicherheit "für eine graduelle und datenabhängige Normalisierung" der Geldpolitik spreche.
Zuletzt häuften sich die Stimmen innerhalb der EZB, die angesichts der hohen Inflation eine baldige Straffung der Geldpolitik forderten. In einem Interview mit der NZZ sprach sich EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann für zwei Zinsanhebungen in diesem Jahr aus. Eine Erhöhung im Sommer vor dem Auslaufen der Anleihekäufe hielt er für möglich.
Mit Blick auf die Russland-Ukraine-Krise sprach sich Griechenlands Notenbankchef Yannis Stournaras hingegen für eine Fortsetzung des APP-Programms "bis mindestens Ende des Jahres" aus.