Investing.com - Die Inflation in den USA hat sich im Februar weiter abgeschwächt, jedenfalls ist sie nicht mehr so stark gestiegen wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Monatsvergleich verteuerten sich Waren und Dienstleistungen jedoch weiter. Die Kernrate, die volatile Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel ausklammert, zeigt das gleiche Bild. Unterm Strich schwächt sich die Teuerung ab, bleibt aber hoch, so dass die Fed eigentlich keinen Spielraum hat, die Zügel an der Zinsfront zu lockern, wie es einige Marktteilnehmer angesichts der Turbulenzen rund um Regionalbanken in den USA bereits erwarten. Ein Blick auf die Übersichtstabelle der Atlanta Fed genügt, um sagen zu können, dass die Inflation noch immer viel zu heiß ist. Sechs der darin neun beobchateten Inflationsindikatoren liegen deutlich über dem Niveau des Vorjahresmonats - teils sogar mit weiter steigender Tendenz. Und alle Messgrößen bewegen sich klar über dem 2 Prozent-Ziel der Fed.
Dass die Inflation extrem "klebrig" bzw. hartnäckig ist, belegt vor allem der so genannte "sticky" Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie. Dieser Preisindex lag im Februar konstant bei 6,6 Prozent. Hier zeichnet sich zwar allmählich ein Plateau ab, dennoch steht er noch immer so hoch wie zuletzt in den 1980er Jahren.
Zu den Komponenten des Sticky-CPI gehören die Owners' Equivalent Rent (ein Maß für die Inflation von selbst genutztem Wohnraum), der Mietwert des Hauptwohnsitzes, Erholung/Freizeit, Restaurantbesuche, medizinische Versorgung sowie Haushaltseinrichtung und -betrieb.
Während also die Gesamtinflation allmählich abnimmt, entwickelt sich die Sticky Inflation immer noch nicht in die von der Fed gewünschte Richtung. Stattdessen verharrt sie auf einem extrem hohen Niveau, was eigentlich nur bedeuten kann, dass die Fed an der Zinsfront noch mehr tun muss, auch wenn die Geldpolitik erst mit deutlicher Verzögerung greift. Die Fed Funds bewegt sich derzeit in einer Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent und damit klar unterhalb des Sticky Core, der für gewöhnlich die Eigenart hat, nur schwerfällig den Trend zu ändern.
Das lässt sich auch an der von der Fed und Powell viel zitierten "Non-Housing Core Services Inflation" ablesen, die sich auf die Inflation oder die Veränderung der Preise von Waren und Dienstleistungen bezieht, die nicht mit dem Immobiliensektor zusammenhängen. Schauen wir uns also an, wie sich die wichtigsten Kategorien dieser Klassifizierung im Februar entwickelt haben:
- Medizinische Dienstleistungen (28 Prozent der Non-Housing Core Services Inflation): 2,1 Prozent jährliche Inflation
- Transportdienstleistungen (24 Prozent): 14,6 Prozent Inflation
- Bildungs- und Kommunikationsdienstleistungen (21 Prozent): 2,9 Prozent
- Erholungsdienstleistungen (13 Prozent): 6,3 Prozent Inflation
- Sonstige persönliche Dienstleistungen (6 Prozent): 5,2 Prozent Inflation
Zwar ist das Inflationsproblem in letzter Zeit gegenüber den Sorgen der Märkte über die Stabilität des US-Bankensystems etwas in den Hintergrund getreten, doch in Wirklichkeit hängen diese beiden Themen eng miteinander zusammen. Schließlich ist die US-Notenbank für beide Bereiche zuständig. In erster Linie muss sie für Finanzstabilität sorgen, parallel dazu aber auch für Preisstabilität. Bislang hat sie alles in ihrer Macht Stehende getan, um die jüngsten Turbulenzen rund um den Zusammenbruch der SVB (NASDAQ:SIVB) und die Sorgen um den Zustand der Regionalbanken (NYSE:KRE) zu besänftigen, aber erst die Zeit wird zeigen, ob diese Bemühungen ausreichen werden, um die Ängste der Einleger zu lindern. Die Inflation ist jedenfalls immer noch viel zu heiß, um in naher Zukunft eine geldpolitische Umkehr zu rechtfertigen, es sei denn, das Buschfeuer um die SVB entwickelt sich zu einem Flächenbrand und die Fed muss tatsächlich eine Zinspause einlegen. Aber auch das wäre sicher nicht positiv für die Märkte, denn das würde letztlich als Eingeständnis der Fed interpretiert werden, dass die Regionalbanken richtig tief in der Tinte stecken.
von Robert Zach