* Anleger haben EU-Gipfeltreffen im Fokus
* Großer Verfall am Freitag
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 17. Jun (Reuters) - Die erfolgreiche
Versteigerung spanischer Staatsanleihen hat den Dax<.GDAXI> am
Donnerstag gestützt. Der deutsche Leitindex kletterte um 0,5
Prozent auf 6223 Punkte. Die Anleger nahmen die zehn- und
30-jährigen Staatspapiere aus Madrid gut auf, da die Renditen
attraktiv genug waren.
Unterstützung bekam der Dax auch vom Euro. Die
Gemeinschaftswährung zog nach der Versteigerung um fast einen
Cent an und nahm die Marke von 1,24 Dollar ins Visier. Sollte
die Gemeinschaftswährung noch mehr Boden gutmachen, sei das ein
Signal für eine weitere Entspannung in der Schuldenkrise, sagte
ein Händler. Zudem berücksichtigten Investoren zunehmend die
extrem positiven Effekte des Rückgangs des Eurokurses auf die
Unternehmensgewinne. Seit Mitte Januar hat die Währung zum
Dollar rund 15 Prozent verloren.
Börsianer blieben für den Aktienmarkt aber skeptisch. "Das
steht auf sehr tönernen Füßen", warnte ein Händler. Tatsächlich
gab der Leitindex einen Teil seiner Gewinne wieder ab, nachdem
in den USA etwas mehr Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt
worden waren als von Analysten erwartet. Die US-Börsen lagen bis
Handelsschluss in Europa leicht im Minus. Auch der
Konjunkturindex der Philadelphia Federal Reserve Bank war
deutlich schwächer ausgefallen als erwartet. Er fiel im Juni auf
8,0 von 21,4 Punkten im Vormonat. "Die Teilergebnisse sehen aber
viel besser aus, als die Kernzahl vermuten lässt", bemerkte
Michael Pond, Stratege von Barclays Capital. Die vom Conference
Board erhobenen Frühindikatoren stiegen im Mai um 0,4 Prozent
auf ein Rekordhoch.
Vor dem EU-Gipfel, auf dem die Staats- und Regierungschefs
der Europäischen Union erste Konsequenzen aus der Schuldenkrise
ziehen wollen, hielten sich Anleger grundsätzlich zurück. Auch
der große Verfall am Terminmarkt spiele eine Rolle. Am Freitag
werden Optionen auf Aktien und Indizes sowie die Terminkontrakte
auf die Indizes fällig. Anleger versuchen im Vorfeld häufig, die
Kurse in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.
INFINEON UND DIALOG GEFRAGT
Im Dax standen Infineon-Aktien mit einem Plus von
2,4 Prozent hoch in der Gunst der Anleger. Das lag Händlern
zufolge vor allem an Aussagen von Apple, wonach dem
Konzern schon tausende von Bestellungen für das runderneuerte
iPhone vorliegen. "Der Markt hält Infineon für einen
Komponentenhersteller und honoriert das", erklärte ein Händler.
Auch die Aktien des Chipentwicklers Dialog
Semiconductor, die im TecDax<.TECDAX> notiert sind,
stiegen um drei Prozent.
Nach positiven Analystenkommentaren griffen Anleger zudem
bei deutschen Autowerten zu. Volkswagen stiegen um
3,8 Prozent auf 75,20 Euro. Mit seinen überraschend guten Zahlen
habe Volkswagen den wirtschaftlich unsicheren Zeiten getrotzt,
sagte ein Börsianer. Die Analysten der WestLB empfahlen die
Titel zum Kauf mit einem Kursziel von 100 Euro. Volkswagen hatte
am Mittwoch nach einem starken Geschäft in den ersten fünf
Monaten die Gewinnprognose für das Gesamtjahr angehoben.
Deutlich legten nun auch die am Vortag noch schwachen
Daimler-Aktien zu. Dem Stuttgarter Konzern räumen
Börsianer ebenfalls gute Wachstumschancen ein: "Daimler hat in
allen Fahrzeugkategorien eine ausgezeichnete Marktposition",
urteilten die Cheuvreux-Analysten. Daimler-Papiere lagen 2,9
Prozent im Plus, die Titel von Konkurrent BMW stiegen
um 1,7 Prozent.
Die Aktien der spanischen Großbank Santander zogen
um 2,7 Prozent an. Regierungskreisen aus Madrid zufolge hat die
bisherigen Stresstests der europäischen Finanzbranche mit der
besten Note bestanden. Die spanische Regierung hat sich dafür
ausgesprochen, die Ergebnisse der von den europäischen
Bankenaufsehern durchgeführten Tests zu veröffentlichen, um das
Vertrauen der Finanzmärkte in ihre Politik zu stärken.
Ein kritischer Analystenkommentar drückte hingegen
RWE 0,6 Prozent ins Minus. Goldman Sachs hatte die
Aktien des Energiekonzerns auf seine Verkaufsliste gesetzt.
Die Aktien des weltgrößten Handyherstellers Nokia
setzten ihre Bergfahrt fort. Die Papiere verloren in Helsinki
0,8 Prozent, nachdem sie am Mittwoch nach einer Gewinnwarnung
bereits auf den tiefsten Stand seit März 2009 gefallen waren.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert Olaf Brenner)