Houston (Reuters) - Bei der Trauerfeier für den Afroamerikaner George Floyd in Houston haben neben den Angehörigen rund 2500 Ehrengäste Abschied genommen.
Zwei Reihen uniformierter Polizisten standen Spalier, als der goldenen Sarg vor dem Gottesdienst in die Kirche gebracht wurde. Auch der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden drückte seine Anteilnahme über eine Videobotschaft während des Gottesdienstes aus. Zu viele schwarze Menschen in den USA wüssten, dass sie ihr Leben verlieren könnten, indem sie einfach ihr Leben lebten. “Wir dürfen uns nicht abwenden. Wir können diesen Moment nicht ungenutzt verstreichen lassen und denken, wir könnten vor dem Rassismus die Augen verschließen”, sagte er.
Während des vierstündige Gottesdienstes, der live von allen großen US-Fernsehsendern übertragen wurde, hielt der prominente Bürgerrechtler Al Sharpton die Trauerrede. Er bezeichnete Floyd als einen “gewöhnlichen Bruder”, der ein großes Vermächtnis hinterlasse. “Gott nahm den verschmähten Stein und machte ihn zum Eckpfeiler einer Bewegung, die die ganze Welt verändern wird”, sagte Sharpton.
Der gewaltsame Tod Floyds durch einen weißen Polizisten bei einer Festnahme treibt seit zwei Wochen Hunderttausende Menschen in den USA und weltweit zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße. Der Todeskampf Floyds wurde mit einer Handykamera festgehalten und zeigt ihn, wie er nach Luft schnappt und “Mama” und “bitte, ich kann nicht atmen” stöhnt. Seine letzten Worte sind zu einer Parole für Zehntausende von Demonstranten auf der ganzen Welt geworden, die seitdem trotz Coronavirus-Pandemie auf die Straße gegangen sind, um Gerechtigkeit für Floyd und ein Ende der Misshandlung von Minderheiten durch die US-Strafverfolgungsbehörden fordern. “Ich kann atmen. Und solange ich atme, kämpfe ich für Gerechtigkeit”, erklärte Floyds Nichte Brooke Williams in einer Laudatio, die von den Trauernden in der Fountain of Praise Church in Houston mit Beifall bedacht wurde. “Dies ist nicht nur ein Mord, sondern ein Hassverbrechen.” Williams war eine von mehreren Verwandten und Freunden, die - fast alle in Weiß gekleidet - während der Trauerfeier sprachen und sich an Floyd als liebevolle, überlebensgroße Persönlichkeit erinnerten.
Während der Totenmesse erklang Gospelmusik und es wurde eine Videomontage mit Fotos und Erinnerungen an den Mann gezeigt, der von seinen Freuden liebevoll “Big Floyd” genannt wurde. Philonise Floyd, ein Bruder des Verstorbenen, sagte schluchzend vor den Trauernden: “George war mein persönlicher Supermann.” Auf Bannern waren Pop-Art-Illustrationen von Floyd zu sehen, der eine Baseballkappe mit einem Heiligenschein darüber trug, Blumen wurden vor einem Foto niedergelegt und Flaggen säumten die Straßen vor der Kirche. Tags zuvor hatten rund 6000 Menschen am offenen Goldsarg Georg Floyd die letzte Ehre erwiesen. Im Anschluss an die Trauerfeier wurde der Sarg mit einer Pferdekutsche zum Friedhof in Pearland, Texas, gebracht, wo Floyd in einer privaten Zeremonie beigesetzt wurde.