LONDON/FRANKFURT/PEKING (dpa-AFX) - Der Euroraum könnte vor einer abermaligen geldpolitischen Lockerung stehen. Jüngste Konjunkturdaten zeichnen ein trübes Bild für die Euro-Wirtschaft. Insbesondere eine Erholung der Konjunktur im zweiten Halbjahr, wie sie die Europäische Zentralbank (EZB) bisher erwartet, könnte sich als Trugbild erweisen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die bislang robuste Konjunktur Deutschlands zusehends vom Abwärtssog der Schuldenkrise erfasst wird. Sollte dazu noch die Griechenlandkrise eskalieren, erwarten Experten freilich eine noch viel aggressivere Reaktion der Notenbank.
Doch auch ohne Staatspleite und möglichen Euro-Austritt Athens sorgt die Schuldenkrise für starke Bremsspuren. So gaben am Donnerstag die stark beachteten Einkaufsmanagerindizes (PMI) sowohl für den gesamten Euroraum als auch in Deutschland kräftig nach. In der Industrie setzten die PMIs ihren Sinkflug der Vormonate fort und fielen auf den tiefsten Stand seit Mitte 2009. Seinerzeit wurden Deutschland und die Weltwirtschaft infolge der ersten Finanzkrise von einer schweren Rezession heimgesucht. Unterdessen gab der Ifo-Index - wichtigstes Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft - im Mai so stark wie zuletzt im Sommer 2011 nach. Damals rief das Tauziehen um das zweite Hilfspaket für Griechenland starke Verunsicherung hervor.
WIE REAGIERT DIE EZB?
Derart schwache Konjunkturzahlen stellen eine Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr 2012 zumindest in Frage. Dementsprechend erwarten die Ökonomen der US-Bank JP Morgan, dass die EZB ihre geldpolitischen Zügel abermals lockern wird, möglicherweise bereits auf der nächsten Zinssitzung im Juni. Als nahezu sicher kann demnach gelten, dass die Notenbank ihre im Juli auslaufende Vollzuteilung verlängern wird. Über dieses Instrument können sich die Geldhäuser über Refinanzierungsgeschäfte mit der EZB so viel frisches Zentralbankgeld wie nötig beschaffen.
Ob die Notenbank darüber hinaus Stützungsmaßnahmen wie zusätzliche Langfristtender beschließen wird, ist laut JP Morgan ungewiss. Zumindest spreche die Griechenlandwahl Mitte Juni dafür, dass die EZB noch etwas abwarte, bevor sie ihre bereits hochexpansive Geldpolitik weiter lockere. Sollte die Griechenlandkrise aber eskalieren und damit die Stimmung an den Finanzmärkten stark eintrüben, sei freilich auch eine viel aggressivere Reaktion der EZB möglich. 'In diesem Fall würden zusätzliche Dreijahrestender und eine Reaktivierung des Anleihekaufprogramms ins Spiel kommen.' Auch schnelle Zinssenkungen seien dann nicht auszuschließen.
CHINA SCHWÄCHELT
Aber nicht nur im Euroraum, auch bei der weltweiten Wachstumslokomotive China trüben sich die Konjunkturaussichten zusehends ein. Nach unlängst reihenweise enttäuschenden Daten insbesondere zum Außenhandel und den Unternehmensinvestitionen sorgte am Donnerstag das chinesische Pendant zu den Euro-PMIs für lange Gesichter. Der Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC hatte im Mai abermals nachgegeben und verharrt damit seit mehr als einem halben Jahr unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Dies lässt auf eine seither schrumpfende Industrie schließen. Mithin wird auch in China eine Lockerung der Geldpolitik immer wahrscheinlicher./bgf/jsl/he
Doch auch ohne Staatspleite und möglichen Euro-Austritt Athens sorgt die Schuldenkrise für starke Bremsspuren. So gaben am Donnerstag die stark beachteten Einkaufsmanagerindizes (PMI) sowohl für den gesamten Euroraum als auch in Deutschland kräftig nach. In der Industrie setzten die PMIs ihren Sinkflug der Vormonate fort und fielen auf den tiefsten Stand seit Mitte 2009. Seinerzeit wurden Deutschland und die Weltwirtschaft infolge der ersten Finanzkrise von einer schweren Rezession heimgesucht. Unterdessen gab der Ifo-Index - wichtigstes Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft - im Mai so stark wie zuletzt im Sommer 2011 nach. Damals rief das Tauziehen um das zweite Hilfspaket für Griechenland starke Verunsicherung hervor.
WIE REAGIERT DIE EZB?
Derart schwache Konjunkturzahlen stellen eine Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr 2012 zumindest in Frage. Dementsprechend erwarten die Ökonomen der US-Bank JP Morgan, dass die EZB ihre geldpolitischen Zügel abermals lockern wird, möglicherweise bereits auf der nächsten Zinssitzung im Juni. Als nahezu sicher kann demnach gelten, dass die Notenbank ihre im Juli auslaufende Vollzuteilung verlängern wird. Über dieses Instrument können sich die Geldhäuser über Refinanzierungsgeschäfte mit der EZB so viel frisches Zentralbankgeld wie nötig beschaffen.
Ob die Notenbank darüber hinaus Stützungsmaßnahmen wie zusätzliche Langfristtender beschließen wird, ist laut JP Morgan ungewiss. Zumindest spreche die Griechenlandwahl Mitte Juni dafür, dass die EZB noch etwas abwarte, bevor sie ihre bereits hochexpansive Geldpolitik weiter lockere. Sollte die Griechenlandkrise aber eskalieren und damit die Stimmung an den Finanzmärkten stark eintrüben, sei freilich auch eine viel aggressivere Reaktion der EZB möglich. 'In diesem Fall würden zusätzliche Dreijahrestender und eine Reaktivierung des Anleihekaufprogramms ins Spiel kommen.' Auch schnelle Zinssenkungen seien dann nicht auszuschließen.
CHINA SCHWÄCHELT
Aber nicht nur im Euroraum, auch bei der weltweiten Wachstumslokomotive China trüben sich die Konjunkturaussichten zusehends ein. Nach unlängst reihenweise enttäuschenden Daten insbesondere zum Außenhandel und den Unternehmensinvestitionen sorgte am Donnerstag das chinesische Pendant zu den Euro-PMIs für lange Gesichter. Der Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC hatte im Mai abermals nachgegeben und verharrt damit seit mehr als einem halben Jahr unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Dies lässt auf eine seither schrumpfende Industrie schließen. Mithin wird auch in China eine Lockerung der Geldpolitik immer wahrscheinlicher./bgf/jsl/he