n (neu: Telefonkonferenz, Analysten, Aktienkurs und mehr Details)
KÖLN (dpa-AFX) - Der ins Schlingern geratene Spezialchemie-Konzern Lanxess F:LXS treibt den angekündigten Umbau mit umfangreichen Stellenstreichungen vor allem in Deutschland voran. Bis Ende 2016 sollen weltweit weitere rund 1000 Arbeitsplätze wegfallen, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Köln ankündigte. Das sind knapp 6 Prozent der Belegschaft. "Es handelt sich bei diesem Stellenabbau um einen harten Einschnitt", sagte Personalchef Rainier van Roessel in Köln. Betriebsbedingte Kündigungen schloss er nicht aus. Lanxess droht durch die Kosten für den Stellenabbau für das Gesamtjahr ein Verlust.
Der Stellenabbau sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, sagte der seit April amtierende Konzernchef Matthias Zachert. Etwa die Hälfte der betroffenen Stellen in Verwaltung und Service liege in Deutschland. Besonders stark betroffen sind dabei Leverkusen (etwa 190 Arbeitplätze) sowie die Zentrale in Köln (130 Arbeitsplätze). Zachert stellte auch Standorte auf den Prüfstand und lotet derzeit die Stillegung von Anlagen aus.
Im dritten Quartal konnte Lanxess den Gewinn zwar steigern, der Umsatz sank jedoch leicht. Operativ profitierten die Kölner von ersten Spar-Erfolgen und einer besseren Auslastung ihrer Anlagen.
VERLUSTJAHR NICHT AUSGESCHLOSSEN
Durch die starke Ausrichtung auf das Kautschuk-Geschäft und die Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie war Lanxess 2013 tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Kölner sind als größter Kautschukhersteller der Welt stark von den beiden Branchen abhängig. Im Herbst 2013 hatte ein erstes Sparprogramm bereits weltweit rund 1000 Stellen gekostet. Zuletzt hatte Lanxess noch rund 16 700 Mitarbeiter.
Die Belastungen durch das neue Sparprogramm bezifferte der Firmenchef auf insgesamt 150 Millionen Euro bis Ende 2016. "Wir werden rote Zahlen schreiben", sagte Zachert mit Blick auf das vierte Quartal. Auch für das Gesamtjahr seien rote Zahlen nicht auszuschließen. Es stehe "Spitz auf Knopf", erklärte der Manager.
Sobald das Sparprogramm voll umgesetzt ist, will Lanxess 150 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Insgesamt will Zachert die Kosten auf das Niveau von 2010/2011 drücken.
DREISTUFIGE NEUAUSRICHTUNG
Der Umbau soll in drei Phasen ablaufen: Zunächst liegt der Fokus auf der Verwaltung, danach folgen Produktion und Vertrieb und schließlich etwa Allianzen im Kautschukgeschäft. Mehr Details zu möglichen Allianzen seien aber frühestens - "wenn überhaupt " - im zweiten Halbjahr 2015 zu erwarten. Wir schießen aber nicht aus der Hüfte, erklärte Zachert. Die Neuausrichtung sei nicht nur auf die Kosten ausgerichtet.
Die Börse reagierte skeptisch. Die Aktien büßten nach der jüngsten Erholung gegen Mittag als schwächster Dax-Wert mehr als 4 Prozent ein. Analyst Horst Bertram von der Baader Bank erklärte, das dritte Quartal habe die Erwartungen zwar etwas übertroffen, vom Sparprogramm habe sich der Markt aber mehr versprochen. Auch Experte Peter Spengler von der DZ Bank verwies auf die weiter schwierigen Marktbedingungen. Die Reifennachfrage sei besser als im Vorjahr, aber schlechter als erwartet.
SCHWÄCHE IM KAUTSCHUKGESCHÄFT BELASTET WEITER
Die Schwäche bei Kautschuk mit Überkapazitäten und Preisdruck macht dem Konzern weiterhin zu schaffen. Auf den ersten Blick verbesserte sich zwar der Gewinn im dritten Quartal von 11 auf 35 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatten aber Umbaukosten den Gewinn gedrückt. Der Umsatz sank um 0,5 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis zog dagegen deutlich an: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen (Ebitda) kletterte dank einer höheren Auslastung der Produktion und Einsparungen um 12,3 Prozent auf 210 Millionen Euro. Lanxess profitierte auch von guten Geschäften mit Landwirtschafts- und Bauchemikalien.
Die Ziele für 2014 bestätigte Zachert. Das operative Ergebnis (Ebitda vor Sonderposten) dürfte zwischen 780 und 820 Millionen Euro liegen, nach 735 Millionen ein Jahr zuvor. Die leichte Erholung der Weltwirtschaft dürfte auch im weiteren Jahresverlauf anhalten. Die Unsicherheit sei aber durch zahlreiche Krisen rund um den Globus gestiegen. Auch die Perspektiven für Europa hätten sich eingetrübt. Insgesamt habe sich die Konjunktur abgeschwächt.as
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