INGELHEIM (dpa-AFX) - Der zweitgrößte deutsche Pharmahersteller Boehringer Ingelheim reagiert mit deutlichen Kostensenkungen auf sinkende Umsätze. "Wir müssen uns Freiraum verschaffen. Dieser Freiraum wird uns ermöglichen, weiterhin intensiv in organisches und nachhaltiges Wachstum zu investieren", teilte der Vorsitzende der Unternehmensleitung, Andreas Barner, am Montag in Ingelheim am Rhein mit. Im ersten Halbjahr 2014 sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 7,9 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro. Die Folge ist ein Sparprogramm.
Neben negativen Währungseffekten durch den starken Euro musste Boehringer nach eigenen Angaben in den ersten sechs Monaten mit steigendem Preisdruck und Marktveränderungen kämpfen. Im wichtigsten Geschäftsfeld - den verschreibungspflichtigen Medikamenten - ging der Umsatz insgesamt um 5,4 Prozent zurück. Zuwächse habe das Familienunternehmen hingegen beim Geschäft mit Biopharmazeutika (plus 2,5 Prozent) oder frei verkäuflichen Arzneimitteln (plus 3 Prozent) verzeichnet. Zum Gewinn machte Boehringer keine Angaben.
Als Rezept gegen die sinkenden Umsätze steuert Boehringer einen strikten Sparkurs an. Der Zuwachs an Mitarbeitern soll beschränkt werden. Weitere Einstellungen soll es vorerst nur in der Biopharmazie und in den Bereichen Produkteinführungen und Produktion geben, wie es hieß. Ob damit unterm Strich Stellen abgebaut würden, dazu wollte sich die Sprecherin nicht äußern. Klar sei das Ziel: Insgesamt 15 Prozent der Kosten sollen in Deutschland eingespart werden. Über das Thema hatte zuerst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag) berichtet.
Trotz des strikten Kostenmanagements bleibe jedoch die Einführung neuer Produkte eine der ersten Prioritäten, sagte Barner. Zudem sollen 2014 weltweit rund 643 Millionen Euro in Sachanlagen investiert werden, fast die Hälfte in der Bundesrepublik.
Boehringer beschäftigte 2013 nach eigenen Angaben weltweit rund 47 500 Mitarbeiter. In Deutschland waren es Ende Juni 2014 etwa 14 000.mb