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HINTERGRUND: Deutsche Finanzvorstände jubeln - Niedrige Zinsen sparen Milliarden

Veröffentlicht am 30.06.2012, 10:05
FRANKFURT (dpa-AFX) - Während ganz Europa mit Bangen auf die immer weiter eskalierende Schuldenkrise blickt, können sich die Finanzvorstände deutscher Unternehmen die Hände reiben. Noch nie mussten sie so wenig für fremdes Geld bezahlen wie derzeit. Dabei profitieren große Konzerne wie Daimler , Telekom oder Linde vor allem von der Schuldenkrise in Europa - die Investoren weltweit suchen händeringend nach sicheren Anlagezielen und stürzen sich dabei auch auf Anleihen deutscher Unternehmen.

Während in den Problemländern wie Italien und Spanien für Staat und Konzerne Fremdkapital immer teurer wird, sinken die Zinsen hierzulande rapide. Für die Unternehmen ist das gut - schließlich könnte das in den kommenden Jahren Milliarden an Zinsen sparen. Sie müssen sich nur jetzt das Geld ins Haus holen.

Der Gashersteller Linde hat dies bereits getan. Der Finanzvorstand Georg Denoke brachte Ende Mai eine Anleihe für 500 Millionen Euro am Markt unter und musste den Investoren nur 1,75 Prozent an Zinssatz bieten - ein historisch niedriger Wert. Noch im Dezember mussten die Münchener deutlich mehr bezahlen. Nächster aussichtsreicher Kandidat ist der deutsche Autobauer Daimler. Ende März standen bei den Stuttgartern Schulden aus Anleihen in Höhe von 27,5 Milliarden Euro in der Bilanz, 3,9 Milliarden davon fällig innerhalb eines Jahres.

Bereits im vergangenen Jahr zahlten die Stuttgarter deutlich weniger Zinsen. Und das Sparen geht weiter: Bei einer in der vergangenen Woche platzierten Anleihe mussten sie den Anlegern lediglich knapp über zwei Prozent Zinsen für 6 Jahre Laufzeit versprechen. Spanien musste am Donnerstag vergangener Woche mit gut sechs Prozent für 5 Jahre Laufzeit rund das Dreifache bieten.

Für die Unternehmen ist der Anleihemarkt zur Geldbeschaffung zuletzt immer wichtiger geworden. Zudem ist es derzeit kaum möglich, sich viel Kapital am Aktienmarkt zu holen - wie die immer wieder verschobenen Börsengänge des Chemieunternehmens Evonik, der Siemens -Sparte Osram oder des Autogeschäfts von Rheinmetall zeigen. Doch auch die Banken tragen ihr Scherflein dazu bei. 'Wir sehen, dass die Banken konservativer geworden sind und sich etwas aus der Unternehmensfinanzierung zurückziehen', sagt Axa-Expertin Anne Velot. So würden viele Banken wegen der anstehenden neuen Kapitalanforderungen (Basel III) ihre Kreditvergabe zurückfahren.

Wie der deutsche Staat profitieren die Unternehmen in den Kernländern der Eurozone von der Risikoscheu der Anleger: Riskante Anlagen werden gemieden, vergleichsweise sichere erhalten einen Bonus. Die Sorgen bei Staatsanleihen übertragen sich nach Ansicht der Axa-Strategen auf die Welt der Unternehmen. War Anlegern vor der Finanzkrise noch weitgehend egal, aus welchem Land ein Anleihe-Emittent kam, so sind die Risikoaufschläge in den Randlagen der Eurozone zuletzt deutlich angestiegen. 'Die Kreditvergabe in Deutschland bleibt insgesamt sehr robust, auch wenn das anders wahrgenommen wird. In der europäischen Peripherie entwickelt sich die Kreditvergabe hingegen weiter schwach', erklärt Velot die unterschiedliche Entwicklung.

Die Kreditanalysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sehen in ihrer aktuellen Einschätzung der Anleihemärkte eine deutliche Verschlechterung der Bedingungen für die Südeuropäer. 'Spanische Unternehmen sind seit Wochen komplett vom Markt verschwunden', heißt es von den Experten zu den Neuemissionen in Europa. Nach Daten der Bank of America mussten nicht aus der Finanzbranche stammende Unternehmen aus den Problemländern im Schnitt einen mehr als vier Prozent höheren Zins bieten als der deutsche Staat.

Daraus entsteht deutschen Unternehmen ein deutlicher Wettbewerbsvorteil. Die noch zum großen Teil in Staatsbesitz stehende Deutsche Telekom profitiert vom guten Leumund des größten Aktionärs: Die Anleihen der Bonner mit fünf Jahren Restlaufzeit rentieren am Markt bei knapp unter zwei Prozent. Der ehemalige spanische Staatsmonopolist und Telekom-Konkurrent Telefónica hingegen erleidet die Kehrseite der Medaille: Die Belastungen aus spanischer Banken-, Schulden- und Konjunkturkrise treiben die Renditen der Madrilenen bei einer Restlaufzeit von fünf Jahren derzeit auf 6,5 Prozent.

Die Spanier müssen sich deswegen derzeit von Tafelsilber trennen, um den Schuldenberg abzutragen und die immer erdrückender werdende Zinslast zu verringern. Ein Problem, das deutschen Unternehmen bei den günstigen Konditionen derzeit kaum droht./men/zb/he

--- Von Marco Engemann, dpa-AFX ---

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