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HINTERGRUND/Lehre aus der Finanzkrise: Dax-Konzerne bezahlen Aufsichtsräte fest

Veröffentlicht am 05.05.2012, 11:44
Aktualisiert 05.05.2012, 11:48
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Versagen einiger Aufsichtsräte in der Finanzkrise führt zu einem Umdenken bei der Bezahlung der Kontrolleure. Viele Aufseher sollen in Zukunft nicht mehr von steigenden Aktienkursen profitieren, sondern ihr Gehalt fix bekommen. Damit soll verhindert werden, dass Aufsichtsräte leichtfertig Risiken abnicken. In schlechter Erinnerung sind vor allem die Banken: Aufsichtsräte haben dort zum Teil undurchschaubare Geschäfte genehmigt und damit Institute ganz oder teilweise in Staatsbesitz getrieben. Die Regierungskommission für gute Unternehmensführung präferiert daher jetzt offenbar eine fixe Bezahlung von Aufsichtsräten. Variable Bezüge sollen aber weiter nicht ausgeschlossen sein. Zudem sind die Empfehlung der Kommission rechtlich nicht bindend. Viele Dax-Konzerne sind dem Vorhaben allerdings schon voraus - schon die Hälfte hat die Vergütung für das Kontrollgremium umgestellt. Weitere folgen in der aktuellen Hauptversammlungssaison.

Wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus Kreisen der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK) erfuhr, will diese schon bald im Kodex empfehlen, dass der Aufsichtsrat 'eine fixe Vergütung erhalten soll'. Zudem soll es ergänzend heißen: Er 'kann' zusätzlich auch eine variable Vergütung erhalten, die in einem solchen Fall aber langfristig orientiert sein solle. Bisher rät die Kommission sowohl zu einer fixen als auch variablen Vergütung. Geplant sei, die neue Empfehlung noch in diesem Sommer auszusprechen. 'Die Sicht der Investoren hat sich aufgrund der Krisen der vergangenen Jahre grundlegend gewandelt', hieß es aus den Kommissionskreisen.

Vor der Finanzkrise sah die Welt noch ganz anders aus: Vor etwa zwölf Jahren, als der Neue Markt boomte und allerorts kleine Internet-Unternehmen wie Pilze aus dem Boden schossen und für Börseneuphorie sorgten, bis die Blase platzte, hatte eine ganz andere Idee im Fokus gestanden. 'Damals wollte man den kleinen Gesellschaften auch eine Chance geben, gute und erfahrene Aufsichtsräte zu sich zu holen', sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Um die Attraktivität dieser Kleinunternehmen zu erhöhen, wurde von der Regierung daher die Beteiligung am Unternehmensgewinn empfohlen. Seither heißt es in dem von der Regierungskommission der Bundesrepublik erarbeiteten Regelwerk, dass der Aufsichtsrat sowohl eine fixe als auch eine variable Vergütung erhalten solle.

Viele Unternehmen haben allerdings schon ohne den guten Rat der Regierung gehandelt. 'Inzwischen haben mehr als die Hälfte der Dax-Konzerne von einer fixen und variablen Vergütung auf eine rein fixe umgestellt, jüngst etwa Bayer am 27. April', so Tüngler. Die Deutsche Börse will am 16. Mai folgen und ihre Aktionäre auf der Hauptversammlung darüber abstimmen lassen. Keine Änderungspläne dagegen hat etwa der Einzelhandelskonzern Metro . Es werde an der erfolgsabhängigen Vergütung weiter festgehalten, sagte ein Metro-Sprecher. Auch bei der Deutschen Bank und der Commerzbank sind keine Änderungen geplant. Beide haben ihre variable Vergütung des Aufsichtsrats an die Dividende gekoppelt. Bei der Commerzbank, die zugleich betont, dass diese Koppelung 'ein transparentes und nachvollziehbares System' sei, entfällt der variable Anteil für die Kontrollorgane daher für 2011. Bei der Deutschen Bank heißt es zudem, sie verfolge Entwicklungen im Bereich Corporate Governance aufmerksam. Sollte eine Umstellung empfohlen werden, würde sich die größte deutsche Bank dem dann wohl nicht entziehen.

Ähnlich klingt das bei der Telekom : Der Aufsichtsrat werde sich mit dem Vergütungsthema befassen, 'wenn die Regierungskommission ihre bisherige Kodex-Empfehlung zur Vergütungsstruktur - wie derzeit vorgeschlagen - anpassen sollte'. Solange bleibe auch in Bonn alles beim Alten. Keinen Handlungsbedarf hat dagegen zum Beispiel der Sportartikel-Hersteller Adidas . Die Franken haben eine Umstellung nicht nötig, da die Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder hier seit jeher rein fix ist. 'Wir haben uns gegen eine variable Vergütung auch innerhalb der Corporate Governance ausgesprochen, um die erforderliche unabhängige Kontrollfunktion des Aufsichtsrates zu gewährleisten', sagte ein Adidas-Sprecher.

'Das ist der richtige Weg', kommentiert Aktionärsvertreter Tüngler. Dass immer mehr Unternehmen die Arbeit im Aufsichtsrat mit festen Beträgen vergüten, begrüßt er, 'denn die Aufgabenbereiche von Vorstand und Aufsichtsrat sind verschieden'. Der Aufsichtsrat müsse sich an der langfristigen Entwicklung des Unternehmens orientieren. In schwierigen Zeiten trage er zudem mehr Risiken und müsse noch stärker kontrollieren./ck/zb/wiz

--- Von Claudia Kahlmeier, dpa-AFX ---

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