Investing.com - Der Kampf gegen die Inflation geht weiter und die Europäische Zentralbank (EZB) ist entschlossen, ihre Waffen auch weiterhin einzusetzen. In einem kürzlich veröffentlichten Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde klare Worte gefunden: Die Zinsen müssen "so lange wie nötig" hoch gehalten werden, um das Ziel einer stabilen Inflation von 2% zu erreichen.
"Nach Jahren zu niedriger Inflation ist sie nun zu hoch und dürfte zu lange zu hoch bleiben. Das mindert den Wert des Geldes, verringert die Kaufkraft und trifft Menschen und Unternehmen im gesamten Euroraum – ganz besonders die Schwächsten in unserer Gesellschaft", sagte Lagarde. Die Zinsen sollen "auf ein ausreichend restriktives Niveau" angehoben werden und "dort so lange wie notwendig belassen" werden.
EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel erklärte derweil auf dem Wirtschaftstag des Wirtschaftsrats der CDU, dass der straffe geldpolitische Kurs noch nicht sein Ende erreicht habe. "Um ein angemessen restriktives Niveau zu erreichen, bedarf es weiterer Zinsschritte", betonte Nagel gemäß eines veröffentlichten Redetextes.
Nagel hob hervor, dass die EZB dieses Niveau für eine ausreichend lange Zeit aufrechterhalten müsse, bis die Inflation nachhaltig gesunken sei.
Im Mai wurden die Leitzinsen im Euro-Währungsgebiet zum siebten Mal um 0,25 % erhöht. Zuvor hatte es drei Erhöhungen um jeweils 50 Basispunkte gegeben. Der Leitzins, zu dem Geschäftsbanken frisches Kapital von der EZB erhalten können, liegt derzeit bei 3,75 %. Wenn Banken Geld bei der EZB parken, winken ihnen künftig 3,25 % Zinsen. In ihrem Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation schließt die EZB weitere Zinserhöhungen nicht aus.
Die Inflation in der Eurozone ist im vergangenen Monat leicht gestiegen, die jährliche Inflationsrate erhöhte sich von 6,9 auf 7,0 %. Dieser, wenn auch marginale, Preisanstieg unterstreicht die anhaltenden Herausforderungen für die Euro-Wirtschaft.
Von besonderem Interesse ist die so genannte Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt werden und somit einen tieferen Einblick in die zugrunde liegenden Inflationstrends gewährt wird. Zum ersten Mal seit vielen Monaten ist diese Rate leicht gesunken, von 5,7 auf 5,6 Prozent. Die Preisentwicklung im Euroraum insgesamt ist also nach wie vor hoch, doch lässt sich eine leichte Stabilisierungstendenz erkennen.