Investing.com - Der US-Aktienmarkt steht vor seinem bisher größten Test des Jahres. Das sagt Masanari Takada, Cross-Asset-Stratege bei der japanischen Großbank Nomura (T:9716) Securities in Tokio.
Der Börsenkrach im Dezember, der sich als der schlechteste Börsenmonat seit Anfang der 30er-Jahre erwies, sei im Vergleich zu dem, was in den kommenden Tagen passieren könnte, ein Pappenstiel, so Takada.
Da die Marktstimmung keine Anzeichen einer Verbesserung zeigt, glaubt er, dass die Märkte bereits in dieser Woche wieder den Rückwärtsgang einlegen könnten.
Konkret glaubt der Quant-Stratege, dass die Wall Street stärker unter Druck geraten könnte als im Dezember letzten Jahres, als der Dow Jones von seinem Hoch um mehr als 15 Prozent einbrach.
"Vor allem die US-Börse steht vor ihrem bisher größten Test des Jahres", sagte Takada in einer Kundennotiz.
"Die schwache Börsenstimmung wird Fundamentalhändler in Panik versetzen und systematische Verkäufe durch Charttechniker herbeiführen, die den Trend folgen", erklärte er.
Takadas Analyse beruht auf makroökonomischen und quantitativen Daten, inklusive Kapitalströme von Hedgefonds und Commodity Trading Advisors (CTAs). Seiner Meinung nach zeigen die Daten, dass sich die Stimmung dem niedrigsten Niveau im aktuellen Zyklus nähert.
Da das Volumen im August äußerst gering ist, können Orders von bestimmter Größe Kursbewegungen ungeahnten Ausmaßes annehmen. Mit der Rückkehr der Händler im September und den wieder anziehenden Umsätzen, könnten die Indizes diese Bewegungen aber teilweise wieder korrigieren.
Kommt der Lehman-Crash 2.0?
Im Jahr 2008, als Lehman Brothers Pleite ging, kollabierte der Dow Jones um mehr als 33 Prozent.
Der Börsenkollaps löste damals die große Finanzkrise aus. Im März 2009 erreichte der Dow Jones mit 6443,27 Punkten sein Tief.
Takada wies darauf hin, dass die Marktperformance der letzten zwei Wochen eine "seltsame Ähnlichkeit" mit dem Marktverhalten im Jahr 2008 gezeigt hat. Technische Investoren, einschließlich CTAs, reduzieren bereits ihre Long-Positionen "mit hohem Tempo", was die Verkaufswelle in Zukunft beschleunigen könnte, sagte Takada.
"Die Korrelation zwischen dem Sentiment damals und heute ist nach wie vor recht hoch", sagte Takada. "Auch die vorübergehende Risk-On-Phase nach dem anfänglichen Schock der Inversion der Zinskurve.... und die Risikostimmung, die am 23. August einsetzte, folgen genau dem Muster von 2008."
"Wenn diese unheimliche Ähnlichkeit zwischen den beiden Mustern weiterhin Bestand hat, könnte die Stimmung bald auf ein Niveau fallen, das wir seit Dezember 2018 nicht mehr gesehen haben", fügte er hinzu.
Wie dem auch sei: die nächsten Tage werden zeigen, ob Takada erneut recht behalten wird.
Der Markt heute
Heute profitieren die Weltbörsen jedenfalls von der Meldung aus Peking, wonach man mit den USA die Details über die geplanten Handelsgespräche in bespreche. Das sagte der Sprecher des chinesischen Handelsministerium (MOFCOM), Gao Hucheng, am Donnerstagmorgen. Viel wichtiger sei aber, dass beide Seiten die Verhandlungen fortsetzen und die Bedingungen für die Verhandlungen schaffen, erklärte er.
Der Dax steigt zur Mittagszeit um mehr als 130 Punkte auf 11.833 Zähler. Für den S&P 500-Future geht es um 0,90 Prozent nach oben, der Dow Jones steigt um 0,89 Prozent und der Nasdaq 100-Future gewinnt 1,18 Prozent.
Die als Rezessionsindikator geltende Zinskurve der zwei- und zehnjährigen US-Renditen bleibt zwar invertiert, der Renditeabstand schmolz jedoch auf 1,54 Basispunkte zusammen. Gestern erreichte der Spread kurzzeitig etwas mehr als 10 Basispunkte.
Im Durchschnitt kam es nach der Inversion der Zinskurve gut 22 Monate später zu einer Rezession, sagte die Schweizer Großbank Credit Suisse (SIX:CSGN).