von Robert Zach
Investing.com - EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat auf den kommenden Sitzungen der Europäischen Zentralbank weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Wo der Erhöhungszyklus ende, hänge zum einen von den Inflationsaussichten ab und zum anderen davon, wie sich das wirtschaftliche Umfeld entwickle, sagte sie am Dienstag in einer Rede in Frankfurt.
Laut Lagarde konzentriere sich die Geldpolitik der Zentralbank weiterhin darauf, die Inflation auf ihr Ziel von 2 Prozent zu bringen. Dazu gehöre auch die Beendigung der Nettokäufe von Vermögenswerten und die anschließende Anhebung der Zinssätze auf ein neutrales Niveau, sagte sie. "Wir werden nicht zulassen, dass diese Phase der hohen Inflation das wirtschaftliche Verhalten beeinflusst und ein dauerhaftes Inflationsproblem schafft", versicherte Lagarde.
Entscheidend werde sein, wie nachhaltig sich die Schocks, mit denen wir konfrontiert sind, auf die Inflationserwartungen und das Produktionspotenzial auswirken. "Sollte es Anzeichen dafür geben, dass die hohe Inflation die Inflationserwartungen zu entankern droht, dann würde der mit unserem Ziel kompatible Leitzins im restriktiven Bereich liegen", so Lagarde.
Als weiteren wesentlichen Faktor macht Lagarde die Auswirkungen der erwarteten Wachstumsverlangsamung auf die Inflation aus. Negative Angebotsschocks würden zu einer Verlangsamung der Konjunktur, die sich wahrscheinlich auf die Gesamtinflation auswirken werde.
"In den vergangenen Rezessionen im Euroraum, die bis in die 1970er Jahre zurückreichen, ist die Gesamtinflation ein Jahr später um etwa 1,1 Prozentpunkte zurückgegangen, während die Kerninflation um etwa die Hälfte des gleichen Betrags gesunken ist", erklärte die EZB-Chefin.
Dies sei jedoch keineswegs sicher. So sei die Inflation in einigen rezessiven Phasen, die beispielsweise durch eine Verschlechterung der Angebotsbedingungen ausgelöst wurden, gleich geblieben oder sogar angestiegen. "In unserem Abwärtsszenario, das neben anderen Schocks auch die Auswirkungen eines vollständigen Wegfalls der russischen Gaslieferungen berücksichtigt, rechnen wir mit einer Schrumpfung der Wirtschaft im nächsten Jahr, bevor es 2024 wieder aufwärts geht", sagte Lagarde. Allerdings dürfte die Inflation am Ende des Projektionszeitraums dann höher sein als im Basisszenario der EZB, fügte sie hinzu.