von Robert Zach
Investing.com - Der Energieschock durch den russischen Angriffskrieg "lähmt" die Euro-Wirtschaft. Das sagt niemand geringeres als der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane.
Die Energiekrise sei die treibende "Rezessionskraft" in Europa, sagte der Euro-Notenbanker auf dem Panel "Inflation: Drivers and Dynamics 2022". Er betonte, dass eine kollektive Reaktion auf den Energieschock mit geeigneten Maßnahmen von entscheidender Bedeutung sei, um die Nachfrage nach "enorm teurer" Energie zu reduzieren und die Energiepreise nach unten zu bringen.
Die Europäische Zentralbank strebe einen "neutralen Zinssatz" an, doch sei unklar, ob eine solche Straffung ausreichen würde, um die galoppierende Inflation einzudämmen, so Lane weiter. Ohne eine Normalisierung der Geldpolitik werde es nicht möglich sein, die Teuerungsrate in Richtung der Zielmarke von 2 % zu senken.
Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise in der Eurozone im August um 9,1 Prozent. So schnell waren die Preise noch nie seit der Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999 gestiegen.
In Reaktion auf die hochschießende Inflation hat die EZB die Leitzinsen in diesem Jahr bereits um 125 Basispunkte auf 1,25 Prozent angehoben. Weitere Zinsschritte sollen folgen. Unklar ist, wie hoch der Leitzins noch steigen könnte. Einig ist sich der EZB-Rat aber darin, dass er weiter in Richtung des neutralen Niveaus angehoben werden muss. Als neutraler Zins gilt in der Theorie ein Zinsniveau, das weder eine bremsende noch eine stimulierende Wirkung auf die Wirtschaft hat.
Frankreichs Notenbankchef Villeroy hatte Mitte September geschätzt, dass der neutrale Bereich für die Eurozone unter oder nahe bei zwei Prozent liegt. Dieses Zinsniveau könnte bereits Ende des Jahres erreicht werden, meinte er.
Die nächste EZB-Sitzung findet Ende Oktober statt.