Investing.com - Die türkische Zentralbank hat am Donnerstag ihren einwöchigen Reposatz - die so genannte Policy Rate - den dritten Monat in Folge konstant bei 8,25 Prozent gelassen. Die türkische Lira wertete im Anschluss sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch gegenüber dem Euro weiter ab.
"Die allmähliche Normalisierung der auf die Pandemie ausgerichteten finanzpolitischen Maßnahmen und die kürzlich ergriffenen Schritte zur Straffung des Liquiditätsmanagements dürften die gesamtwirtschaftliche Stabilität unterstützen", hieß es in der Erklärung.
Die Bank erklärte, dass die Unsicherheiten hinsichtlich der Bedingungen der Inlands- und Auslandsnachfrage nach wie vor erheblich seien, und betonte, dass sie die Liquiditätsoperationen fortsetzen werde.
In den letzten Wochen hat die Bank zahlreiche Maßnahmen zur Straffung der Liquiditätsbedingungen ergriffen, um die türkische Lira zu stabilisieren.
Die Zentralbank betonte, dass die wirtschaftliche Erholung, die im Mai begann, an Fahrt gewinnt, und füge hinzu, dass das Niveau des realen Wechselkurses den Leistungsbilanzsaldo in den kommenden Tagen stützen werde.
Die Lira wertete im Anschluss an die Entscheidung der türkischen Zentralbank erneut ab. Zum US-Dollar fiel sie um 0,76 Prozent auf 7,3446 Lira und zum Euro um 0,53 Prozent auf 8,6731 Lira. Um der Währung neues Leben einzuhauchen, hätte die Zentralbank die Zinsen erhöhen können. Da jedoch Präsident Recep Tayyip Erdogan konsequent gegen höhere Zinsen ist, bleibt die Policy Rate unverändert bei 8,25 Prozent.
Nach Einschätzung der Commerzbank-Ökonomin Esther Reichelt wäre es an der Zeit gewesen, die Zinsschraube anzuziehen: “Nur mit einer offiziellen und signifikanten Leitzinserhöhung kann die Notenbank dem Markt beweisen, dass sie sich nicht scheut, die Zinsen auch entgegen Präsident Erdogans explizitem Wunsch zu erhöhen, wenn es ökonomisch gerechtfertigt ist, um die Lira zu stabilisieren und die Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits zu gewährleisten", zitierte Reuters die Ökonomin. Die Zentralbank habe aber durch die Hintertür dafür gesorgt, dass sich die effektiven Refinanzierungskosten erhöht hätten, indem sie die Liquiditätsversorgung über günstigere Geldgeschäfte einschränkte. Auch wenn dieser Weg weiter beschritten werde, bringe dies “kaum was”, so die Expertin.