Berlin, 26. Mrz (Reuters) - Der Mittelstand hält regelmäßige Corona-Tests in mindestens 90 Prozent der deutschen Unternehmen für unrealistisch. Das sei über die Oster-Feiertage nicht zu schaffen, sagte Ferdinand Munk, der beim Mittelstandsverband BVMW die Kommission Arbeit und Soziales leitet, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Bundesregierung wolle mit ihrem Druck vom eigenen Versagen beim Impfen und Testen ablenken. "Es ist völlig ungeklärt, welche Corona-Tests von den Unternehmen angewendet werden sollen, wie mit den Ergebnissen der Tests verfahren werden soll und vor allem wo die fehlenden Tests herkommen sollen. Der Mittelstand erwartet insbesondere eine Antwort auf die Frage, wer für die immensen Kosten aufkommt."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte der Wirtschaft diese Woche mit Auflagen gedroht, sollten sie ihre Mitarbeiter, die nicht im Homeoffice sind, nicht zwei Mal pro Woche testen. Anfang April will sie wissen, wie viele Firmen Tests anbieten. Die Regierung werde auch eigene Erhebungen machen. Das Bundeskabinett werde am 13. April über eine Pflicht entscheiden. Auch Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte eine Schwelle von mindestens 90 Prozent für regelmäßige Tests genannt. Es werde Rechtsverordnungen geben, sollten zu wenige Firmen mitziehen.
Munk ergänzte, Merkel solle erst einmal ihre Hausaufgaben erledigen, bevor sie Unternehmen neue finanzielle und bürokratische Lasten auferlege. Es müsse jetzt aber von Zwangsmaßnahmen ausgegangen werden. Munk ist Chef der Firma Günzburger Steigtechnik, einem Spezialisten für Leitern, Rollgerüste und Sonderkonstruktionen.
Auch einer DIHK-Umfrage zufolge dürften die 90 Prozent schwierig zu erreichen sein. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hatte vergangenes Wochenende betont, knapp ein Fünftel der Unternehmen biete Beschäftigten regelmäßig Corona-Tests an. Weitere 28 Prozent wollen dies nach eigenen Angaben in Kürze tun. Je größer die Unternehmen, desto häufiger gebe es bereits Teststrategien oder entsprechende Pläne.