BONN (dpa-AFX) - Netzagenturpräsident Klaus Müller hat vor einem von Kritikern geforderten Abbruch der Planungen für den Bau weiterer LNG-Terminals gewarnt. Angesichts der Debatte um die Sinnhaftigkeit der noch zu bauenden Terminals sagte er dem Nachrichtenportal T-Online: "Von Überkapazitäten sind wir meilenweit entfernt. Mir machen die Diskussionen um den Stopp für den LNG-Terminalbau große Sorgen. Denn wir wissen nicht, ob die künftigen Winter wieder so mild werden." Auch im nächsten Winter sei eine Gasmangellage "nicht unmöglich". LNG ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung "Liquefied Natural Gas", zu deutsch: verflüssigtes Erdgas.
Der russische Staatspräsident Wladimir Putin könne Gas weiter als Waffe einsetzen, etwa über die Pipeline, die derzeit Südosteuropa mit Gas versorge. "Stellt er auch dort die Pipeline ab, richtet sich der Blick in der EU schnell auf uns in Deutschland, auf unsere Flüssiggasterminals", sagte Müller. "Flüssiggas und die LNG-Terminals, die jetzt noch kommen sollen, sind also unsere Versicherung gegen kalte Winter und gegen russische Aggressionen." Auch wenn Deutschland sie vielleicht nicht immer brauchen werde, sei es dennoch gut, sie zu haben. "Ich werbe deshalb ausdrücklich dafür, an der Planung und dem Bau der sechs LNG-Terminals festzuhalten."
An den deutschen Küsten sind bislang drei schwimmende LNG-Terminals in Betrieb. Drei weitere sollen Ende 2023/Anfang 2024 den Betrieb aufnehmen. 2026 und 2027 sollen drei stationäre Terminals starten, über die später auch Wasserstoff importiert werden soll. Kritiker halten die Planungen für überdimensioniert und fürchten negative Folgen für den Klimaschutz durch einen höheren Gasverbrauch. Die Bundesregierung argumentiert mit einem "Sicherheitspuffer", über den im Notfall auch Nachbarstaaten mitversorgt werden könnten.